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26. Juni 2010 | Priesterjahr | 

Mit Freude Priester sein – in Gottes- und Menschenergriffenheit


Internationale Priestertagung, 21.-13. Juni 2010mkf. Wie viel ist in den vergangenen Monaten über Priester und Priestertum geredet, diskutiert, philosophiert, kritisiert worden, aus ernster Sorge, aus bloßer Besserwisserei, aus blanker Verachtung. Was hat das mit der Kirche, mit den Menschen, mit einem selbst gemacht. Und dann: fast dreihundert Priester aus allen Kontinenten in Konzelebration in der Anbetungskirche in Schönstatt, die kraftvoll ihre Weiheversprechen erneuern und dann dieses Lied vom Menschenfischer anstimmen: Du bist ans Ufer gekommen, hast mich angeschaut und beim Namen gerufen... Und das macht etwas mit einem. Und es macht ganz sicher auch etwas mit den Menschen, mit der Kirche.

 

 

 

Konzelebration, 21. Juni

Drei Tage lang haben sich Priester aus allen Priestergemeinschaften Schönstatts und Freunde der Bewegung „in die Jüngerschule Pater Kentenichs" gegeben, wie Pater Heinrich Walter es ausdrückte, und in „stürmischen Zeiten auf das priesterliche Zeugnis von Pater Kentenich" geschaut. Gottesergriffenheit, Menschenergriffenheit, „Geistlicher" werden zu Kernworten, die zu strahlen beginnen.

Vorstellung der Priester aus ArgentinienIm Anschluss an den Abschluss des Priesterjahres in Rom und die Feier des 100. Priesterweihejubiläums Pater Kentenichs durch die deutsche Schönstatt-Bewegung am 20. Juni fand vom 21. bis 23. Juni eine internationale Priestertagung in Schönstatt statt, an der gut 250 Priester aus Afrika (Burundi, Nigeria, Kenia, Südafrika, Tschad), Indien, Australien, Amerika (USA, El Salvador, Brasilien, Chile, Argentinien, Mexiko, Peru, Ecuador) und verschiedenen Ländern Europas teilnahmen. Austausch, Reflexion, Feier und Begegnung auf internationaler Ebene prägen das Programm, das von den vier Priestergemeinschaften Schönstatts füreinander und für alle anderen Priester, die teilnehmen wollten, vorbereitet worden war.

Weil Pater Kentenich sich immer Zeit für jeden Einzelnen persönlich genommen hat

Priester aus BurundiSie schauen gemeinsam auf das priesterliche Leben Pater Kentenichs, denn „durch das, was er in den Menschen bewegt hat, durch das, was er mit seinen Worten und durch sein Lebenszeugnis angeregt hat, ja in sie hinein gepflanzt hat, war er nicht nur zu Lebzeiten ein Seelsorger und prophetischer Deuter! Er ist es bis zum heutigen Tag geblieben und er wirkt weiter fort", wie Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am Dienstagabend in der Predigt sagt. Man kann auch ein Programm gestalten im Blick auf ihn, zeigt der Montagvormittag. Wenn man sich Zeit nimmt, alles in vier Sprachen hintereinander zu sagen und dabei jedesmal die persönliche Note durchkommt, wenn man locker und aufmerksam zugleich dafür sorgt, dass sich jedes, aber auch jedes anwesende Land und jeder einzelne Priester vorstellen - dann tut man das, wie Rektor Zillekens hinterher sagt, weil sich Pater Kentenich auch so viel Zeit für jeden Einzelnen genommen und jeden Einzelnen im Blick gehabt hat. Jeden Einzelnen mit seiner eigenen einzigartigen, spannenden Bündnisgeschichte, in der sich Leben am Leben entzündet, wenn sie erzählt werden kann.

Priester aus KubaWie die Geschichte von Dennis Foley aus Australien, der am 15. September 1968 an dem, was die Nachricht vom Tod Pater Kentenichs für die Schwestern in Australien bedeutete, entdeckte, wer dieser Pater Kentenich war.

Wie die Geschichte der acht jungen chilenischen Priester aus dem ersten Kurs des erste im Janurar 2010 gegründeten Priesterbundes, die zusammen mit P. Alfons Boes und seinen 91 Jahren da vorne stehen.

Wie die Geschichte des jungen Priesters aus Kuba, der hofft, dass dort bald die erste Schönstatt-Priestergemeinschaft entstehen kann.

