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12. April 2023 | IsraelPilgerFahrt2023 | 

Der Berufung Jesu auf der Spur – von Jerusalem nach Galiläa


Ein Blick vom Berg des "Hinabstürzens" in Nazareth über die weite fruchtbare Ebene von Galiläa (Foto: Arnulf Rausch)

Ein Blick vom Berg des "Hinabstürzens" in Nazareth über die weite fruchtbare Ebene von Galiläa (Foto: Arnulf Rausch)

HBra. Eigentlich ist am 8. Tag der Israelpilgerfahrt ein Besuch auf dem Tempelberg vorgesehen. Doch wegen der Feiertage der Israelis sowie wegen des Ramadans bleibt der Zugang zum Gelände um die Al Aqsa Moschee und den Felsendom für Nichtmuslime geschlossen, um größere Menschenmassen und damit die Gefahr einer Eskalation zu vermeiden. Doch nicht verzagen: Für solche Fälle zieht Pater Stefan Strecker ein Alternativprogramm aus den Ärmeln.

Vom Dach des Suk aus hat man eine gute Rundumsicht auf die Stadt Jerusalem (Foto: Brehm)

Vom Dach des Suk aus hat man eine gute Rundumsicht auf die Stadt Jerusalem (Foto: Brehm)

Kuppel-Blicke

Zunächst steigen wir auf eine Dachterrasse über dem Suk und haben dort eine hervorragende Aussicht über die Dächer von Jerusalem. Von diesem beliebten abendlichen Treffpunkt von Jugendlichen, die hier gerne miteinander feiern, sehen wir vor dem Ölberg die beiden großen Kuppeln auf dem Tempelberg. Die Kuppel der sich im Bau befindlichen neuen Synagoge des sephardischen Judentums erhebt sich auf der rechten Seite und ihr gegenüber sehen wir zu den Kuppeln der Grabeskirche.

Rast im Innenhof des Johannesklosters (Foto: Brehm)

Rast im Innenhof des Johannesklosters (Foto: Brehm)

Ein Modell der Stadt Jerusalem im Museum der anglikanischen Christ-Church (Foto: Brehm)

Ein Modell der Stadt Jerusalem im Museum der anglikanischen Christ-Church (Foto: Brehm)

Die modernen Buntglasfenster in der evangelischen Erlöserkirche wurden durch die jüdische Hamburger Glasmalerin Anna Andersch-Marcus geschaffen (Foto: Brehm)

Die modernen Buntglasfenster in der evangelischen Erlöserkirche wurden durch die jüdische Hamburger Glasmalerin Anna Andersch-Marcus geschaffen (Foto: Brehm)

Die griechisch-orthodoxe Johanneskirche

Weiter geht es zur griechisch-orthodoxen Johanneskirche, in deren Krypta man auf den ursprünglichen Boden Jerusalems stößt. Leider ist die orthodoxe Nonne, die gerade im Hof arbeitet, sehr zurückhaltend und lässt uns lediglich in die Kirche hinein.

Ärmlich aber nah am Ort der Kreuzigung und der Auferstehung leben dürfen

Und weiter geht es auf das Dach über Teilen der Grabeskirche. Da die koptischen Mönche irgendwann an die Besitzer der Kirche keine Steuern mehr zahlen konnten, hat man Ihnen ihre Gottesdienstmöglichkeit in der Kirche genommen und stattdessen das Dach als neue Wohnstätte zugewiesen. In den kleinen oder gar winzigen Unterkünften leben sie äußerst ärmlich. Ihr Gewinn ist, nah am Ort der Kreuzigung und der Auferstehung leben zu dürfen.

Interessante Modelle zur Entwicklung Jerusalems

Die nächste Station ist das Haus der Christ-Church nahe dem Jaffa-Tor. Dort finden sich drei Modelle, die uns die Örtlichkeiten in Jerusalem noch einmal besser verstehen lassen. In einem alten Modell aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkennen wir deutlich, wie der Berg Golgotha noch vor der Stadtmauer liegt. Ein zweites Modell lässt uns die Größe und Schönheit des Tempelplatzes, allerdings mit der Al Aqsa-Moschee und dem Felsendom, erahnen. Das Modell entschädigt uns ein wenig dafür, nicht den Tempelberg leibhaftig besuchen zu können.

