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7. November 2022 | Deutschland | 

Gedenken an den KZ-Häftling P. Albert Eise


Die Teilnehmer beim Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Kiess)

Die Teilnehmer beim Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Foto: Kiess)

Sr. M. Elinor Grimm. Wer war Pater Albert Eise SAC, der am 3. September 1942 im von den Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslager Dachau sein Leben verloren hat? 15 Personen verschiedenen Alters und verschiedener Nationalität, darunter eine Reihe Schönstätter, nahmen sich am 5. November trotz Nieselregen und kühlem Wetter Zeit für einen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau, um diesem Priester zu begegnen, der wegen seines Einsatzes für die Schönstattbewegung und seinem offenen Bekenntnis gegen Hitler 1941 verhaftet und interniert wurde.

Einsatz für Schönstatt bis zum Letzten

Schon als Jugendlicher hatte Albert Eise als Schönstätter „Feuer gefangen“. Er gehörte zur Gründergeneration der jungen Bewegung und war später als Pallottiner für die Arbeit in der Schönstattbewegung freigestellt. Pater Kentenich hatte ihn 1931 beauftragt, mit dem Aufbau einer Familienbewegung innerhalb Schönstatts zu beginnen. Zugleich arbeitete Eise als Volksmissionar und mit Studentinnen in der wachsenden Schönstatt-Bewegung. Ein Vortrag dort, bei dem er bespitzelt wurde, wurde ihm zum Verhängnis.

Aber auch im KZ Dachau war Pater Eise weiter für Schönstatt tätig. So wurde er Zeuge der Gründungen, die Pater Kentenich am 16. Juli 1942 im KZ vornahm: das Institut der Schönstattfamilien und der Schönstätter Marienbrüder. Albert Eise hatte für die Gründungsfeier getarnt hinter Strohsäcken ein kleines Altärchen auf seinem weißen Taschentuch errichtet. Ein MTA-Bildchen und Kerzen fehlten nicht. Das Allerheiligste war in einem kleinen Gefäß dabei. Er hatte eine kleine Andacht zusammengestellt. In gewissem Sinn konnte er auf diese Weise seinem Auftrag, eine Familienbewegung aufzubauen, nachkommen. Das Samenkorn, unter widrigen Umständen im KZ ausgestreut, ging nicht unter! Heute sind beide Gemeinschaften international verbreitet.

Ein Gang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau mit Stationen aus Pater Eises Internierungszeit. Im Hintergrund das Jourhaus mit dem Eingangstor (Foto: Pfaffenzeller)

Ein Gang durch die KZ-Gedenkstätte Dachau mit Stationen aus Pater Eises Internierungszeit. Im Hintergrund das Jourhaus mit dem Eingangstor (Foto: Pfaffenzeller)

Sein im Konzentrationslager gefährliches Engagement für den weiteren Aufbau der Schönstatt-Bewegung verband er mit der geistlichen Haltung, dem himmlischen Vater sein Leben und die Leiden als Häftling für das Wachsen der Bewegung anzubieten. Der Himmel nahm ihn ernst. Er erkrankte an Hungertyphus. Nach Wochen des Leidens unter schlimmen Verhältnissen im Krankenrevier ist er am 3. September 1942 erbärmlich gestorben. Dr. Edi Pesendorfer, dem Mann, der sich als Werkzeug zur Gründung der Gemeinschaft der Schönstätter Marienbrüder zur Verfügung stellte, ist es zu verdanken, dass Pater Eise wenigstens noch in eine bessere Krankenstube verlegt wurde. Pesendorfer war Oberpfleger in der chirurgischen Abteilung und hatte großen Einfluss. So konnte er auch vermitteln, dass P. Fischer, der ebenfalls im Krankenrevier war, sich aber schon auf dem Weg der Genesung befand, Pater Eise heimlich die Krankensalbung spenden konnte.

Ein Zeugnis, das heute aktuell ist

Die Echos Einzelner beim Rundgang zeigten: Das Zeugnis Albert Eises ist auch für heute aktuell. Er kann Menschen für ein christliches Zeugnis in der heutigen Zeit inspirieren. Die Worte auf der Mauer des Mahnmals, vor dem sich die Gruppe versammelte, sind wie eine Zusammenfassung dessen, was dieser Rundgang vermittelt hat: „Möge das Vorbild derer, die hier von 1933 bis 1945 wegen ihres Kampfes gegen die Nationalsozialisten ihr Leben ließen, die Lebenden vereinen zur Verteidigung des Friedens und der Freiheit und in Ehrfurcht vor der Würde des Menschen.“

Im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte finden sich auch Infos zu Karl Leisner und Pater Josef Kentenich (Foto: Pfaffenzeller)

Im Gedenkraum der KZ-Gedenkstätte finden sich u.a. auch Infos zu Karl Leisner und Pater Josef Kentenich (Foto: Pfaffenzeller)

Der Hoffnung Raum geben

Den Abschluss des Nachmittags bildete eine Marienmesse in der Kirche des Karmel. Entsprechend dem Messformular „Mutter der Hoffnung“ stellte der Zelebrant P. Helmut Müller, München in seiner Predigt dar, wie Maria, die so viel durchgetragen und gelitten hat auch heute Menschen Hoffnung schenken kann, besonders angesichts des Leids der Kriege in der Welt. Auch heute könne Wandlung geschehen, wie damals in Kana. „Wenn wir unser ‚Wasser‘, unsere  kleinen Beiträge schenken, kann Jesus ‚Wein‘ daraus machen.“ Müller betonte wie wichtig und wertvoll das menschliche Miteinander sei: Ein gutes Wort, ein freundlicher, mitfühlender Blick. Jedes Gespräch hinterlasse Spuren. Damals seien so kleine Gesten Überlebenshilfe für Häftlinge gewesen. Pater Müller wies auf die Lagermadonna hin, die 1943 aus dem Sudetenland heimlich ins Lager gekommen war. „Wieviel Trost und Hoffnung mögen Häftlinge auch durch diese schlichte Marienfigur erfahren haben.“ Hoffnung, so Pater Müller, könne auch ein Wort Pater Eises schenken, das von ihm überliefert ist: „Wenn ich nicht mehr lebe und in der Ewigkeit bin und Sie große Schwierigkeiten haben, wenn Sie nicht wissen, wie Sie entscheiden sollen, dann rufen Sie mich an, ich helfe Ihnen.“

Online Angebot zu Pater Albert Eise

Wer sich mehr für Albert Eise interessiert, kann am 16. und alternativ am 20. November an einem online Angebot über sein Leben teilnehmen. Bei der per ZOOM stattfindenden Veranstaltung, die von Sr. M. Elinor Grimm, Referentin KZ Gedenkstätte Dachau und einem Team geleitet wird, wird u.a. das „Lebensbild P. Albert Eise – ‚ein Herold Mariens‘ von Eugen Schmidt gezeigt.

  • Die ZOOM-Konferenz startet am Mittwoch, 16.11. um 20.00 Uhr
    und am Sonntag, 20.11. um 16 Uhr.
  • Link für den Zoom-Zugang
  • Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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