Nachrichten

1. September 2022 | Rund ums Urheiligtum | 

Gedenkfeier zum 80. Todestag: Das Lebenszeugnis von Franz Reinisch beeindruckt


Pater Dr. Wojciech Kordas OFM Conv. zeichnete bei der Reinisch Gedenkfeier den schwierigen Weg Reinischs zum Priestertum nach (Foto: Reinisch-Forum)

Pater Dr. Wojciech Kordas OFM Conv. zeichnete bei der Reinisch Gedenkfeier den schwierigen Weg Reinischs zum Priestertum nach (Foto: Reinisch-Forum)

Heribert Niederschlag. Am Samstag, den 20. August 2022, lud das Franz-Reinisch-Forum zum Gedenken an den 80. Tag der Hinrichtung von Pater Franz Reinisch ins Pilgerhaus und die Pallotti Kirche in Schönstatt ein. Franz Reinisch war der einzige katholische Priester, der den Fahneneid auf Hitler verweigerte. Für ihn war klar: Den Fahneneid leisten auf einen Verbrecher wie Hitler – niemals! Sängerinnen und Sänger des Domchores aus Limburg, unter der Leitung von Christoph Kipping, eröffnete den ersten Teil der Gedenkfeier.

Pater Heribert Niederschlag SAC bei der Feierstunde im Pilgerhaus in Schönstatt, Vallendar (Foto: Reinisch-Forum)

Pater Heribert Niederschlag SAC bei der Feierstunde im Pilgerhaus in Schönstatt, Vallendar (Foto: Reinisch-Forum)

Ansprache: Weihbischof Jörg-Michael Peters (Foto: Reinisch-Forum)

Ansprache: Weihbischof Jörg-Michael Peters (Foto: Reinisch-Forum)

Pater Heribert Niederschlag SAC erinnerte an das Lebenszeugnis von Franz Reinisch und zeichnete den Weg des Seligsprechungsprozesses nach. Weihbischof Jörg Peters zitierte in seiner Ansprache die Worte von Bischof Reinhold Stecher (Innsbruck), der selber unter der Verfolgung der Nazis gelitten hat: „Wenn ich an P. Reinisch denke, fällt mir immer ein Granitblock in einem hochwasserführenden, rauschenden Bergbach ein, an dem die erdbraunen Fluten zerschellen. (…) Ich weiß, dass das, was er getan hat, nicht einfach von jedem Christen verlangt war. Aber weil ich weiß, wie schwer jene Tage und Bedrängnisse waren, neige ich mich in Ehrfurcht vor diesem granitenen Gewissen. Und dies umso lieber, als wir heute eher in einer Gesellschaft leben, in der Schaumgummi und Weichspüler dominieren.

Domkapitular Martin Emge stellte Reinisch als Schönstätter vor (Foto: Reinisch-Forum)

Domkapitular Martin Emge stellte Reinisch als Schönstätter vor (Foto: Reinisch-Forum)

Pater Peter Hinsen SAC legte die Schwierigkeiten dar, die Reinischs Entscheidung für die Gemeinschaft der Pallottiner bedeutete (Foto: Reinisch-Forum)

Pater Peter Hinsen SAC legte die Schwierigkeiten dar, die Reinischs Entscheidung für die Gemeinschaft der Pallottiner bedeutete (Foto: Reinisch-Forum)

Verschiedene Aspekte des Entscheidungsweges von Pater Franz Reinisch

Anschließend beleuchteten Reinisch-Experten aus verschiedenen Perspektiven den Entscheidungsweg von Franz Reinisch. Pater Dr. Wojciech Kordas OFM Conv. zeichnete den schwierigen Weg Reinischs zum Priestertum nach. Ehe er ein beherztes JA zu dieser Berufung sagen konnte, musste er manchen Kampf bestehen. Domkapitular Martin Emge stellte Reinisch als Schönstätter vor. In der Schönstatt-Bewegung fand Reinisch eine Form, die das Ideal von Vinzenz Pallotti zeitgerecht verwirklichen wollte: Das Apostolat aller Frauen und Männer. Seine letzte Entscheidung zur Verweigerung des Fahneneides fällte er in der Gnadenkappelle in Schönstatt. Hier empfing er die Kraft, den Weg zu gehen. Pater Peter Hinsen SAC legte dann die Schwierigkeiten dar, die diese Entscheidung auch für die Gemeinschaft der Pallottiner bedeutete. In späteren Jahren gab es ein lebhaftes Ringen in der pallottinischen Gemeinschaft um die Beurteilung des Lebenszeugnisses von Franz Reinisch. Pater Hinsen erzählte z.B. wie ein Mitbruder, der Reinisch selbst gekannt hat, ihn zuerst sehr kritisch beurteilte, aber später zu einem Verehrer wurde.

Zwischendurch gaben die Beiträge des Domchores den Teilnehmern immer wieder die Gelegenheit, das gerade gehörte auf sich wirken zu lassen. Kirchenmusiker Frank Sittel leitete mit seinem einfühlsamen Orgelspiel von einem Programmpunkt zum nächsten über.

Sängerinnen und Sänger des Domchores aus Limburg, unter der Leitung von Christoph Kipping, gestalteten die Gedenkfeier mit (Foto: Reinisch-Forum)

Sängerinnen und Sänger des Domchores aus Limburg, unter der Leitung von Christoph Kipping, gestalteten die Gedenkfeier mit (Foto: Reinisch-Forum)

Feier am Grab Franz Reinischs (Foto: Reinisch-Forum)

Feier am Grab Franz Reinischs (Foto: Reinisch-Forum)

Entscheidung auch biblisch untermauert

In der sich anschließenden Gedenkfeier am Grab von Franz Reinisch, der der Trierer Weihbischof Jörg Peters vorstand, erinnerte Pater Niederschlag in einer kurzen Ansprache daran, dass Reinisch seine Entscheidung auch biblisch untermauerte durch die Begebenheit des 12-jährigen Jesus im Tempel, der dort blieb, ohne seien Eltern zu informieren. Er zeigte, dass der Mensch, der im Glauben erwachsen geworden ist, nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hat, seine Entscheidungen selbständig zu treffen: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist.“ Der Ruf des Vaters kann zu heftigen Konflikten selbst mit denen führen, die ganz nahe sind.

Im „Konzert der Stille“, einem dramatischen Dialog zwischen Reinisch und seiner ehemaligen Freundin über die Beweggründen seiner Entscheidung, fand der Reinisch-Gedenktag einen beeindruckenden Abschluss. Die Rolle der Ludowika Linhard wurde von der Journalistin Katrin Wolf gesprochen, die sie in beeindruckender Weise ausfüllte. Pater Heribert Niederschlag SAC lieh seinem Mitbruder Franz Reinisch die Stimme. Musikalisch wurde diese Art der Lebensbeschreibung mitgestaltet von Frater Gregor Brandt OCist, Organist Abtei Marienstatt. Er verstand es mit seinem Orgelspiel die verschiedenen Episoden des Lebens von Reinisch zu intonieren und so tieferen Ausdruck zu verleihen. Ein zufällig anwesender Pallottiner-Missionar aus Brasilien zeigte sich ergriffen und bewegt mit der Bemerkung: „Solche Tage, wie der heutige, sind, besonders auch für die Kirche in Deutschland, Mahnung und Hoffnung zugleich!“


Top