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20. August 2009 | Deutschland | 

Schönstatt geht in die Luft


Ballonfahrt04:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Viel zu früh für einen normalen Samstagmorgen im August. Nach einem kurzen Frühstück machen meine Frau und ich uns auf den Weg ins 50 Kilometer entfernte Gersfeld in der Rhön. Einige erwarten uns schon. „Na, ausgeschlafen?" begrüßt Reinhard den Jürgen. „Nein..., wir wollen ja ehrlich zueinander sein." Gelächter in der morgendlichen Runde. Hier, auf dem Parkplatz eines Supermarktes, haben sich neun Leute getroffen, um gleich in die Luft zu gehen. Das ist ganz wörtlich zu nehmen. Denn anlässlich des 10-jährigen Bestehens unserer Paare-Gruppe haben wir beschlossen, mit Heißluftballons zu fliegen. Pardon: zu fahren. Das ist das erste, was uns die drei Piloten beibringen, die wenig später mit ihren Autos und Anhängern vorfahren.

Von Klaus und Gisela Glas

Ballonfahrt mit Schönstatt-Signet  Von da ab geht alles ganz schnell. Auf einer nahe gelegenen Wiese ist der Startplatz. Beim Auspacken der Körbe müssen alle mit anpacken. Schließlich wiegt so ein Ballonkorb 230 Kilo. Hinzu kommen die vier großen Propangasflaschen, die in den Ecken des Korbes platziert werden. An den Körben bringen wir die Banner mit dem Schönstatt-Signet an. Die Marienschwestern aus Dietershausen haben sie uns geliehen und sich mit uns auf die Ballonfahrt gefreut.

Die riesigen Ballonhüllen werden auf der Wiese entfaltet. Einer trägt die Farben des Regenbogens. Jeweils ein Paar muss dafür sorgen, dass die Hülle am unteren Ende weit offen gehalten wird. Mit einem Ventilator wird in das „offene Maul" des Ballons Luft geblasen. Nach 10 Minuten liegen drei bauchige Ballons auf der Wiese. Dann dürfen die 4000 PS starken Brenner ihre Kraft zeigen: die Piloten geben mehrmals meterhohe Flammenstöße ab, welche die Luft in der Ballonhülle so lange erhitzen, bis sich der Ballon sachte senkrecht stellt.

Nun heißt es einsteigen...

Nun heißt es einsteigen. Mit einem mulmigen Gefühl. Es ist für jeden von uns ein Erstflug, pardon: die erste Fahrt. Die Co-Piloten bleiben am Boden. Sie lösen das Seil, das den Ballon bislang zur Sicherheit mit dem geländegängigen Auto verband, und sanft schwebt der Ballon nach oben.

Ein wunderbares Gefühl. Die Angst ist wie weggeblasen. 1000 Höhenmeter. Erstaunen: Wo bleibt der Wind? Wieso frieren wir nicht? Ach ja, wir fahren mit dem Wind und haben die gleiche Geschwindigkeit. Der Ballon steigt höher und höher. In der Ferne sehen wir die Wasserkuppe, die höchste Erhebung in der Rhön. Ein Dorf mit roten Dächern, einem Kirchlein und einem Friedhof kommt in Sicht. Keine Menschenseele auf der Straße. Vollkommene Ruhe - unterbrochen vom Zischen der Gasbrenner. Grüne Wiesen und goldbraune Felder, gekräuselte Baumkronen und sonnig-schattige Hügel.

Wir spüren: Gott ist in der Stille und zeigt sich in der herrlichen Landschaft.

Abenteuer bestanden

Schon sinken die Ballone und langsam begreifen wir: Die eine Stunde Fahrt in der Höhe ist „wie im Flug" vergangen. Hoffentlich glückt die Landung. Jetzt noch über die Baumreihe zur nächsten Wiese. Oh je, der Wind hat gedreht, wir fahren weiter über die Baumreihe. Wenn wir jetzt nicht landen, streifen wir die angrenzenden Häuser. Die vier Gasflaschen sind fast leer. Jetzt oder nie! Der Korb setzt leicht auf dem letzten Baum der Baumreihe auf und wir rutschen gemächlich an seinen Ästen hinunter ins Gras: „Glück ab und gut Land", wie die Ballonfahrer sagen.

Die BallonfahrerAbenteuer bestanden. Alle Ballone sind gut gelandet. Wir sind stolz und knien nieder zur feierlichen Ballon-Taufe: die Piloten entzünden mit einem Feuerzeug eine kleine Haarlocke und löschen mit einem Spritzer Sekt. Jeder bekommt eine Urkunde überreicht, die den fürderhin zu tragenden Adelstitel ausweist. Das ist so Brauch unter Ballonfahrern, weil der französische König Louis XVI im 18. Jahrhundert ein Gesetz erließ, dass nur Adelige die Luftmeere befahren dürfen.

Wir beschließen den Tag auf dem Kreuzberg mit einem bayerischen Mittagessen und einem kühlen Kreuzberg-Bier. Und im Gebet in der Klosterkirche danken wir dem König der Könige für den wunderschönen Tag.


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