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7. April 2023 | IsraelPilgerFahrt2023 | 

Karfreitag in Jerusalem


Karfreitagsliturgie in der Hauskapelle des Paulushauses (Foto: Brehm)

Karfreitagsliturgie in der Hauskapelle des Paulushauses (Foto: Brehm)

HBra. Karfreitag in Jerusalem. Wir kennen die jährlich wiederkehrenden Bilder in der Berichterstattung am Karfreitag: Riesige Menschenmengen drängen sich am Karfreitag mit Kreuzen auf den Schultern durch die engen Gassen der Via Dolorosa in Jerusalem. Schöne Bilder zum Anschauen, jedoch weniger zum Erleben.

Ungewöhnlich grün ist das Kidrontal. Der Kreuzweg führt vorüber an verschiedenen Höhlen und Grabstätten (Foto: Brehm)

Ungewöhnlich grün ist das Kidrontal. Der Kreuzweg, den wir als Gruppe gehen, führt vorüber an verschiedenen Höhlen und Grabstätten (Foto: Brehm)

Kreuzweg im Kidrontal

So machen wir uns an diesem Karfreitag auf, in der Stille den Kreuzweg zu beten. Das geht wirklich. Wir gehen von unserem Quartier, dem Paulushaus, das direkt beim Damaskus-Tor liegt, in östlicher Richtung um die Stadtmauer und haben die Straße fast für uns alleine. Der Grund dafür ist der Freitag im Ramadan, an dem sich über 250.000 Muslime auf dem Tempelberg zum Gebet versammeln. Wir steigen hinab ins Kidrontal und meditieren eindringliche Kreuzweg-Texte von Regina Hagmann. Wir wandern durch das frühlinghaft erblühte Tal: frische Mohn-Blumen und Margeriten säumen den Weg, Vögel zwitschern, nur von Ferne hört man die Stimme des Imam, der auf dem Tempelberg eine ausgedehnte Freitagspredigt hält. Nach und nach vergessen wir, dass wir uns im trubeligen Jerusalem befinden.

Diesee Felsfläche, von der sogenannten "Kirche der Nationen" überbaut, ist als Ort der Todesangst Christi im Garten Getsemani überliefert (Foto: Brehm)

Diesee Felsfläche, von der sogenannten "Kirche der Nationen" überbaut, ist als Ort der Todesangst Christi im Garten Getsemani überliefert (Foto: Brehm)

Gebet am Felsen der „Todesangst Christi“

Mit den ergreifenden Formulierungen des Kreuzweges im Herzen wandern wir zu dem Garten am Ölberg, der uns von der Angst Jesu vor dem bevorstehenden Tod erzählt. Wir setzen uns in die ganz still gewordene „Kirche der Nationen“, der „Todesangst Christi-Kirche“, um den Felsen herum, der uns an das Ringen Jesu erinnert, sich für den Willen seines Vaters zu bereiten.

Karfreitagsliturgie einmal anders

Am Nachmittag gehen wir ganz in die Stille und Verborgenheit: In der Hauskapelle das Paulus-Hauses feiern wir die Karfreitagsliturgie. Einen besonderen Platz bekommen die Fürbitten, in denen wir nicht zuletzt an die vielen denken, die uns beauftragt haben, sie an die Heiligen Stätten im Geiste mitzunehmen. Unsere Bitten münden ein in die eine große Bitte Jesu Christi, sein Leben für die vielen hinzugeben.

Das Felsengrab Jesu, von diesem Erinnerungsbau ummauert, ist in der Grabeskirche zu finden (Foto: Brehm)

Das Felsengrab Jesu, von diesem Erinnerungsbau ummauert, ist in der Grabeskirche zu finden (Foto: Brehm)

Begräbnisprozession in der Grabeskirche

Den Abschluss des Tages bildet für uns die Beerdigungsprozession in der Grabes- und Auferstehungskirche. Dazu treffen sich die katholischen Christen Jerusalems – und wir mittendrin. Eine Christfigur wird vom Golgatha zum Salbungsstein und dann in das Heilige Grab getragen. Einige können einen kurzen Besuch im Heiligen Grab machen. Sonst ist vom Geschehen aufgrund der vielen Menschen in der Kirche nur wenig zu sehen. Wir wissen aber, was gefeiert wird. Wichtig ist uns schlicht, da und dabei zu sein bis – traditionsgemäß – ein muslimischer Verantwortlicher auf eine Leiter steigt und die riesigen Türflügel mit einem großen Riegel verschließt. Auf dem Heimweg erleben wir wieder den Schmelztiegel der Religionen: die Juden feiern seit Sonnenuntergang Schabbat, die Muslime feiern fast ausgelassen den Freitagabend des Ramadans mit der Unterbrechung des Fastens bis zum Morgengrauen, und mittendrin „feiern“ die Christen den Tod Jesu und seine Grablegung und warten auf die Auferstehung.

Beerdigungsprozession in der Grabeskirche (Foto: Brehm)Die Jesus-Statue wird vom Kreuz abgenommen, gesalbt und in die Grabhöhle gelegt (Foto: Nikolayczik)

Bei der Beerdigungsprozession in der Grabeskirche wird die Jesus-Statue zunächst zum Golgotha gebracht und nach den Texten vom Sterben Jesu vom Kreuz abgenommen, gesalbt und abschließend in die Grabhöhle gelegt (Foto: Brehm/Nikolayczik)

Von den in den Medien verbreiteten Nachrichten über die jüngste Eskalation des Konflikts auf israelischem Staatsgebiet bekommen wir vor Ort bisher nichts mit.


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