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11. März 2023 | Delegiertentagung | 

Mehr als nur Methode – Weg zu einer synodalen Kirche


Dr. Alicja Kostka spricht bei der Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung Deutschland über das Thema: "Mehr als nur Methode – Weg zu einer synodalen Kirche " (Foto: Brehm)

Dr. Alicja Kostka spricht bei der Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung Deutschland über das Thema: "Mehr als nur Methode – Weg zu einer synodalen Kirche " (Foto: Brehm)

Cbre/Hbre. Zeitgleich zur abschließenden fünften Versammlung des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland, die an diesem Wochenende in Frankfurt am Main stattfinde und auf deren abschließende Ergebnisse viele gespannt seien, würde bei der Delegiertentagung der Schönstatt-Bewegung Deutschland ebenfalls über den Weg zu einer synodalen Kirche nachgedacht. Mit dieser Feststellung startete Dr. Alicja Kostka, Mitglied im Schönstatt-Frauenbund, Doktorandin an der Vinzenz Palloti University in Vallendar und Vizepostulatorin im Seligsprechungsprozess Josef Engling, ihren Vortrag zum Thema: „Mehr als Methode – Weg zu einer synodalen Kirche”, mit dem sie Kennzeichen des Weges zu einer synodalen Kirche bewusst machen wollte.

Gemeinsam auf dem Weg, getrieben vom belebenden und richtungsweisenden Wind des Heiligen Geistes

Die Spannungen, die sich im Umfeld des Synodalen Weges der deutschen Kirche vor allem in den vergangenen Monaten aufgebaut hätten, würden zum Prozess des synodalen Gehens dazugehören, so die Referentin.

Mit der Ankündigung der Weltbischofsynode zum Thema Synodalität im Oktober 2021 habe Papst Franziskus die ganze Kirche auf einen langfristigen Weg eingeladen, auf dem das „synodale Antlitz der Kirche“ neu entdeckt werden und im gemeinsamen Gehen und Vorangehen wachsen könne. Das Logo der Synode drücke den Moment dieses gemeinsamen Vorangehens als pilgernde Gemeinschaft von wirklich allen, vor allem den Menschen an den Rändern, treffend aus: „Alle sind getrieben vom belebenden und richtungsweisenden Wind des Heiligen Geistes.“ Angesichts der brennenden Probleme der heutigen Zeit, so bringe es das Logo zum Ausdruck, könne die Kirche nicht sesshaft bleiben. „Der Geist treibt sie auf den Weg, um die Liebe Gottes, des Vaters, die allen gilt und die alle umfassen möchte, in Gemeinschaft zu bezeugen und allen zu verkünden.

Dr. Alicja Kostka: „Wir erleben tatsächlich den Kairos der Synodalität, die Geburtsstunde einer mehr und mehr synodalen Kirche, einer Kirche, die aufsteht und sich auf den Weg macht“ (Foto: Brehm)

Dr. Alicja Kostka: „Wir erleben tatsächlich den Kairos der Synodalität, die Geburtsstunde einer mehr und mehr synodalen Kirche, einer Kirche, die aufsteht und sich auf den Weg macht“ (Foto: Brehm)

Synodalität als Prozess in den Spuren des Zweiten Vatikanischen Konzils

Die Bischofssynoden seien nach dem 2. Vatikanischen Konzil eingerichtet worden, als Versammlung der Bischöfe zur Klärung und Vertiefung wichtiger Themen in der Kirche für die Umsetzung der Beschlüsse des Konzils. Papst Franziskus sage rückblickend auf diesen Prozess: „Vom Zweiten Vatikanischen Konzil bis zur gegenwärtigen Versammlung haben wir allmählich immer deutlicher die Notwendigkeit und die Schönheit des ‚gemeinsamen Vorangehens‘ erfahren.“ „Vorangehen“ sei ein Lieblingswort des gegenwärtigen Papstes, das er im Sinne von Weitermachen oder Weitergehen benutze. Schon ein Jahr nach seiner Wahl habe er die Familiensynode, dann eine Jugendsynode und jetzt die Bischofssynode zur Synodalität einberufen. Schon 2014 habe Franziskus eine Internationale Theologische Kommission beauftragt, sich mit dem Thema:“ Synode“ auseinanderzusetzen. Diese habe 2017 die Früchte ihrer Arbeit vorgelegt, die Anfang März 2018 die Zustimmung des Heiligen Vaters erhalten habe.

