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26. Juli 2010 | Menschen | 

Zwei Kinder kehren heim zum Vater


Eleanor and Raymond Yank with Fr. Kentenich in their Home ShrineMichael und Margaret Fenelon. Der Himmel ist erlebte Wirklichkeit! Das ist das Geschenk, welches Pater Kentenich uns durch dieses Leben - unser Schönstattleben - gegeben hat. Vor 45 Jahren berührte der Himmel erneut die Erde auf eine sehr reale Weise. Am 23. Februar 1964 luden unsere Eltern, Raymond und Eleanor Yank, Pater Kentenich zu sich nach Hause ein. Sie baten die Gottesmutter gemeinsam, sich in ihrem Hausheiligtum niederzulassen, um ihr Zuhause zu einem Ort der Gnade zu machen. Die Realität ihrer Anwesenheit als Mutter und Erzieherin hat sich über die vielen Jahre hinweg in allen Lebenslagen bestätigt. Vater und Mutter, uns allen sieben Kindern sowie späteren Ehepartnern und letztlich 31 Enkelkindern wurde die Gnade, in die Haltung des kindlichen Vertrauens vor Gott hineinzuwachsen, gegeben. Diese Entwicklung wird niemals enden und geht stets weiter.

Three generations in the Home Shrine: Raymond and Eleanor Yank, Margaret and Mike Fenelon, Sarah and Jason Fenelon

Es war ein Segen, als unsere Eltern am 6. Juni 2008 bei uns einzogen. Das Geschenk, sie in unserem Zuhause zu haben, ist unvergleichlich. Von da an erfüllte die Gnade zweier Hausheiligtümer, und zwar unseres und nun auch ihres - das ihre von Pater Kentenich eingesegnet - unsere Herzen und unser Zuhause. Als wir feststellten, dass sich die Weihe ihres Heiligtums am 23. Februar 2009 zum 45. Mal jährte, baten wir Pater Langsch, zu uns zu kommen und diese noch einmal zu wiederholen. Die Feier war einfach und schön gestaltet und ein wenig war jedem von uns bewusst, wie wichtig dieser "neue Einbruch des Göttlichen" - wie Pater Kentenich seinerzeit Erneuerungen solcher Weihen charakterisiert hatte - für uns werden sollte. Was wir damals noch nicht wussten - innerhalb der nächsten sechs Monate würden sowohl Vater als auch Mutter dieses irdische Zuhause in die Ewigkeit verlassen. Dass wir diese kostbare Zeit noch zusammen verbringen durften, ist ein Geschenk, für das wir immer dankbar sein werden.

Die letzten Wochen und Monate waren, zurückblickend, eine "Liebesschule" mit unserer Mutter, die stets unsere beste Erzieherin war. Einige dieser Momente möchten wir nun mit allen Lesern von schoenstatt.de teilen, damit Sie sich mit uns daran in der reichen und barmherzigen Liebe unseres himmlischen Vaters und der Fürsorge unserer Gottesmutter und ihres liebenden Sohnes erfreuen können.

Raymond Peter Yank

Geboren am 19 Februar 1919 - Auferstanden in das Ewige Leben am 16. Juni 2009

Raymond and Eleanor Yank with Fr. KentenichRaymond kam in Milwaukee, Wisconsin, zur Welt und wuchs dort als Einzelkind auf. Als er gerade sieben Jahre alt war, starb sein Vater; zwei Jahre später auch seine Mutter. Seine Eltern kamen aus Österreich - darauf war er sehr stolz. Ein Onkel und dessen Frau nahmen ihn zu sich in die Familie und zogen ihn auf wie ihren eigenen Sohn.

Raymond war ein bescheidener und demütiger Mann, dem Glaube und Familie alles bedeuteten. Für ihn war immer klar, dass er Pater Kentenich sein Wachstum im Glauben verdankte. Im Jahr 1959 - damals waren Raymond und Eleanor gerade 12 Jahre verheiratet - trafen sie Pater Kentenich und begannen, seinen "Montag-Abend-Vorträge" beizuwohnen. Ihre große Liebe für Schönstatt und ihr Wunsch, in Heiligkeit in der Ehe und im Familienleben zu wachsen, bewegte sie dazu, Gründungsmitglieder des 1. Kurses - Filia Crucis Grata - unseres Schönstatt-Familieninstitutes in der Delegation USA/Puerto Rico zu werden. Sie waren außerdem die ersten Leiter der Delegation.

