Nachrichten
Der Mensch kann nicht ohne Liebe leben
Markus M. Amrein. Dass eine Spiritualität des Leibes gerade für die heutige Zeit wichtig ist, haben beim 5. Männerforum im Haus Tabor Prof. Dr. Norbert und Renate Martin aufgezeigt. Es war zu spüren, sie haben sich mit den 133 Katechesen über die „Theologie des Leibes" von Johannes Paul ll. (1979-84) intensiv beschäftigt. Die zahlreichen Fragen und das große Interesse bei den 17 Teilnehmern des Männerforums aus der Schönstatt-Bewegung und darüber hinaus zeigen, dass es bedeutsam ist, diese Ansprachen kennenzulernen und bekannt zu machen.
Norbert Martin gab zunächst eine Einführung in die Theologie des Leibes und zeigte den Sinn, die Bedeutung und Ziel der Leibhaftigkeit des Menschen auf. Man könnte zunächst den Eindruck haben, es sei nur für Mann und Frau die auf die Ehe hingeordnet sind. Johannes Paul legt aber klar, dass es nicht zwei verschiedene christliche Menschenbilder gibt - eines für den ehelichen und eines für den um des Himmelreiches willen jungfräulich lebenden Christen. Der Mensch findet und verwirklicht sich nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst an ein anderes personales Du, er muss zum Geschenk seiner selbst werden - und das sowohl in der Ehe als auch in der „um des Himmelreiches willen" gewählten Ehelosigkeit.
Verkörperte Heiligkeit
Renate Martin sprach vor allem über Autoren und Referenten, die versuchen weitere Kreise für diese Thematik zu interessieren, allen voran Christopher West. Ihm geht es darum, den Boden zu bereiten für das Menschenbild, das Johannes Paul in der Theologie des Leibes entfaltet. Für ihn leuchtet der Plan Gottes mit Mann und Frau in diesen biblisch fundierten Katechesen so klar auf, wie nie zuvor in der Kirchengeschichte. Letztendlich geht es sowohl in der Ehe als auch in der Jungfräulichkeit um nichts weniger als um „verkörperte Heiligkeit".
West wurde nicht müde, den Kampf um das christliche Menschenbild bewusst zu machen und alle zu bestärken, die erkennen, wie menschenverachtend sich das heute vorherrschende dualistisch/materialistische Menschenbild auswirkt. Die Meinung also, man könne mit dem Leib machen, was angenehm nützlich und bequem ist - von ungebremstem Gebrauch der Sexualität über Eispende, künstliche Befruchtung jeder Art, Stammzellenverwertung bis hin zur Neudefinition des Todes.
Chr. West fordert auf, mit den Menschen über die wunderbare Bedeutung der Leiblichkeit des Menschen zu sprechen. Zerbrochene Ehen, Abtreibung, Aids, Internet-Pornographie, Kindermissbrauch, Homo-"Ehe" - Kirche und Welt befinden sich inmitten einer schweren Krise. In dieser Situation kommt die „Theologie des Leibes" von Johannes Paul ll wie gerufen. Mit seinen Reflexionen über Leib und Geschlechtlichkeit zeigt er die Wurzel der modernen Krise - und weist den Weg zu einer echten sexuellen Befreiung. Es erstaunt, dass scheinbar Journalisten oder kirchliche Vertreter von der „sexuellen Revolution" nach Papst Johannes Paul ll. noch wenig mitbekommen haben und nicht selten noch auf veraltete Klischees zurückgreifen.
Im zweiten Teil des Forums kam es zum offenen Meinungsaustausch. Auf die sehr zahlreichen Fragen haben die Referenten versucht, Antworten zu geben aus der Sichtweise der heutigen Zeit. Vor allem über die Bedeutung des Naturrecht des Menschen hat man sich ausgiebig ausgetauscht.
Nach so einem Forum konnte uns in der Eucharistiefeier zum Abschluss mehr bewusst werden als sonst, dass eine Realitä,t die bereits seit Jahrhunderten gefeiert wird, in besonderer Weise auch uns betrifft. Durch die Kommunion wird uns ein neuer durchgöttlichter Leib geschenkt. Mein Körper nimmt den Leib Christi auf. Er verbindet uns miteinander und mit Gott in seiner Schöpfung.
Persönliche Eindrücke
„Was mich beeindruckt hat, waren zwei neue Erkenntnisse, zum einen der Gedanke, dass die Offenbarung einen Schlüssel enthält für den richtigen Umgang mit der menschlichen Sexualität. Wir Menschen entdecken im Spiegel der Offenbarung erst heute, wohin das abzielt, was der Schöpfer in die menschliche Natur hineingelegt hat. Zum anderen der Gedanke, dass das Naturrecht gerade heute, in einem Zeitalter, einer nie da gewesenen Manipulationsmöglichkeit durch die Genforschung und der Versuchung, den Menschen auf medizinische Zwecke zu reduzieren, die einzige Orientierung ist, die hilft die Menschenwürde zu sichern."
„Die Theologie des Leibes ist meines Erachtens ein Thema für jeden Menschen. Ich bin fasziniert, weil der Papst vom Menschen ausgeht und nicht von einer Morallehre."
„Ich entdeckte in der Leiblichkeit des Menschen, wie sie uns Johannes Paul aufzeigt, eine ungeheure Wertschätzung und Freiheit. Ich habe spirituelle Richtungen kennengelernt, da ist der Körper nur eine Materie, die es zu überwinden gilt. Andererseits setzen sich heute viele einem Attraktivitäts-Vergleich des Körpers aus, aus einem freiwilligen Zwang."
Herzliche Einladung zum nächsten Männerforum zur Theologie des Leibes:
Samstag, 27. November 2010, 10:00 Uhr im Haus Tabor
Mehr Infos unter: haus-tabor@schoenstatt.net
Literaturempfehlung:
Christopher West. Theologie des Leibes für Anfänger. Einführung in die sexuelle Revolution von Papst Johannes Paul II, ISBN: 3-928929-71-2
Johannes Paul ll, Hrsg. Norbert und Renate Martin, Die menschliche Liebe im göttlichen Heilsplan, Eine Theologie des Leibes, ISBN: 978-3-939684-44-2