Kairos der Synodalität

Parallel zu diesen Entwicklungen seien in verschiedenen lokalen Kirchen durch die Offenlegung der Missbrauchsskandale und aus der erschütternden Erkenntnis: „So geht es nicht weiter!“, synodale Initiativen und Bewegungen in Gang gekommen. Die Kirche in Australien habe 2018 mit der Ausrufung eines nationalen Konzils reagiert. Die deutsche Kirche habe 2019 den Synodalen Weg begonnen. In Irland gibt es den synodal pathway. Auch die Kirchen in Mexiko und der Karibik reagierten. In Polen gäbe es den „Kongress von Katholikinnen und Katholiken“. Diese synodalen Prozesse sollten nun bei Beibehaltung ihrer jeweiligen Originalität in den weltweiten Prozess der Synode integriert werden. „Wir erleben tatsächlich den Kairos der Synodalität, die Geburtsstunde einer mehr und mehr synodalen Kirche, einer Kirche, die aufsteht und sich auf den Weg macht“, so die Referentin. Dabei gelte es festzuhalten, dass in jeder Synode der Geist Gottes wirke, der der Not der Kirche abhelfen, der neues Leben wecken, Wunden verbinden und Beziehungen herstellen wolle.

Die Schwelle des Neuanfangs

Eine Neuausrichtung der Kirche hänge allerdings wesentlich davon ab, ob es gelinge, Prozesse des Zuhörens, des Dialogs und der gemeinsamen Unterscheidung in Gang zu setzen, an denen wirklich alle teilnehmen und ihren Teil beitragen dürften. Papst Franziskus zeige sich überzeugt: „Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre,“ wie er es in seinem apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ (120) ausdrücke.

Ein Blick ins Plenum der Delegiertentagung (Foto: Brehm)

Ein Blick ins Plenum der Delegiertentagung (Foto: Brehm)

Synodalität als ein Stil und eine Haltung

Unter dem Stichwort „Synodalität als ein Stil und eine Haltung“ stellte Kostka dar, dass eine synodale Kirche eine Kirche des Zuhörens sein müsse in dem Bewusstsein, dass das Zuhören „mehr ist als Hören“. Hier handle es sich um ein „wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen habe: das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom.“ Alle Mitglieder der Gemeinden oder Gemeinschaften sollten offen und ehrlich ihre Meinung äußern können. Synodales Zuhören müsse auf „Erkenntnisgewinn“ ausgerichtet sein.

Wenn das Zuhören die Methode und der Erkenntnisgewinn das Ziel des Synodalen Prozesses seien, dann sei die Teilhabe der Weg, so die Referentin. Die Förderung der Teilhabe müsse dabei vor allem zur Einbeziehung derer führen, die andere Ansichten hätten als man selbst. Dialog bedeute, sich mit verschiedenen Meinungen auseinander-zusetzen. „In der Tat spricht Gott oftmals mit den Stimmen derjenigen, die wir allzu leicht ausschließen, fallen lassen oder unberücksichtigt lassen. Deshalb müssen wir uns besonders bemühen, denen zuzuhören, die wir vielleicht für unwichtig halten und die uns zwingen, neue Auffassungen zu berücksichtigen, die unsere eigene Denkweise in Frage stellen.“

Erfahrungen in der Schönstatt-BeWEGung mit Synodalität

Mit Blick auf die Schönstatt-Bewegung könne man sagen, dass hier seit mehr als hundert Jahren Menschen aus verschiedenen Ständen und Nationalitäten einen gemeinsamen Weg gehen würden. Das Heiligtum vermittle Menschen die Botschaft und die Erfahrung, persönlich geliebt zu sein, einer geistlichen Familie anzugehören und eine Sendung für Kirche und Welt zu haben. Das habe viele Menschen mitgerissen und zu einem schöpferischen Einsatz geführt. Dabei sei der Gründer dieses Werkes selbst ständig auf dem Weg gewesen, die ihm geschenkte Sendung zu erfüllen. Die Entdeckung der eigenen Identität im persönlichen Ideal und in persönlicher oder auch gemeinschaftlicher Sendung könne als ein origineller Zugang zur Charisma-Findung und -Entfaltung gesehen werden. Das Bau- und Organisierungsgesetz: „Bindung soweit als nötig, Freiheit soweit als möglich und Geistpflege auf der ganzen Linie“ ermögliche eine freiheitliche Bindung an diesen Weg. Vielleicht brauche es in der Bewegung eine ausdrückliche Reflexion über diese synodalen Erfahrungen auch kritischer und selbstkritischer Art im Sinne der Umkehr. Pater Josef Kentenich sei sich bewusst gewesen, dass solch ein geistiges und organisatorisches Lebensgebilde wie Schönstatt nur im ständigen Kontakt mit dem Heiligen Geist bestehen könne. „Vom Geist bewegt – mit dem Geist immer neu in Kontakt treten, um zu bewegen, – das gehört zu unserer DNA“, so Alicja Kostka abschließend.


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