Das Familieninstitut wurde zu Raymonds Lebensquelle und er lebte und atmete sozusagen aus dieser Spiritualität. Er fand Trost und spirituelle Kraft für viel Kreuz und Leid in seinem Leben. 1994, als ein Hirnschlag seine rechte Körperhälfte lähmte, war er auch nicht mehr in der Lage zu sprechen und begab sich in eine intensive Rehabilitationstherapie. Nach einigen Wochen, als er wieder zaghaft sprechen und schreiben konnte, fragte er als erstes nach seiner Geistlichen Tagesordnung. Sein spirituelles Leben und Wirken waren das Wichtigste für ihn - egal, in was für einer körperlichen Verfassung er auch war.

In den folgenden 15 Jahren nach seinem Schlaganfall beklagte er sich selten, obwohl es sein Leben auf dramatische Weise grundlegend verändert hatte. Man konnte ihm ansehen, dass er jede Bewegung mühsam probierte, und wie es ihm trotzdem nicht möglich war, all die Dinge wieder zu tun, die er sonst gerne gemacht hatte. Er blieb jedoch weiterhin fröhlich und heiter und hatte noch immer einen ausgesprochenen Sinn für Humor.

"Bei ihm" sein

Two fathers blessing...Es war uns eine große Freude, dass Raymond und Eleanor das letzte Jahr ihres Lebens bei uns wohnen konnten. Raymond wollte uns nie zur Last fallen. Aber wir spürten den Segen dadurch, dass wir ihnen nicht nur ein Zuhause bei uns gaben, sondern auch, dass wir uns um unsere eigenen Mitglieder des Familieninstitutes kümmern konnten (in welchem wir auch Mitglieder sind, im 2. Kurs). Das Leben als eine Gemeinschaft wurde für uns zu einer gesegneten Wirklichkeit.

In der Woche bevor Raymond starb, waren sowohl er, als auch Eleanor zur gleichen Zeit im Krankenhaus. Die Krankenschwestern bemerkten, wie schwer es für Eleanor war, ständig zwischen der Herzklinik zur Intensivstation - wo Raymond lag - in einem Rollstuhl zu pendeln. Als feststand, dass Raymond bald sterben würde und nichts mehr für ihn getan werden konnte, mussten sie ihn aus seinem Zimmer verlegen. Das Krankenhauspersonal sah die tiefe Verbundenheit der beiden und die der Familie; deshalb boten sie uns an, Raymond und Eleanor in das gleiche Zimmer zu verlegen. Dies war ein wahrer Segen für uns alle. Alle Bediensteten, die den Raum betraten, waren zunächst überrascht, einen Mann und eine Frau dort liegen zu sehen und waren dann aber ganz gerührt, als sie erfuhren, dass hier ein Ehepaar lag, das bereits über 60 Jahre verheiratet war. Sie sahen Eleanor, wie sie Raymonds Hand hielt, mit ihm sprach und betete, obwohl er im Koma lag. Viele verließen das Zimmer mit Tränen in den Augen vor Rührung. Später erfuhren wir, dass die beiden das Gesprächsthema unter dem Krankenhauspersonal waren, von den Mitarbeitern der Essensausgabe bis zu den Ärzten und Krankenschwestern. Der Arzt von Raymond und Eleanor erzählte später, dass niemals zuvor so viele Krankenschwestern zu ihm kamen und ihm sagten, wie berührt und ergriffen sie von dieser Situation waren. Er meinte, dass sie und die Familie ein wunderbares Zeugnis für den Bund der Liebe und der Eintracht waren. Wir wissen natürlich, dass dies unser Schönstattzeugnis war - Dank der Kraft des Liebesbündnisses, das wir in unserem Hausheiligtum gelebt haben.

