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15. April 2023 | IsraelPilgerFahrt2023 | 

Rund um Kafarnaum und den See Genezareth


Der 11. Tag der Pilgerreise führt an den See Genezareth nach Tiberias und Karfarnaum (Foto: Brehm)

Der 11. Tag der Pilgerreise führt an den See Genezareth nach Tiberias und Karfarnaum (Foto: Brehm)

HBra. Nach einem Morgenlob zur Osterzeit, in dem wir ein Bild von Geli Mayer betrachten, fährt uns der Bus an die Bootsanlegestelle Nof Ginosar, von wo aus wir das Boot mit dem Namen „Moses“ besteigen und auf den See hinausfahren.

Zur Bibelstelle „Sturm auf dem See“ Bootsfahrt auf einem völlig ruhigen See Genezareth

Israelische Tänze auf dem See Genezreth (Foto: Brehm)

Israelische Tänze auf dem See Genezreth (Foto: Brehm)

Das Wasser bewegt sich kaum, ganz anders, als wenn sich am Nachmittag die Fallwinde von den Bergen herunter bemerkbar machen und die See auch mal aufpeitschen. Zu dieser Situation hören wir die Textstelle zur Sturm auf dem See nach dem Markus-Evangelium, Kapitel 4. Nach einer Pause fragt der Kapitän des Bootes, ob wir einen israelischen Tanz miterleben wollen. Da gibt es kein Zögern, die ersten springen auf und stellen sich in einer Runde auf. Und dann geht es los. Wir können verschiedene Tanztalente erleben, auch dann, als die Musik nichts mehr mit dem See Genezareth oder Israel zu tun hat. Es ist ein munteres Treiben.

In Kafarnaum sind Reste von mehreren übereinander errichteten Synagogen zu finden. In der untersten ausgegrabenen Schicht kann man den Boden einer Synagoge aus der Lebenszeit Jesu sehen (Foto: Brehm)

In Kafarnaum sind Reste von mehreren übereinander errichteten Synagogen zu finden. In der untersten ausgegrabenen Schicht kann man den Boden einer Synagoge aus der Lebenszeit Jesu sehen (Foto: Brehm)

Das Haus des Petrus in Kafarnaum, der Stadt in der Jesus lange Zeit gelebt hat

Die nächste Station ist Kafarnaum, die Stadt, in der sich Jesus gerne aufhielt. Die erste Sehenswürdigkeit ist die alte Synagoge aus dem fünften Jahrhundert. Doch können wir deutlich Reste einer Vorgänger-Synagoge aus dem ersten Jahrhundert erkennen, ebenso Steine einer ersten Synagoge aus der Zeit Jesu.

Der dargestellte Fußboden stammt aus dem Haus des Petrus, wahrscheinlich aus der Zeit, als es zur Versammlungsstätte der Jesusanhänger Kafarnaums wurde (Foto: Brehm)

Der dargestellte Fußboden stammt aus dem Haus des Petrus, wahrscheinlich aus der Zeit, als es zur Versammlungsstätte der Jesusanhänger Kafarnaums wurde (Foto: Brehm)

Ein anderes Ruinenfeld berührt uns aber noch viel mehr: Etwa um 1925 wurde neben der Synagoge eine byzantinische Basilika ausgegraben. Als man in späteren Jahren weitere, tiefer liegende Schichten untersuchte, stellte sich heraus, dass sich unter der Basilika ein Gottesdienstraum aus dem ersten Jahrhundert befand. Noch einmal eine Stufe tiefer fand man schließlich das Haus, das man wohl zurecht als Haus des Petrus bezeichnen darf. Man fand dort Graffiti mit dem Namen des Petrus sowie Angelhaken, die darauf hinweisen, dass hier ein Fischer wohnte. Wir haben hier also eine der ersten so genannten Haus-Kirchen vor uns: Gläubige stellten ihr Haus zur Verfügung, damit es als Gottesdienstraum verwendet werden konnte. Viele der Ehepaare, die an der Pilgerreise teilnehmen, finden hier ein frühes Beispiel für das, was in der Schönstatt-Bewegung „Hausheiligtum“ genannt wird.

