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13. Juli 2010 | Priesterjahr | 

„Gründer sind näher an den Fundamenten“: 100 Jahre Priesterweihe Pater Kentenichs


8. Juli 2010, Festgottesdienst im Dom zu Limburgmkf. „Was ist denn hier gefeiert worden, eine Priesterweihe?" fragt ein distinguierter Herr in den mittleren Jahren einen Reporter. Es ist der 8. Juli 2010, und aus dem Limburger Dom strömen über 100 Priester, die spontan Spalier bilden für Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst und Bischof Pawel Cieslik (Koszalin, Polen). „Ja, eine Priesterweihe, aber eine historische", kommt prompt die Antwort. „Von Josef Kentenich. Der ist weltbekannt, und heute genau vor 100 Jahren war seine Priesterweihe. Hier in Limburg. Er war ein Gründer. " Ob der gute Mann ihn nun kannte oder nicht, er ahnt etwas: „Ein Gründer... Das ist aber ein historischer Tag ...". Das Gespür für einen historischen Tag. Gründer sind näher an der Fundamenten der Kirche, auf Tuchfühlung mit der Gnade des Anfangs, so hat Bischof Tebartz-van Elst umschrieben, was der zufällige Zeuge an der Domtür ahnt.

Auszug der Priester nach der heiligen Messe

Zwei Stunden zuvor hatte die festliche Eucharistiefeier im Limburger Dom, dem „Himmel aus Stein", wie die Bistumszeitung zum 775-jährigen Jubiläum geschrieben hatte, begonnen. Unter dem wuchtigen Geläute der Domglocken ziehen Pallottiner, zwei Bischöfe und über hundert Priester aus den von dem vor hundert Jahren in dieser Stadt geweihten Priester gegründeten Priestergemeinschaften in den Hohen Dom ein - Priester aus Brasilien, aus Argentinien, aus Chile, aus Indien, Kenia, Südafrika, Deutschland ...

Bischof Pawel Cieslik aus Polen Der Dom hat sich zuvor gefüllt mit Mitgliedern und Freunden der Schönstatt-Bewegung nicht nur aus der näheren Umgebung.

Zwei Pilgergruppen aus Chile sind eigens zu diesem Datum nach Deutschland gekommen, Jugendliche aus Brasilien, Argentinien, Polen und Paraguay haben sich von Schönstatt aus auf den Weg gemacht.

Nicht nur die Verantwortlichen der Priestergemeinschaften Schönstatts sind gekommen. Auch die Mitglieder des General- und Landespräsidiums sind fast vollzählig in Limburg, ebenso viele weitere Verantwortliche aus den Gliederungen und Gemeinschaften.

Weltweit verfolgen zudem Hunderte von Menschen die Feier über SchönstattTV.

Pater Kentenichs Mut zur Mission nimmt Maß daran, wie Maria Christus zur Welt bringt

Im Limburger Dom, 8. Juli 2010Nach den Priestern zieht eine fünfköpfige Familie aus Südtirol mit der Auxiliar in den Dom ein - und damit symbolisch all die missionarischen Früchte dieses Priesterlebens, das vor 100 Jahren in Limburg begonnen hat. „Pater Kentenichs Mut zur Mission nimmt Maß daran, wie Maria Christus zur Welt bringt", so Bischof Tebartz-van Elst später in der Predigt.

Monsignore Dr. Peter Wolf begrüßt zu Beginn des Gottesdienstes Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und drückt seine Freude darüber aus, „dass wir mit Ihnen in der Stadt der Priesterweihe unseres Gründers das hundertjährige Jubiläum dieses Ereignisses feiern dürfen".

Er dankt Weihbischof Pawel Cieslik aus Polen, in der Bischofskonferenz verantwortlich für die Schönstatt-Bewegung, für sein Kommen. „Ja, ich bin eigens wegen des Priesterweihetages von Pater Kentenich nach Deutschland gekommen", bestätigt dieser später im Gespräch.

Besonders herzlich dankt Monsignore Wolf den Vertreter der Provinzleitung der Pallottiner, Pater Possmann, „in deren Gemeinschaft Pater Josef Kentenich den Weg zum Priestertum gegangen ist und viele Jahre seines Priesterlebens gewirkt hat." Großer, ehrlicher Dank an die Gemeinschaft der Pallottiner klingt auf. Das Priestertum Pater Kentenichs ist menschlich gesehen nicht denkbar gewesen ohne die Gemeinschaft, die ihn aufgenommen und ihm den Weg zum Priestertum geebnet hat, der an anderen Stellen versperrt war.