Wie die des Priesters aus El Salvador, der von einem Freund eingeladen wurde (und jetzt auch weiß, dass es in seinem Heimatland Schönstatt gibt).

Wie die des Priesters aus Südafrika, der stolz davon erzählt, beim „Urheiligtum Südafrikas" seine Berufung gefunden zu haben.

Am Schluss stehen die vielen Priester aus Deutschland um das große Bild Pater KentenichsHeimaH und erzählen ohne die Worte die Geschichte einer Priesterbewegung, die bis auf die ersten Anfänge Schönstatts zurückgeht.

Priester aus El Salvador„Nie habe ich einen anderen Menschen erfahren, der mir so wach und aufmerksam zugehört hat, mich von innen her so sehr ergriffen hat, wie unser Vater und Gründer. Das war nicht einfach menschliche Leistung, das war Geschenk aufgrund der tiefen Durchdringung mit dem Heiligen Geist, der ihn ganz geöffnet hat für die Menschen und für das, was die Menschen bewegt", so Erzbischof Zollitsch am anderen Tag in der Predigt. An diesem Morgen gehen die Priester in seinen Spuren und hören einander zu...

Wir sind mit Freude Priester, denn „Er ist der Herr" (Joh 21,7)!

Pater Heinrich Walter, Generaloberer der Schönstatt-Patres, kreist in seinem Impuls im zweiten Teil dieses Vormittags - er spricht in Deutsch, in Spanisch wird mitgelesen, dazu kommt Flüsterübersetzung ins Englische und Französische - um den Priester als Gottesmann (Stichwort „Gottesergriffenheit"), der aus der Erfahrung des nahen, persönlich berufenden Gottes lebt: kein Manager, kein Verwalter, kein Mann der perfekten Riten des Kultes, sondern ein Mann, der beim Herrn verweilt und darum andere zu ihm führt. Letztlich, so Pater Walter, geht es darum, mit Freude Priester zu sein, mit innerer Freude, die aus dieser Gottesnähe wächst.

P. Heinrich WalterDer Gottesergriffenheit, so Walter, entspreche eine Menschenergriffenheit, die vorhandenes Leben wahrnimmt und ernst nimmt und „durch Aufmerksamkeit und Zuwendung zur Lebendigkeit aufzuwecken" versteht. Es ist die Einladung, sich am pastoralen Konzept Pater Kentenichs zu orientieren, die „eine große Beziehungsfähigkeit und eine dienende Haltung" voraussetzt, und: die „glaubt an das Wirken Gottes im anderen" und „ihn zum Subjekt werden" lässt. Nur „auf diesem Weg entstehen Lebensvorgänge und Strömungen, die Gruppen und Gemeinden erfassen und eigenständiges Leben hervorbringen."

Er ermutigte die Priester, im Sturm der Zeit Windmühlen statt Mauern zu bauen und in föderativer Zusammenarbeit das Erbe Pater Kentenichs für die Kirche fruchtbar zu machen.

Die Impulse des Vormittags zusammen mit dem Studium der Schrift „Priester in einer Zeit des Neuanfangs" bildeten den Stoff für Arbeitskreise, die sich nach Sprachen am Vormittag und dann wieder am Nachmittag, angereichert durch Statements zum Kentenich-Pastoralkurs und der Familienarbeit vor allem in den Akademien, stattfanden.

Deutsche PriesterDer Tag mündete ein in die gemeinsame Eucharistiefeier in der Anbetungskirche am frühen Abend, in der Pater Rudolf Ammann als Prediger das Thema vom Blickpunkt priesterlicher Würde aufgriff und mit einigen persönlichen Erlebnissen mit Pater Kentenich illustrierte. Danach waren alle von den Schönstattpatres eingeladen zum Abendessen und Beisammensein im Vaterhaus auf Berg Sion.

