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Armut als Chance, dass Gott schenken kann
Knapp 30 Mitglieder der sechs Schönstatt-Säkularinstitute treffen sich zu Begegnung, Austausch und gemeinsamer Schulung (Foto: Albert Busch)
Harald M. Knes. Armut als Chance? Will da jemand mit Sprache provozieren? Armut wird doch in der Regel als „soziale Fußfessel“ gesehen, die daran hindert Bildung zu haben und in der Gesellschaft aufzusteigen, um ein gutes Leben zu führen. Armut als etwas Positives zu sehen, das muss ja provozieren. Ist das gegenüber armen Ländern nicht geradezu sarkastisch?
Die Mitglieder in den sechs Schönstatt-Säkularinstituten haben sich für den evangelischen Rat der Armut bewusst entschieden. Sie möchten in der Nachfolge Jesu einen einfachen Lebensstil leben, nicht als Verzicht, sondern als Chance, um offen zu sein, dass Gott schenken kann, was jede und jeder tatsächlich braucht. Diesem Thema widmete sich das Verbände-Treffen, das vom 17. bis 19 Februar 2023 im Tagungshaus Berg Moriah stattgefunden hat.
Die Veranstaltung fand im Tagungshaus Berg Moriah, Simmern WW statt (Foto: Albert Busch)
Austausch und Begegnung am Abend im Kaminzimmer (Foto: Albert Busch)
Die Notwendigkeit des Verzichts im eigenen Lebensstil
Manuel Immler, der als externer Referent eingeladen war, griff diese Spannung auf. Als Produktdesigner mit einem Zusatzstudium in „Ökosoziales Design“ kommt er in Vorträgen auch auf die Notwendigkeit des Verzichts im eigenen Lebensstil zu sprechen, um den Klimawandel ernst zu nehmen. „Wir leben nun mal“, so führte er aus, „auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen, die wir aktuell über Gebühr gebrauchen.“ Vorträge und Gespräche stocken an diesem Punkt in der Regel. Diesmal hatte er aber 26 Zuhörer vor sich, für die dieser Punkt seit Jahren und Jahrzehnten als Lebens- und Gemeinschaftskonzept eine Selbstverständlichkeit ist. Überrascht stellte er fest: „Keine Diskussion über die Notwendigkeit, sondern waches Interesse.“
Der evangelische Rat der Armut im Zusammenhang mit dem organischen Denken und Leben
Im zentralen Vortrag der Tagung legte Ehepaar Maria und Dr. Ulrich Wolff das Armutsverständnis bei Josef Kentenich dar. Sie zeigten auf, dass Josef Kentenich den evangelischen Rat der Armut in den großen Zusammenhang eines „organischen Denkens und Lebens“ stellt. Damit stelle sich besonders die Frage, „wie ich mich an die Dinge binden soll“, so Ehepaar Wolff. „Alle Dinge, die wir gebrauchen, sollen uns an Gott erinnern und uns zu Gott führen und letztlich an ihn binden.“ Dabei muss die Solidarität zum Mitmenschen natürlich eine wichtige Rolle spielen.
Berichte aus den verschiedenen Säkularinstituten Schönstatts zeigten sehr interessante Einblicke und Erfahrungen von durchlebter Armut, die sehr viel geistliches Leben und tatsächliche gelebte Solidarität geweckt hat.
Herausforderung eines familiären Miteinanders
Pater Heinrich Walter referierte über die Herausforderung für die sechs Säkularinstitute „Geschwister der einen Familie“ zu sein, wie es ihr Gründer Josef Kentenich als Ziel formulierte: „Gliederung neben Gliederung. (…) Zusammenhalten, zusammenfügen! In irgendeiner Weise müsste das auch institutionell möglich sein, aber noch eher und mehr vom Herzen. Eine geschlossene Einheit finden! Einheit des Geistes, Einheit der Herzen, Einheit der gegenseitigen Hilfe. Eine ganz neue Welt müssen wir schaffen.“