Schlichtheit beeindruckt

Die evangelische Erlöserkirche, an der wir unterwegs noch vorbeikommen, beeindruckt mit ihrer Schlichtheit. Aus der ehemals ausgemalten Kirche wurden in den 1950er Jahren die Bilder entfernt. Die freigelegten hellen Steinwände und Gewölbe sowie ansprechende moderne Glasfenster sind wie ein Kontrapunkt zu den anderen Kirchen, die wir bisher besuchen konnten. Ein Ort, der zum stillen Gebet einlädt.

Eine Mauer mit Stacheldraht trennt das Westjordanland von Israel (Foto: Brehm)Ungewöhnliches Regenwetter: man hat den Eindruck, als ob am Berg Tabor sich Himmel und Erde berühren (Foto: Brehm)

Eine Mauer mit Stacheldraht trennt das Westjordanland von Israel | Ungewöhnliches Regenwetter: man hat den Eindruck, als ob am Berg Tabor sich Himmel und Erde berühren (Fotos: Brehm)

Von Jerusalem nach Galiläa

Am frühen Nachmittag brechen wir dann auf nach Galiläa. Der Weg führt uns zunächst Richtung Mittelmeer im Westen und dann entlang der Grenze zwischen dem Westjordanland und Israel. Mehrfach sind die Grenzanlagen in Autobahnnähe zu sehen. Angekommen an unserem Ziel in Nazareth, fahren wir zunächst zu dem Felsenabhang, an dem die Bewohner von Nazareth Jesus bei seinem Besuch in der Heimatstadt hinabstürzen wollten. Erwartungsvoll steigen wir aus dem Bus, doch dann begrüßt uns ein schnell einsetzender Regenguss, der uns bis auf die Haut durchnässt. Dennoch erhaschen wir einen schnellen Blick hinüber zum Berg Tabor, den wir noch besuchen werden. Auch bestaunen wir das Areal dieser Gedenkstätte, das seinerzeit für den Besuch Papst Benedikts hergerichtet worden ist.

Die aufgeschriebenen Stichworte auf der Schriftrolle werden gemeinsam meditiert (Foto: Brehm)

Die aufgeschriebenen Stichworte auf der Schriftrolle werden gemeinsam meditiert (Foto: Brehm)

Berufungsgeschichte Jesu wird zum Thema

Nachdem wir uns im Pilgerhaus Abuna Faraj der Gemeinschaft Chemin Neuf einquartiert haben, feiern wir einen Gottesdienst, in dem die Berufungsgeschichte Jesu zum Thema wird. Gerade hier in Nazareth zeigt sich, dass die Sendung Jesu im eigenen Volk und in der Heimatstadt nicht angesehen ist. Er lernt dabei, seinen Auftrag weiter und größer zu verstehen als nur im Blick auf sein eigenes Volk. Jesus lernt, dass sein Auftrag vom Vater sich auf alle Menschen bezieht, so dass er im Abendmahlssaal sprechen kann: er gebe sein Leben hin „für die Vielen“. Diese Widmung seines Todes für alle Menschen macht seine Sendung universell. Und das wird auch zum Thema in unserer abendlichen Runde, in der wir unsere persönlichen Schriftrollen weiterschreiben. Dieses Mal aber unter dem Aspekt: Was ging mir in den vergangenen Tagen in Jerusalem auf über meine eigene, persönliche Sendung? Was hat mich beflügelt, vertieft oder gar neu meinen Auftrag in der Kirche und in der Welt zu sehen? Dabei wollen wir bedenken, dass wir wie Jesus Lernende im Blick auf unseren Lebensauftrag und bis zu unserem Lebensende Suchende bleiben.

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