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29. April 2023 | Europäischer Familienkongress Wien 2023 | 

Podium „Achtsam leben – in aktuellen Herausforderungen“


Podium zum Thema "Achtsamkeit - in aktuellen Herausforderungen" (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Podium zum Thema "Achtsamkeit - in aktuellen Herausforderungen" (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

CBre/Hbre. Wie geht das: achtsam leben in herausfordernden Zeiten. Das war die Frage, die sich Pater Elmar Busse ISch, Deutschland, als Moderator und drei Ehepaare aus Österreich, Polen und Ungarn beim Podium „Achtsam leben – in aktuellen Herausforderungen“ stellten, das auch per Livestream im Internet auf dem Kanal von schoenstatt-tv.de übertragen wurde. Parallel dazu fanden Podien statt zu den Themen „Wachsen von innen – Eheideal“, „Anteilnehmen und Anteilgeben – Kommunikation – Ehegespräch“, „Gott in unserer Mitte – Ehesakrament und Altarsakrament“ und „Räume der Intimität – Ganzheitliche Liebe – Sexualität“.

Moderator: Pater Elmar Busse ISch (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Moderator: Pater Elmar Busse ISch (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Achtsamkeit pur

Zum Einstieg erinnerte Pater Busse an einen Lokführer, der am 20. März 2020 über die Theißtalbrücke-Brücke zwischen Frankfurt und Köln seinen Zug steuert und dabei bemerkte, dass die Vibrationen dort etwas stärker waren als sonst. Er meldete diese Beobachtung weiter und wie sich später herausstellte, konnte dadurch ein geplanter Anschlag auf weitere Züge dieser Strecke verhindert werden, den ein Terrorist durch das Lockern der Schrauben zwischen Schienen und Gleisbohlen verüben wollte. Er bewundere diesen Lokführer, so Busse, der tagein tagaus seinen Job mache, dem trotzdem eine winzige Veränderung zu anderen Tagen auffalle und der diese dann weitermelde. „Das ist Achtsamkeit pur!“, so der Referent.

Bei Pater Kentenich habe er das Wort „Achtsamkeit“ so nicht gefunden, doch sei Kentenichs ganzer Lebensstil doch sehr von Achtsamkeit geprägt gewesen. An vier Beispielen aus dessen Leben wies er nach, dass Achtsamkeit in Pater Kentenich Kreativität geweckt habe und Flexibilität. Der Schönstattgründer habe sich von liebgewordenen Vorstellungen verabschieden und neue Wege beschreiten können im Glauben daran, dass Gott auch durch Schwierigkeiten redet und zu neuen Wegen überleitet. Diese Kreativität und Flexibilität, die durch Achtsamkeit entstehe und die die Lebensresilienz steigere, kam bei den darauffolgenden Zeugnissen von drei Ehepaaren deutlich zum Ausdruck.

"Einfach leben" - Ehepaar Agnes und Rupert Rehor aus Österreich (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

"Einfach leben" - Ehepaar Agnes und Rupert Rehor aus Österreich (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Einfach leben

Ehepaar Agnes und Rupert Rehor aus Österreich warben dafür „einfach zu leben“. Es sei dabei wichtig, sich von vielfältigen Problemen, die das Leben betreffen, nicht lähmen oder beherrschen zu lassen, sondern bewusst das Leben selbst zu gestalten. Beim Thema könne man aber auch das „Einfach leben“ betonen. Sie als Familie würden in diesem Zusammenhang immer wieder neu versuchen, das richtige Maß zu finden im Umgang mit Dingen, Terminen, Kontakten und Aufgaben. Um das richtige Maß zu finden, sei die Freude ein wichtiger Gradmesser: „Leuchten die Augen, ist die Entscheidung richtig getroffen.“ Beim einfach leben gehe es nicht darum, alles loszulassen. „Wir dürfen die Dinge unserer Zeit auch nutzen. Sie sollen uns aber nicht beherrschen. Wir müssen nicht alles aufheben, denn wir müssen nicht für alle Eventualitäten vorsorgen oder vorbereitet sein“, so das Ehepaar. Sie hätten immer und immer wieder erfahren: „Gott will sorgen und er kann besser zum Zug kommen, wenn wir nicht alles haben und besitzen.“ Einfach leben helfe achtsam zu leben. Ihre sympathische Aufforderung zum Schluss: „Lebt einfach!“

"Leben mit einem besonderen Kind" - Zsuzsann und Victor Soós, Ungarn (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

"Leben mit einem besonderen Kind" - Zsuzsann und Victor Soós, Ungarn (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Ja zu einem besonderen Kind

