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Jetzt gehörte er der ganzen Familie und jedem einzelnen - ganz und immer
P. Alberto Eronti. Das Datum des 15. September ruft eine ganze Reihe von Erinnerungen in mir wach an das vor 41 Jahren Erlebte. Als Gruppe von Studenten der Schönstatt-Patres erlebten wir Herrn Pater zum letzten Mal wenige Tage vor dem 15. September. Seine Gesundheit hatte sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, und die Marienschwestern passten sorgsam auf, dass er nicht zu sehr belagert wurde. Vor unserer Fahrt nach Cambrai, Frankreich, auf den Spuren von Josef Engling, baten wir, Herrn Pater grüßen und seinen Segen empfangen zu dürfen.
Um nicht zu anspruchsvoll zu sein, schlug Pater Alex Menningen vor, dass wir unter das Fenster seines Zimmers gingen, wo er wohl gerade mit dem Essen fertig sein müsste. Gesagt, getan. Als wir ankamen, bildeten wir einen Halbkreis unter dem Fenster im zweiten Stock und fingen an zu singen. Sofort öffnete Herr Pater das Fenster und zeigte sich; er winkte grüßend mit der Hand und lächelte, sichtlich erfreut über unsere Anwesenheit. Dann sagte er uns einige Worte der Aussendung und gab uns den Reisesegen. Wir stimmten ein neues Lied an, Herr Pater verschwand und kam einen Augenblick später zurück mit einer Dose mit Süßigkeiten, die er nach und nach zu uns hinunterwarf, während er herzhaft lachte und sich an unserer Freude freute. Dann grüßte er noch einmal, winkte und verschwand.
Wenige Tage danach, wir waren schon aus Frankreich zurück, schlug die Nachricht wie ein Blitz ein: Herr Pater ist gestorben! Ich erinnere mich, dass ich sofort in die Hauskapelle ging und mich hinkniete. Ich war zutiefst erschüttert, mich ergriff ein tiefes Gefühl des Verwaistseins, der Schutzlosigkeit, der Leere. Der Mann, der Priester und Vater, wegen dessen Person und Sendung Gott den Lauf eines Lebens verändert hatte, war nicht mehr da, er seine Persönlichkeit und sein Wort nicht mehr mein Leben erleuchten, sein Feuer das meine am Brennen halten lassen. Die Zeit verging, und ich kniete da, schaute das Bild der Gottesmutter an und erinnerte mich daran, dass sie die große Liebe Herrn Paters gewesen war. Und auf einmal veränderte sich etwas in mir. Da war nicht keine Niedergeschlagenheit mehr, kein Verwaistsein, keine Leere, sondern was ich spürte war die das Geschenk einer unwahrscheinlich nahen Präsenz: der Präsenz Herrn Paters! Ja, jetzt brauchte ich nie mehr um Audienz bitten, um ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen; jetzt gehörte er mir, ganz mir, intensiv mir, grenzenlos mir. Ganz mir und genau so ganz jedem seiner Kinder. Jetzt gab es keine Grenze mehr, die ihn hinderte, jeden einzelnen zu begleiten und seine gesamte Familie zu schützen, zu führen, zu segnen und zu senden. Jetzt gehörte er der ganzen Familie und jedem einzelnen. Jetzt müssten wir ihn im Herzensheiligtum suchen und lernen, ihm neu zu begegnen und ihn neu zu hören. Jetzt war er bei Gott und jetzt gehörte er allen ganz und immer.
Einundvierzig Jahre nach seinem Heimgang kann ich bezeugen, dass seine Präsenz mir noch voller, sein Wort noch erziehender erscheint und seine Sendung noch mehr Feuer. Es ist eine Gnade, ihn persönlich kennen gelernt zu haben, aber es wäre eine verschwendete Gnade, wenn sein Priester- und Vaterleben nicht eine Liebeswirkung gehabt hätte, die mich für immer geprägt hat.
Ich gebe diese sehr persönlichen Erinnerungen weiter mit der Sicherheit, dass Leben sich am Leben entzündet. Und dass das Leben unseres Vaters das Leben jedes einzelnen, der zu seiner Schönstattfamilie gehört, entzündet und ihn hinführt zu einer leidenschaftlichen Liebe zu Maria.