Chor der Marienschwestern„Seine Bereitschaft zum Apostolat wird inspiriert durch den Geist und die Gründung Vinzenz Pallottis.

Pater Kentenich, der heute vor 100 Jahren in Limburg durch Bischof Vieter zum Priester geweiht wurde, wird in dieser Spur zu einer Gründergestalt", so Bischof Tebartz-van Elst.

Der Chor der Schönstätter Marienschwestern unterstreicht die Festlichkeit dieser heiligen Messe im ehrwürdigen Limburger Dom auf dem Felsen über der Lahn, dem „Abbild des Himmels" mit seinen reichen Arkaden, Emporen, Triforien und Obergaden.

Zeugnis einer Gründergestalt

Ausgehend von der Gründerzeit-Architektur des Missionshauses der Pallottiner, in dem Pater Kentenich zum Priester geweiht wurde, spricht Bischof Tebartz-van Elst von der Sendung der Gründer. Es sei „Berufung aus dieser Tiefe, die in die Weite geht. Gründer sind näher an den Fundamenten. Das gibt ihren Worten und Werken eine größere Stabilität... Wo die Kirche Erneuerung sucht, müssen ihre Fundamente offen gelegt werden. Nur der Blick auf das, was getragen hat und trägt, gibt die Perspektive für das, was weiterführt. Gründergestalten leben aus solcher Tuchfühlung mit dem Anfang und haben in Bedrängnissen die Belastbarkeit der Statik des österlichen Glaubens erprobt."

PriesterIm Horizont der gegenwärtigen Krise der Kirche und ihres Priestertums zeigte Bischof Tebartz-van Elst, wie sich diese vermittelt: „Der 100. Jahrestag der Priesterweihe von Pater Joseph Kentenich führt uns in stürmischen Zeiten dankbar vor Augen, worauf die Kirche Christi gegründet ist, und was ihr Halt gibt, wenn Meinungen und Medien sie nicht nur in Frage stellen, sondern nicht selten auch verletzen: Es ist die Verbindung mit Christus im Abendmahlssaal, die Verbundenheit mit Maria und die Verbindlichkeit im gelebten Zeugnis der Kirche. Aus dieser Rückbindung erwächst ein Fühlen mit der Kirche, ein „sentire cum ecclesia", das sensibel macht für die Wunden, bereit zur Umkehr und wach für eine lautere Erneuerung. In diesem österlichen Horizont vermittelt sich das Zeugnis einer Gründergestalt wie Pater Joseph Kentenich als Ermutigung zum Aufbruch. Nicht zusehen, sondern hinsehen; nicht kritisieren, sondern engagieren; nicht lamentieren, sondern motivieren; - Gründer vermitteln diese Entschiedenheit und bewegen so über ihre irdische Lebenszeit hinaus."

„In historischer Stunde"

Bischof Dr. Tebartz-van Elst (Mitte) beim Auszug - Foto: FischerNach einem von der Limburger Schönstattfamilie im Garten des Dompfarramtes liebevoll gerichteten Imbiss nutzten die meisten noch die Gelegenheit zum Besuch an den historischen Orten im Missionshaus der Pallottiner. Der heutige Bischof-Heinrich-Vieter-Saal, jetzt ein Mehrzweckraum, diente bis 1927 - bis zum Bau der Marienkirche - als Hauskapelle; hier wurde Josef Kentenich zum Priester geweiht. Einige historische Fotos zeigen die Kapelle in ihrem damaligen Aussehen.

Ein großes Bild Pater Kentenich, an der Wand eine Kopie des Primizkreuzes, sein Primizkelch: mehr braucht es nicht, um den Besuchern, die in mehreren Gruppen nacheinander in den Saal kommen, zu vermitteln: dies ist der Ort. Dies ist der Tag. Vor genau hundert Jahren, genau hier. Das ist der Ort, das ist der Tag der Gnade. „Jorgelina, ich bekomme Gänsehaut," flüstert Sandra aus Paraguay ihrer argentinischen Kollegin aus dem PressOffice zu. „Das ist ein historischer Tag." Zeitsakramentale, Ortssakramentale.

Ort der Priesterweihe von Pater KentenichRektor P. Alexander Holzbach begrüßt jede Gruppe und drückt seine Freude darüber aus, dass die Schönstattfamilie „aus historischen Anlass hier in historischer Stunde" zusammengekommen sei. Hier sei aus dem Frater Josef Kentenich „Pater Josef Kentenich" geworden, der Name, der heute weltweit quasi ein Markenzeichen sei. Hier an diesem Ort gelte es zu bedenken, wie sehr Pater Kentenich darum gekämpft habe, Priester sein zu dürfen.