Wir brachten Raymond zurück nach Hause, damit er dort seine letzten Tage verbringen konnte. Gott ist so barmherzig in solchen Lebenslagen. Die MTA fügte alle Ereignisse zusammen und vollendete sie. Wir mussten uns keine Sorgen machen. In der Woche bevor Raymond starb, war er noch einmal in der Lage, mit allen seinen sieben Kindern am Telefon oder persönlich zu sprechen - nur einige Stunden bevor er wieder ins Koma fiel. Zuhause konnten ihn noch alle Kinder mit ihren Familien besuchen und sich das letzte Mal in Frieden verabschieden. Die Ärzte wussten damals noch nicht einmal, ob er den Rücktransport überleben würde. Er überstand ihn nicht nur - er blieb so lange am Leben, bis der letzte Sohn (Ray) erst zwei Tage später eintraf und sich verabschieden konnte. Vier Stunden danach entschlief Raymond friedlich im Beisein von Eleanor und fünf von uns Kindern - gerade einmal eine Stunde zuvor hatten wir die Schönstattlitanei singen, für ihn beten und ihn segnen können.

Nachtwache im Exil-Heiligtum

Die Beerdigung war erneut ein Zeugnis unserer Schönstattspiritualität und unseres Lebens im Familieninstitut. Sie war einfach und würdevoll gestaltet. Raymond wurde eine Nacht lang im Exil-Heiligtum aufgebahrt, damit seine eigene und die Schönstattfamilie ihn die ganze Nacht hindurch besuchen konnten. Das Exil-Heiligtum war der Mittelpunkt von Raymonds und Eleanors Glaubensbildung durch unseren Vater und Gründer während seiner Zeit in Milwaukee. Raymonds Sarg war wunderschön aus einfachem Holz gefertigt. Patrick Fenelon, Mikes Bruder, hatte ihn hergestellt. Er war ähnlich wie der von Johannes Paul II, ein Zeichen "unseres Reichtums der Armut". In der Tat waren die ganzen letzten Wochen vor seiner Beerdigung eine Übung in "Armut" - Dankbarkeit, Selbstaufgabe, tiefer schauen, sorglos sein, loslassen. Die Trauerfeier fand in der St. Vincent Pallotti Kirche statt, direkt neben dem Heiligtum. Pater Kentenich hielt seinerzeit viele Male Messen in dieser Kirche. Über 200 Leute waren gekommen. Unsere Schönstattpatres, Gerold Langsch und Peter Locher, feierten die Messe mit den Schönstattschwestern, die im Chor sangen. Raymond wurde anschließend auf dem Calvary Friedhof beerdigt, wo Pater Kentenich in seinen Jahren im Exil auch so viele Stunden verbrachte, dort spazieren lief und verschiedene Menschen traf. Vielen Leuten fiel die Schlichtheit, Schönheit und Tiefe des Trauergottesdienstes auf; es sei eine der schönsten gewesen, an der sie je teilgenommen hatten. Es war ein großartiger Beweis für die Kraft, die aus dem Liebesbündnis kommt sowie der Mission unseres Vaters und Gründers und des Familieninstitutes.

Wir danken all denen in unserer Schönstattfamilie, die uns während dieser Zeit spirituell begleiteten und uns Zeichen des Trostes vermittelt haben - durch die vielen Opfer und Gebete, die uns allen sehr geholfen und Kraft gegeben haben. Es war ein wunderschönes Zeugnis dafür, dass wir wahrhaftig eine Familie des Vaters sind.

Eleanor Margaret Yank

Geboren am 28. März 1918 - Auferstanden in das Ewige Leben am 27. August 2009

Raymond and Eleanor Yank with Fr. Kentenich"Die Mission ist erfüllt!" Diese Worte, formuliert von jemandem, der sehr eng mit Eleanor und Raymond verbunden war, sagen alles! Ihre gemeinsame Lebensreise als gläubige Kinder unseres Vaters und Gründers in seiner "Schule von Milwaukee", wo sie im Glauben geschult und durch die gegenwärtige Wandlung unserer Gemeinschaft des Familieninstituts geleitet wurden, kam letztlich zu seinem irdischen Ende, als Eleanor ging, um Raymond in unserem ewigen Zuhause zu treffen.

