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25. Juni 2010 | Deutschland | 

Kultur kreuzt Charisma


Essener Bistumswallfahrt am 19. Juni P. Elmar Busse. „Jetzt fällt es mir wieder leichter, frohen Herzens zu glauben, wenn ich zusammen mit so vielen in das Klima dieses Wallfahrtsortes eintauchen kann", so sagte eine Wallfahrerin auf der Heimfahrt von der Essener Diözesanwallfahrt nach Schönstatt. „Einfach so viele zu erleben, denen Gott und die Kirche wichtig ist - und das in Zeiten, wo der Kirche der Wind ins Gesicht bläst, das tut einfach gut!" Familien, Rentner, Rollstuhlfahrer und kraftstrotzende Jugendliche, sorgenbeladene und abenteuerlustige - es war eine bunte Schar, die sich am 19.Juni auf die Fahrt nach Schönstatt begeben hatte. Und mitten drin der Weihbischof von Essen, Ludger Schepers.

Wallfahrer auf Berg Schönstatt

Schon in den Bussen wurde gebetet und gesungen. Und wo es technisch möglich war, wurde auch die Ruhrhymne, die anlässlich der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres von Herbert Grönemeyer verfasst worden war, vorgespielt: Er singt:

„Wo ein raues Wort dich trägt,
weil dich hier kein Schaum erschlägt,
wo man nicht dem Schein erliegt,
weil man nur auf Sein was gibt.
Wo man gleich den Kern benennt
und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig, stur,
leichter Schwur: Komm zur Ruhr."

P. Franz Widmaier begrüßt Weihbischof SchepersDas gemeinsame Programm in Schönstatt begann um 9:45 Uhr am Urheiligtum; und als ob der Himmel daran erinnern wollte, dass es bei der Eröffnungsliturgie auch die Möglichkeit des „Asperges" (= Besprengung mit Weihwasser als Form des Bußritus) gibt, kam ein ordentlicher Schauer, so dass viele Wallfahrer den eigenen Schirm aufspannten, auch wenn sie sich seelisch unter den Schutz und Schirm der Gottesmutter gestellt hatten.

Kulturhauptstadt Europas unter dem Schutze Mariens

Von der Beichtmöglichkeit vor der Messe wurde auch reger Gebrauch gemacht. So meinte jemand gleich beim Betreten des Beichstuhls: „Bei uns daheim gibt es nur noch vor Ostern Beichtzeiten, und ich will doch mit Gott mal wieder reinen Tisch machen." In der Eucharistiefeier, die auch Wallfahrergruppen aus Thüringen und Baden-Württemberg mitfeierten, predigte Weihbischof Schepers über die Hochzeit zu Kana. Sinngemäß führte er aus:

Marias Fingerspitzengefühl erahnt die Not des Brautpaares und sie scheut sich nicht, die Wahrheit zu sagen. Sie erträgt auch die anfängliche Zurückweisung Jesu und bleibt dran. Sie macht die Diener aufmerksam auf ihren Sohn. Jesus wollte durch seine Wunder nicht einfach alle Not beseitigen, sondern auf Gott hinweisen. Kana war der Anfang der neuen Herrlichkeit Gottes. Der „alte Wein" der Gesetzesfrömmigkeit war ausgegangen. Der neue Wein, der dank der Barmherzigkeit Gottes und der möglichen Mitarbeit der Menschen kredenzt werden kann, ist nicht nur eine Belohnung für besonders Brave und Fromme sondern für alle Durstigen und Suchenden.

PredigtOft sind die Krüge unseres Lebens voll mit Tränen, aber Jesus wandelt sie. Diese Wandlung löst nicht alle Probleme, aber es gibt die Freude mitten im Leid. Es gibt bei aller Scham über das Verhalten so mancher Vertreter der Kirche und bei allem Leiden an der Kirche als Gemeinschaft der Sünder auch das frohe Wissen und bisweilen Erleben, dass die Kirche auch die Gemeinschaft der Heiligen ist - als Erste und Treueste Maria, die Mutter Christi. Sie kann ihr Lied der Freude, das Magnifikat, singen und sie ermuntert uns, es mit ihr zu singen. Dann kann bei aller Sorge um die Zukunft des Schönstatt-Zentrums in Essen-Kray auch das Vertrauen auf Gottes Möglichkeiten wachsen. Wenn wir wie die Diener zu Kana tun, was wir können, und geben, was wir haben, dann kann Jesus Wunder wirken. Er verwandelt Trauer in Freude, Vergängliches in Ewiges.

So wird das Wort Marias an die Diener, „Was er euch sagt, das tut!" zum Schlüssel für unser Leben.

Komm zur Ruhr - Komm zur Ruhe

Besuch im UrheiligtumNach der Messe gab es in den großen Speisesälen des Pilgerheimes ein frohes Wiedersehen und Händeschütteln unter manchen Pilgern aus den verschiedenen Orten, die sich schon lange nicht mehr gesehen hatten. Denn vorher war dafür wenig Gelegenheit.

Nach dem Mittagessen gab es verschiedene Möglichkeiten: Man konnte in aller Stille im Urheiligtum beten, an den Gräbern hinter dem Urheiligtum stellte Schwester Andrea Schönstätter vor, die aus der Kraft des Liebsbündnisses und der Pädagogik Pater Kentenichs das Beste aus sich gemacht hatten. Es gibt in der Kirche nicht nur die „faulen Eier", die uns von den Medien unter die Nase gehalten werden, sondern auch Priester, auf die man stolz und dankbar sein kann. Auf dem Berg Schönstatt konnten interessierte Pilger auch mal die Lebensumstände des kontemplativen Zweiges der Marienschwestern, der so genannten Anbetungsschwestern, näher kennen lernen.

Heilige MesseMit einer eucharistischen Andacht und dem Segen des Weihbischofs in der Dreifaltigkeitskirche endete das gemeinsame Programm aller Pilgergruppen. Aus der Einladung von Herbert Grönemeyer „Komm zur Ruhr" wurde ein Bittruf an die Gottesmutter: „Komm neu zur Ruhr, wo Du Dich ja schon vor 1000 Jahren als „Mutter des guten Rates" (=Titel, unter dem die Goldene Madonna im Dom von Essen verehrt wird.) niedergelassen hast! Komm und hilf den Priestern und Laien, immer vollkommener das zu tun, was Dein Sohn heute sagt!"


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