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Aus der Tiefe der Grabeskirche hinauf zum Heiligen Grab und danach nach Ain Karim
Die Pilgergruppe beim Besuch in Ain Karim, dem Geburtsort von Jahannes dem Täufer und dem Ort, an dem sich Maria und Elisabeth begegnet sind (Foto: Brehm)
HBra. Ostersonntag. Nach den beiden ergreifenden Osternachts-Gottesdiensten am späten Karsamstag-Abend in der Kirche St. Anna beziehungsweise am frühen Ostersonntag in der Dormitio-Basilika auf dem Zion, geht die Spurensuche an den heiligen Stätten weiter.
Am tiefsten Punkt der Grabeskirche, in der St. Helena-Kapelle (Foto: Brehm)
Andrang in der Grabeskirche: Am Ostertermin der Westkirche kommt die Palmsonntagsprozession der orthodoxen Christen unter lauten Jubelrufen am Eingang des Heiligen Grabes (rechts) an (Foto: Brehm)
Auf der Spur der wechselvollen Geschichte der Grabeskirche
Wir begeben uns an die tiefste Stelle der Grabeskirche, in das zweite Untergeschoss. Der Tradition nach fand die heilige Helena, Mutter des Kaisers Konstantin, in dieser Tiefe Teile des Kreuzes Christi. Zuvor musste sie dieses Arial, das als Steinbruch genutzt worden war, vom Schutt befreien, um wieder an die ursprünglichen Örtlichkeiten zu kommen. Pater Stefan Strecker erzählt über die wechselvolle Geschichte der Grabeskirche zur Zeit der Islamisierung, dann der Kreuzfahrer, der erneuten Herrschaft des Islam und bis zum heutigen Tag. Wir staunen darüber, welche Mühen es sich die Menschen kosten ließen, Orte ihres Glaubens immer wieder berühren zu dürfen.
Hinter Glasplatten ist die Spitze des Golgotha-Berges zu sehen. Unter einem Altar können die Menschen die Kreuzigungsstelle Jesu durch eine kleine Öffnung berühren (Foto: Brehm)
Einen eigenen Zugang zum Golgotha-Geschehen suchen
Wir steigen hinauf zur armenischen Kapelle, dann weiter hinauf in die obere Kirche. Einige aus unserer Pilgergemeinschaft können dann endlich den Golgotha besteigen, was eine zweite Gruppe am Abend nachholt. Besonders für diejenigen, die zum ersten Mal das Heilige Land besuchen, ist es eine geistliche Leistung, von den vielen Überbauungen über dem Golgotha zu abstrahieren, um sich mit einiger Fantasie den ursprünglichen Ort der Kreuzigung vorstellen zu können. Zudem ist es gar nicht so einfach, bei der großen Lautstärke im Umfeld sich darauf zu konzentrieren, dass hier tatsächlich der Ort des Todes Jesu Christi zu finden ist. Doch wenn das gelingt, kann dieser Besuch zu einer ganz besonderen Begegnung mit Jesus werden.
St. Johannes-Kirche in Ain Karim. Die Pilgergruppe betet am Geburtsort von Johannes, dem Täufer (Foto: Brehm)
Rast bei 30 Grad unter den "Benediktus-Tafeln" im Areal der Johannes-Kirche (Foto: Brehm)
Ein besonderer Ostergast: Kunstvolle Bodenmosaike in der Visitation-Basilika (Foto: Brehm)
Begegnungen in Ain Karim mit Johannes dem Täufer, seiner Mutter Elisabeth und Maria, der Mutter Jesu
Der Nachmittag ist der Fahrt nach Ain Karim gewidmet, wo der Tradition nach Maria ihrer Base Elisabeth begegnete. Zunächst besuchen wir die Kirche, in der die Geburtsstätte Johannes des Täufers verortet wird. An den Wänden außerhalb können wir in dem Stil, in dem in der Paternoster-Kirche das Vaterunser in vielen Sprachen verzeichnet ist, das „Benedictus“ entdecken, jenen Gesang, den Zacharias nach der Geburt seines Sohnes anstimmte und der jeden Morgen im Stundengebet der Kirche gebetet wird.
Dann ziehen wir hinauf zur Kirche, in der an die Begegnung von Maria und Elisabeth gedacht wird. Wir staunen über die fantastischen Fresken, die die Geschehnisse um die Geburten von Jesus und Johannes dem Täufer darstellen. Hier feiern wir unseren Ostersonntagsgottesdienst in einer Kirche, die von Antonio Barluzzi fantasievoll und kreativ ausgestaltet wurde mit Renaissance-Gemälden, die sich vor allem durch individualisierte Gesichter der dargestellten Menschen auszeichnen sowie mit zahlreichen Mosaiken von Pflanzen und Tieren.
Im Leben geht es immer um Begegnung
Natürlich steht an diesem Tag auch die Frage im Raum, was nun Ostern mit Ain Karim zu tun habe. Doch dazu fällt uns einiges ein: An Ostern wie bei dem Besuch Marias bei Elisabeth geht es um Begegnung. Immer dort, wo glaubende Menschen aufeinandertreffen, geschieht menschliches Miteinander, zugleich aber auch Begegnung mit Gott und Jesus Christus. Bei beiden Ereignissen treten Engel auf, die eine frohe Botschaft verkünden. Bei beiden Ereignissen gehen Menschen zu anderen Menschen, um diese Botschaft weiterzusagen. Und damit ist auch der Auftrag formuliert, der uns allen an Ostern mitgegeben wird: Zeugen der Hoffnung zu werden.
Pater Stefan Strecker: "Gott und Maria kommen auf den Menschen zu." Gottesdienst am Ostersonntag (Foto: Brehm)
Schriftrolle schreiben und den Gott der Begegnung entdecken
Diesen Pilgertag beschließen wir wieder mit dem Grund-Thema der Reise: „Gott schreibt mit uns Geschichte.“ In den kleinen und größeren Begegnungen des Tages wollte ER uns nahe sein. Das schreiben wir auf unsere persönlichen Schriftrollen und sprechen darüber in kleinen Gruppen. Dabei wird uns wieder die Vielfältigkeit geistlicher Erfahrung deutlich und weckt Dankbarkeit im Herzen.
Wer etwas erleben will, fahre nach Israel
Ein weiteres Kapitel „Kriminalgeschichte“ unserer Pilgerfahrt: Am Ende des Gottesdienstes in Ain Karim wurde einem unserer Pilger in der Kirche auf raffinierte Weise sein Handy gestohlen. Über die iCloud konnte der Täter in einem Bus lokalisiert und gefunden werden. Und das Handy kam nach einer aufregenden Verfolgungsjagd zu seinem überglücklichen Besitzer zurück. Man sieht: Wer etwas erleben will, fahre nach Israel!