Als Raymond am 16. Juni zuhause mitten in der Nacht starb, lag Eleanor schlafend an seiner Seite. Bei seinem letzten Atemzug konnten wir sie endlich aufwecken und ihr mitteilen, dass Vater in unser himmlisches Zuhause heimgekehrt ist. Wir hatten Bedenken, wie sie wohl reagieren würde. Es gab keinen Grund zur Sorge - sie lag nur da und sagte "Oh, wie wunderbar!" Dann nahm sie seine Hand und begann, "mit ihm" zu beten. Ungefähr einen Monat später war sie erneut schwer krank und musste wieder einmal ins Krankenhaus. Eines Morgens wachte sie auf und erzählte uns freudestrahlend ihren Traum: Raymond winkte sie zu sich heran und sagte, "Komm schon Ellie!" Sie hatte große Ehrfurcht vor dieser "Nachricht" und hörte nie auf, sich danach zu sehnen, endlich bei ihm zu sein. Wieder daheim, behielt sie diese Erinnerung stets in ihrem Herzen und entschied sich dazu, nie wieder ins Krankenhaus zu gehen - sie war bereit, "heimzugehen", wenn unser himmlischer Vater sie rief.

Wir wollen deine Liebe künden

Sie sehnte sich so sehr danach, in die Ewigkeit heimzukehren - einige Zeit nachdem unser Vater starb, sagte sie (ein bisschen verärgert): "Und wir hatten ausgemacht, dass ich zuerst gehen würde!" Dieser Wunsch erfüllte ihr Herz - sie war bereit - aber machte sich Sorgen, dass wir versuchen würden, sie zu lange auf Erden behalten zu wollen. Wir mussten ihr versichern, dass Gott einen Weg finden würde, um sie nach Hause zu holen und nur er den Zeitpunkt wisse, wenn er sie rief - wir könnten und wir würden sie nicht zurückhalten. In den nächsten zweieinhalb Monaten war es sehr schwer, sie wirklich glücklich zu machen. Sie gab wahrlich ihr Bestes, um uns diesen Gefallen zu tun, aber wir wussten ja, wo sie in Wahrheit mit ihrem Herzen war und sie konnte nicht vollkommen zufrieden sein, bevor sie nicht endgültig mit ihrem Raymond bei IHM ruhte. Die Kraft des Liebesbündnisses wurde jeden Tag Wirklichkeit. Eleanor fragte sich oft, warum sie noch immer hier war und wir sprachen zusammen darüber, dass Gott sie noch auf Erden haben wollte und brauchte, um ihre Mission zu erfüllen. Und das bedeutete, jede Schwierigkeit, jeden Moment in die Hände unserer Mutter im Heiligtum zu legen und anzuvertrauen - gelebte Blankovollmacht und Inscriptio. Sie wiederholte Worte aus der Blankovollmacht, dem Himmelwärts-Gebet "verkündet - bekennt": "Wir wollen deine Liebe künden." Dieser Satz erfasst das Leben unserer Mutter eindeutig in ihren Worten und teilt ihre Gedanken zum spirituellen Leben. Und je länger wir mit ihr zusammen waren, verkündete und bekannte sie die Wirklichkeit von Gottes Liebe in ihrem Leben. Gegen Ende ihres Lebens wurde sie immer kindlicher, vollkommen zu einem Kind des Vaters. Sie kämpfte manchmal, aber versuchte fortwährend, ihre Hand auszustrecken, um ihr "Ja" zu seinem liebenden Plan zu geben. Wir spürten die Wirklichkeit in ihrem Leben, dass der Himmel die Erde berührte und so viel realer wurde. Der Himmel - das Ziel jeden Lebens, zuhause in Gottes Herzen, zusammen mit Raymond und all den anderen Familien- und Schönstattmitgliedern. Dies war es, was für Eleanor so real war.