In berührender Weise erzählten Zsuzsann und Victor Soós vom Leben mit ihrem schwer behinderten Sohn Victor. 13 Jahre habe er in ihrer Familie gelebt und habe sie Achtsamkeit gelehrt, bevor er „vor vier Jahren zum himmlischen Vater heimkehren durfte.“ Obwohl er weder sitzen, gehen oder sprechen konnte, habe er sich nie beklagt, sondern immer gelächelt, sei dankbar gewesen und fröhlich. „Wir Gesunden“, so Zsuzsann, „beschweren uns bei jeder Gelegenheit bei Gott. Victor, der es wirklich schwer gehabt hat, ist so zufrieden und dankbar gewesen und er hat uns als Familie so viel gegeben.“

Unvergesslich sei seine strahlende Freude, wenn er die Hl. Kommunion empfangen durfte. Das sei so augenscheinlich gewesen, dass sogar Gottesdienstbesucher nach der Messe zu ihnen gekommen seien, um ihnen bewegt davon zu erzählen. 13 Jahre einem schwerbehinderten Kind essen zu geben, sei oft eine schwierige, kräftezehrende Angelegenheit gewesen. Aber durch Victor hätten sie das Bibelwort Jesu verstehen lernen dürfen: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben.“ Das habe dem Füttern Sinn verliehen, „Jesus in Victor zu nähren“, so Zsuzsann. „Victor fehlten alle Fähigkeiten, die ein Mensch eigentlich braucht, um Gott zu künden“, meinte Victor Soós abschließend, „aber er war für seine Umgebung ein Prophet. Er hat die Herrlichkeit Gotts in seinem Leben und in seinem Tod verkündet.“

"Helfen aus dem Herzen" - Engagement in der Flüchtlingsarbeit: Iwona und Dariusz Losinski, Polen (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

"Helfen aus dem Herzen" - Engagement in der Flüchtlingsarbeit: Iwona und Dariusz Losinski, Polen (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Aus dem Herzen heraus helfen

Dass Hilfe, wenn sie gebraucht wird, einfach aus dem Herzen der Menschen kommt, die sich von der Not berühren lassen, machten Iwona und Dariusz Losinski aus Polen in ihrem Beitrag zum Thema Achtsamkeit deutlich. Die Nachricht vom Angriff Russlands auf die Ukraine habe sie am frühen Morgen des 24. Februar 2022 auf dem Weg zur Arbeit erreicht. Zuerst hätten sie voller Angst reagiert: Angst, dass auch Polen in den Krieg mithineingezogen werden könne, dass auch ihre Söhne zu den Waffen greifen oder sie möglicherweise selbst fliehen müssten.

Doch als der Strom schutzsuchender Menschen an der 535 km langen Grenze Polens zur Ukraine immer größer geworden sei, hätten sie ganz schnell – wie viele andere Menschen auch – ihre Angst vergessen und begonnen zu helfen, was immer nötig war. Sie erzählen von vielfältigen Hilfen, von der Unterbringung von Flüchtlingen in den eigenen Wohnungen, in Ordenshäusern, auch in allen Schönstattzentren; von der Bereitstellung von Hygieneartikeln, Essen, Konserven und anderen Spenden. Dabei sei es darum gegangen, mit dem zu helfen, was die Flüchtlinge wirklich brauchten und nicht, sie mit unnötigem Ballast zu beschenken. Später seien dann wegen der Sprachbarrieren auch Begleitung zu Ämtern, Schulen und Kindergärten nötig geworden. Im Januar dieses Jahres habe es zudem auch Hilfstransporte für Soldaten gegeben mit wärmender Unterwäsche, Verbandsmaterial und Lebensmittelkonserven. Im Miteinander mit den Flüchtlingen sei zwei Tage nach Kriegsbeginn die Geburt eines Flüchtlingsbabys im Schönstattzentrum der Patres und die gemeinsame Feier von Ostern an den Schönstattzentren ein tiefes Erlebnis gewesen. „Egal was geschah: Jeder hat geholfen, so wie es ihm sein Herz eingab und er Möglichkeiten hatte,“ so Ehepaar Losinski.

Ein Workshop, der großes Interesse fand und auch online übertragen wurde (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Ein Workshop, der großes Interesse fand und auch online übertragen wurde (Foto: Videoausschnitt schoenstatt-tv)

Ein dankbarer Blick auf die berührenden Zeugnisse der Achtsamkeit

Pater Busse gab mit einem dankbaren Blick auf die berührenden Zeugnisse am Ende der Veranstaltung zu bedenken, dass es keine der Weltreligionen gäbe, in denen Nächsten- und Gottesliebe so sehr verzahnt seien wie beim Christentum. Bei aller berechtigten Kritik an der Kirche sollte nicht vergessen werden, dass es vor allem das Christentum sei, in dem Menschen am Rande, behindertes und bedürftiges Leben, immer seinen Platz gehabt und Förderung gefunden habe. In diesem Sinne verabschiedete der Moderator die Teilnehmenden aus diesem Podium der Achtsamkeit.


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