„Wenn jeder Ort eine Gnade hat", so ein junger Priester, „dann ist dies vielleicht der Ort, an den man gehen sollte, wenn es auf dem Weg zur Berufung Hindernisse gibt, wenn man Kraft braucht, um für seine Berufung zu kämpfen..." Pater Franz Brügger zeichnet einen kurzen geschichtlichen Rahmen zu Weiheort und Weihetag; Ausschnitte aus dem Vortrag Pater Kentenichs bei seinem silbernen Priesterweihejubiläum (11. August 1935) bringen das „Nichts ohne dich, nichts ohne uns" ins Spiel, auf der Ebene der Bündniskultur innerhalb der Schönstattfamilie: „Wem soll ich danken? Ich danke den Toten, ich danke den Lebenden, ich danke den kommenden Generationen...".

Begegnung und Dank

Im Anschluss daran sind die Priester und die Mitglieder des General- und Landespräsidiums von den Pallottinern zum Kaffee eingeladen; der große Speisesaal ist auch ein historischer Ort. Die Tische und Stühle, die Balken, die Fenster - das alles ist noch so wie vor hundert Jahren, so Rektor Holzbach im Gespräch mit PressOffice Schönstatt.

Rektor Alexander Holzbach, P. Heinrich WalterDamals hätten dort nur noch mehr Tische gestanden. Heute hätten sie für 96 Personen gedeckt, aber es sei noch Platz für ein paar mehr. Pallottiner und Schönstätter aus verschiedenen Ländern und Generationen mischen sich, genießen Kaffee, Kuchen, kalte Getränke und die herzliche Gastfreundschaft. Rektor Holzbach erinnert in seinem Grußwort daran, dass er sich in seiner früheren pastoralen Tätigkeit den Beinamen „Kaffeeseelsorger" eingehandelt habe, da er gern bei „Kaffee und Kuchen" zu Hause bei den Leuten über die großen und wichtigen pastoralen Anliegen gesprochen habe. Etwas von diesem familienhaften Flair des gemeinsamen Kaffeetrinkens am Sonntagnachmittag mit Angehörigen und lieben Gästen liegt auch über dieser Begegnung. „Firmenchefs und Politiker treffen sich zum Mittag- oder Abendessen, zum Kaffeetrinken kommen Angehörige und Freunde", erklärt jemand einigen Priestern aus Afrika.

Begegnung im Speisesaal des Missionshauses der PallottinerPater Heinrich Walter dankt den Pallottinern für diese Begegnung. Hier habe Pater Kentenich „sein Handwerk gelernt" und wesentliche Impulse für sein Priestersein erhalten. Unser Wurzelwerk als Schönstatt-Bewegung habe mit der Gesellschaft der Pallottiner zu tun, und es sei gut, sich dessen bewusst zu sein. Pater Kentenich habe auf sein Primizbild die Bitte und den Wunsch geschrieben, dass alle Geister in der Wahrheit und alle Herzen in der Liebe sich einigen. In der Liebe und in der Wahrheit gelte es auch, die gemeinsame, oft fruchtbare, manchmal auch spannungsreiche Geschichte von Pallottinern und Schönstattbewegung anzuschauen. Als Geschenk überreicht Pater Walter die Festschrift zum hundertjährigen Priesterweihejubiläum Pater Kentenichs - unter der Regie eines Professors der Theologischen Hochschule der Pallottiner, Schönstatt-Pater Dr. Joachim Schmiedl entstanden.

Irgendwie hat es keiner eilig, aufzubrechen. Viele Gruppen aus Schönstatt sind in den letzten Wochen an diesem Ort gewesen. Aber heute ist der 8. Juli, heute ist der historische Tag.

„Wir müssen auf der Internetseite bei den Besucherinfos unbedingt etwas zu Limburg machen", erklärt Sandra Lezcano auf der Rückfahrt. „Ich glaube, Limburg gehört in Zukunft wie Gymnich oder Dachau zum Programm beim Besuch in Schönstatt."

Im Bischof-Heinrich-Vieter-Saal, Ort der Priesterweihe Pater Kentenichs

 


Video: Impressionen vom 8. Juli 2010 in Limburg



Video: Begegnung im Missionshaus der Pallottiner



Dokumentation

Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst: Predigt im Pontifikalamt anlässlich des 100. Jahrestages der Priesterweihe von Pater Joseph Kentenich - Donnerstag, 08. Juli 2010 im Hohen Dom zu Limburg (pdf)

Video der heiligen Messe: in der Mediathek von SchoenstattTV, 08.07.2010

Fotoalbum

 


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