Sie versuchte, in all den schweren Stunden das Ideal des Heiligtums zu leben - heldenhaftes Vertrauen im Geiste des Magnifikats. Es war nicht immer leicht für sie. Im lebendigen Heiligtum unserer Familie ist das Symbol unserer Mutter das Kreuz. In der letzten Zeit sagte sie öfter, als sie mit der Bedeutung des Leidens kämpfte, "Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich dieses Symbol wählte?!" Gleichzeitig gab es ihr Trost, das Kreuz mit Jesus zu teilen. Er half ihr, es zu tragen.

Wenn wir auf eigene Kräfte bauen…

"Wenn wir auf eigene Kräfte bauen, sinkt jedes Hoffen und Vertrauen. Wir reichen, Mutter, dir die Hände…" In ihren letzten Wochen und Monaten erinnerte sich Mutter immer wieder an diese Worte. Sie erzählte, dass Pater Kentenich sie ihr in einem persönlichen Gespräch mitgab. Sie waren immer ein Licht auf ihrem Lebensweg. Eleanor hatte sehr melancholische Züge in ihrer Seele und sie wusste, dass sie dazu neigte, sich allzu oft auf sich selbst zu verlassen. Daher versuchte sie immer öfter, den zweiten Teil dieser Botschaft ("Wir reichen, Mutter, dir die Hände") zu verinnerlichen. Immer wenn sie sich sorgte, streckte sie die Hand aus und fand Frieden - besonders durch die Gnade des Heiligtums.

Family of the Father

Als ich ihre Pflegeperson wurde (Ich wurde zum Glück unterstützt durch einen wunderbaren Ehemann und eine selbstlose Familie. Dafür bin ich sehr dankbar!) hatte ich ein einfaches Gebet gesprochen. Ich bat darum, dass ich nicht alleine bei ihr sein würde, wenn ihre Zeit gekommen ist, uns zu verlassen. Unser liebender Vater hatte jedoch einen anderen Plan. Am Tag bevor Eleanor starb, teilte sie uns mit, dass sie es spürte, bald zu gehen. Wir wussten nicht, ob es nur Wunschdenken und allein ihre Sehnsucht war, oder es tatsächlich stimmte. Am nächsten Morgen merkte man, dass sie immer mehr Mühe hatte, zu atmen. Sie bat um einen Priester. Aber ich wartete noch ab, bevor ich die Kirche anrief. Zuerst sollte die Krankenschwester, die sich angekündigt hatte, sie untersuchen. Aber dann muss es mein Schutzengel gewesen sein, der mir die Eingebung gab, doch sofort anzurufen. Schließlich wurde mir mitgeteilt, dass der Pastor für vier Tage verreist war. Auch einer der anderen Priester würde erst am nächsten Tag zurückkehren. Pater Simon war der einzige, der noch zu erreichen war. Er hatte jedoch einen randvollen Terminkalender und dadurch nur knapp eine Stunde Zeit. Hätte ich nicht sofort angerufen, wäre es mir auch nicht mehr möglich gewesen, einen Priester zu organisieren. Pater Simon kam so schnell er konnte und gab ihr die Krankensalbung. Sie führten eine wunderbare Unterhaltung. Eleanor sagte ihm, dass sie sich sehr fürchte. Er meinte, sie solle unbesorgt sein, denn das sei einfach menschlich. Sie schaute gen Himmel und sagte "Herr, hilf meinem Unglauben!" Nachdem die beiden noch eine Weile geredet hatte, musste Pater Simon gehen. Sie lächelte und, wenngleich sie auch sehr schwach war, griff nach seiner Hand. Sie dankte ihm und wünschte im Gottes Segen. Er kam aus ihrem Raum so erfüllt von diesem Erlebnis und staunte über die Tiefe ihres Glaubens.