Geisteserneuerung

Mit einem gemeinsamen Gebet am Urheiligtum begann der zweite Tag, der Tag der Geisteserneuerung. „Wir haben in Spanisch gebetet, im Urheiligtum, es war wunderbar", so Kaplan Casquero aus Argentinien. In fünf Schritten zeigt Monsignore Dr. Peter Wolf auf, wie Pater Kentenich die monatliche Geisteserneuerung gemeint hat und wie man sie so auswerten kann, „dass die Freude bleibt":

22. Juni: Beginn der Geisteserneuerung am Urheiligtum1. Abstand schaffen und zur Ruhe kommen

2. Zurückschauen und Nachverkosten

3. Geist nachlegen

. Zeit zum Beten lassen

5. Sichern für den nächsten Monat

Den ganzen Tag haben die Priester Zeit, diese Schritte konkret zu gehen, allein, zu zweit, zu dritt. Lunchpakete sorgen dafür, dass nicht einmal Zeit und Ort des Mittagessens störend eingreifen in den Vorgang. Es gibt Orte, es gibt Literatur, es gibt Anregungen zu den einzelnen Schritten.

Den ganzen Tag über sieht man sie irgendwo in Schönstatt beten, lesen, betrachten, gehen... Erst am späten Nachmittag um 17.00 Uhr finden sich alle in der Anbetungskirche ein zur zweiten großen Konzelebration. Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ist Hauptzelebrant.

Die Überlebensfrage für den Glauben

Mit den Priestern schaut er auf das Priesterleben Pater Kentenichs: „Weder die Gottferne des Konzentrationslagers, noch die Zermürbung des Exils, nichts hat ihn davon abgehalten, aus der Kraft des Heiligen Geistes zu leben, sich aus dieser Kraft für die Menschen aufzuopfern.

Konzelebration mit Erzbischof Dr. Robert ZollitschWas dabei der Dienst des Priesters ist, hat er schlicht und doch so klar formuliert: „Welche Aufgabe hat also der Priester? Eine Brücke zu bauen. Wie sehen die beiden Ufer aus, die durch eine Brücke verknüpft und verbunden werden sollen? Das ist auf der einen Seite der lebendige Gott und auf der anderen Seite der Mensch. Des Priesters Aufgabe besteht darin, Gott und Mensch in unzertrennliche, in liebesinnige, dauernde Verbindung miteinander zu bringen." Und: „Es ist schlicht die Überlebensfrage für unseren Glauben und für das Evangelium und damit für die Kirche, dass es uns gelingt, den Menschen unserer Tage für Gott aufzuschließen. Dies wird aber nicht geschehen, indem wir dies abstrakt verkünden. Es kann nicht gelingen, indem wir allein der Kraft der Liturgie vertrauen - so wertvoll und wichtig sie ist. Es kommt darauf an, von innen als Geistliche zu leben, uns zu öffnen für die Hinweise Gottes und die Fragen der Menschen. Nicht von oben nach unten. Sondern indem wir miteinander dem Gott des Lebens begegnen..."

Die Erneuerung der Weiheversprechen nach dem intensiven Erleben dieses Tages wirkt tief...

Strömung

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch beim GrillabendDer Grillabend in der Marienau, mit dem dieser Tag abschließt, wäre einen eigenen Bericht wert. So ein Abend braucht kein Programm und keine Sitzordnung. Spontan finden sich die zusammen, die für ein Thema, ein Anliegen, einen Gedanken brennen... Und wer das Thema Strömung vom Montag noch anschaulich brauchte, bekam Entstehen und Wachsen und Wirkung einer Strömung hautnah mit. Ab 20.30 Uhr genau genommen. Als sich die Träger der Strömung in himmelblau-weiß kleideten und vor der Leinwand einfanden. Und immer mehr nachzogen. Zuerst die, die eben auch zu Argentinien hielten. Oder zu Nigeria im Parallelspiel.

Public viewingDann die bekennenden und die versteckten Fußballfans. Dann die, die dort sein wollten, wo offensichtlich etwas los war... und die, die schließlich auch mit dabei sein wollten, wo alle dabei waren und denen es glatt egal war, wer gegen wen und warum eigentlich spielte, aber mitgerissen wurden..., spätestens, als sich die Grillströmung mit der Fußballströmung vereinte und man sein Steak vor dem Fernseher genoss...

So einen Abend für alle Priester müsste man jeden Monat machen, meinte Rektor Zillekens.

Am Mittwoch klang die Priestertagung aus in den Festen der einzelnen Gemeinschaften.

Erneuerung der Weiheversprechen

Videos von mehreren Veranstaltungen der Tagung in der Mediathek von SchoenstattTV.

Predigt von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am 22. Juni 2010

Dr. Peter Wolf: Damit die Freude bleibt. Geisteserneuerung nach Pater Josef Kentenich

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