Ein Pfau als zentrale Verzierung des Fußbodens der byzantinischen Basilika, die über dem Hause von Petrus später errichtet wurde (Foto: Brehm)Ein Pfau auf dem Gelände entfaltet sein prachtvolles Gefieder (Foto: Brehm)

Ein Pfau als zentrale Verzierung des Fußbodens der byzantinischen Basilika, die über dem Hause von Petrus später errichtet wurde | Ein Pfau auf dem Gelände entfaltet sein prachtvolles Gefieder (Fotos: Brehm)

Der Pfau als Symbol für den Auferstandenen

Eine Besonderheit war die Darstellung eines prächtigen Pfaus, der sich ursprünglich als Mosaik in der Mitte der Basilika befand: ein Zeichen für den auferstandenen Christus im frühen Christentum. Dort galt der Pfau als Paradiesvogel, Himmelssymbol und Zeichen des Glücks. Es bestand der Glaube, dass Pfauenfleisch nicht verwese. So symbolisiert dieses Tier Auferstehung, Unverweslichkeit der Leibseele und Unsterblichkeit.

Jesus nimmt dem Tod die Macht (Foto: Brehm)

Jesus nimmt dem Tod die Macht (Foto: Brehm)

Im orthodoxen Teil von Kafarnaum finden wir direkt am See unter einer Pergola einen langen Tisch, an dem wir picknicken können. Doch denken wir nicht nur an Essen, sondern beschäftigen uns mit der Ikonographie der Kirche. Uns fällt dabei eine an die Wand „geschriebene“ Ikone auf, die Jesus zeigt, wie er Adam und Eva am Jüngsten Tag aus den Gräbern reißt und den Tod entmachtet, ihm alle Schlüssel zerbricht, mit denen der Tod die Gräber verschlossen hielt.

Gottesdienst mit Blick auf den See Genezareth (Foto: Brehm)

Gottesdienst mit Blick auf den See Genezareth (Foto: Brehm)

Abschlussgottesdienst mit Blick auf den See

Nach einer kurzen Busfahrt feiern wir bei der Primats-Kapelle und der „Mensa Christi“ unseren Abschlussgottesdienst für diese Fahrt. Statt des Evangeliums hören wir ein Zwiegespräch zwischen Petrus und Maria Magdalena fünf Jahre nach der Auferstehung, eine interessante Form, das Evangelium vorzutragen. Alle sperren weit die Ohren auf. Dann beschriften wir Steine mit dem, was uns belastet und was wir gerne hier zurücklassen möchten. Am Ende des Gottesdienstes werfen wir diese Steine in weiten Bögen in den See Genezareth.

Die Schlichtheit der mit deutschen Mitteln renovierten Brotvermehrungskirche ist beeindruckend (Foto: Brehm)

Die Schlichtheit der mit deutschen Mitteln renovierten Brotvermehrungskirche ist beeindruckend (Foto: Brehm)

Das Bodenmosaik der Brotvermehrungskirche irritiert: Im biblischen Text ist die Rede von fünf Broten und zwei Fischen. Das Mosaik zeigt vier Brote und zwei Fische. Das fehlende Brot, so die Interpretation, liege bei der Messe auf dem nahen Altar (Foto: Brehm)

Das Bodenmosaik der Brotvermehrungskirche irritiert: Im biblischen Text ist die Rede von fünf Broten und zwei Fischen. Das Mosaik zeigt vier Brote und zwei Fische. Das fehlende Brot, so die Interpretation, liege bei der Messe auf dem nahen Altar (Foto: Brehm)

Ein Besuch in der Kirche der Brotvermehrung

Am späten Nachmittag geht eine größere Gruppe der Pilgergemeinschaft in die Brotvermehrungskirche. Dort können die ausgefallenen Bodenmosaiken bestaunt werden, so etwa ein Nilometer, das den Wasserstand des Nils misst und das man an dieser Stelle nicht erwarten würde. Viel eindrücklicher ist für uns allerdings das Mosaik direkt vor dem Altar: der weltbekannte Brotkorb, flankiert von den von zwei Fischen.

In unserer letzten Runde mit der Schriftrolle werden alle eingeladen, ihre eindrücklichste Erfahrung der vergangenen 11 Tage aufzuschreiben und dann kurz zu benennen. Es kommt vieles zusammen: Die Vielfalt der Religionen und ihre Unfähigkeit, miteinander auszukommen; die ergreifenden Osternachtsfeiern; die ermutigenden Aufforderungen Jesu: Füchte dich nicht; die Begegnung mit Maria von Magdala und Petrus, mit Maria in der Verkündigungsgrotte und mit den Hirten auf den Feldern von Bethlehem; die Erfahrung der Wüste, die Weite auf dem Tabor und des stillen Sees von Genezareth. Aber auch Erlebnisse des Vertrauens, des Gebets und der Dankbarkeit für gestohlene und wiedergefundene Dinge, und vieles mehr. Die Gruppe bedankt sich bei Pater Stefan Strecker und Prof. Dr. Hubertus Brantzen für die kompetente, vielseitige sowie geschichtlich und theologisch versierte Begleitung.

 


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