Sie sang mit ihren freudigen Augen

Nun war ich mit meiner Mutter alleine. Ich half ihr so gut ich konnte und betete mit ihr. Gegen 16:45 Uhr sang ich das Motto-Lied der "Pioneer Couples", das mein Vater so liebte und welches immer einen besonderen Platz in den Herzen meiner Eltern hatte. Es ist auch auf ihren Grabstein eingraviert - Patris atque Matris sum nunc et in perpetuum - Vivat Santuarium!, "Ich gehöre zum Vater und zur Mutter, jetzt und in alle Ewigkeit. - Hoch lebe das Heiligtum! Meine Mutter konnte sich nicht mehr verständlich machen aber ich versuchte, ihre Lippen zu lesen. Worte waren gar nicht nötig - sie sang mit ihren freudigen Augen. Dies ist mein allerletztes Bild von meiner liebenden Mutter, als sie mit dem Atmen kämpfte, aber immer noch voller Freude und erfüllt mit Frieden war. Anschließend ging ich schnell für einige Minuten aus dem Zimmer, um unsere Tochter Sarah anzurufen. In diesem kurzen Moment entschlief Eleanor - so, als ob sie als Mutter nicht wollte, dass ihr Kind leidet. Sie ging friedvoll und in aller Stille nach Hause zu Ray.

Über 200 Leute waren an ihrer Beerdigung anwesend. Genau wie bei Ray gab es die Nacht zuvor eine Nachtwache im Exil-Heiligtum. Viele der Familienmitglieder und Enkelkinder verbrachten eine Stunde mit ihr im Heiligtum. Wir konnten die wahrhaftige Anwesenheit des Vaters bei uns spüren. Es war eine wunderschöne Feier zu Eleanors Einzug ins Ewige Leben. Pater Gerold Langsch hielt wieder die Beerdigungsmesse und legte so viele seiner eigenen Eindrücke in seine wunderbare Predigt. Er ist wirklich auch ein "Teil unserer Familie". Und noch einmal sangen die Schönstattschwestern so wunderschön im Chor. Die Bestatterin wandte sich an Mike, nachdem wir Eleanor neben Ray beigesetzt hatten. Sie sagte ihm, dass sie so sehr beeindruckt war von der Beerdigung. Sie arbeite schon seit vielen Jahren in diesem Beruf und hatte bisher noch nie solche eine ehrfürchtige, schöne und würdevolle Zeremonie miterlebt. So etwas werde sie vermutlich auch nicht noch einmal sehen.

In der "Schule von Milwaukee"

In the Exile ShrineAm Tag nach der Beerdigung trafen wir Pater Simon noch einmal nach der Messe. Er war immer noch erfüllt von dem Erlebnis, das er mit Eleanor hatte. Pater Simon sagte, er denke nicht wirklich, dass sie sich im menschlichen Sinne gefürchtet habe, sondern ein "Heiliges Bangen" hatte, da sie wusste, dass sie nun auf Gott treffen würde, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Sie war so bereit, dass sie noch mit einem Fuß auf der Erde und mit einem schon in der Ewigkeit stand. Er dankte Marge für die Ehre, dass er mit ihrer Mutter die letzten Stunden verbringen durfte. Ein weiteres Paar aus unserer Gemeinde erzählte uns, dass Pater Simon seine ganze Predigt in der Messe am Montagmorgen über die Erfahrung mit Eleanor hielt und an ihrem Beispiel erklärte, was es bedeutet, ein wahres, christliches und glaubenserfülltes heiliges Leben im Bund mit der Gottesmutter zu führen.

Dies ist ein großartiges Vermächtnis, um ein vertrauensvolles Kind unseres Vaters und Gründers zu sein und sich dafür zu öffnen, in der "Schule von Milwaukee" im Glauben ausgebildet zu werden. Wir haben wahrhaftig ein kostbares Erbe und können niemals das Geschenk schätzen, das uns unser Vater gab und die umwandelnde Kraft unseres Liebesbündnisses und unserer Schönstattfamilie. Wir sind die lebenden Zeugen unseres Vaters, ob wir nun jung und voller Leben sind, oder ob wir kraftlos in einem Bett liegen und gerade genug Energie aufbringen können, um unsere Hand in den letzten Momenten unseres Leben auszustrecken. Die Aufgabe, kindliches Vertrauen und Hingabe zu erlernen, geht stets weiter.

Übersetzung: Teresa Seebacher, Deutschland


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