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23. Juni 2022 | Deutschland | 

In der Liebe bleiben – Projekttage 2022


Projekttage 2022

Wilfried Röhrig, Dr. Peter Mehlem. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich vom 15. – 19. Juni 2022 im Jugendzentrum Marienberg in Schönstatt zu den 35. Projekttagen unter dem Thema „In der Liebe bleiben zusammen. Ein harmlos klingendes Thema, das es in sich hat. In den Vorbereitungstreffen war uns klar geworden: Unsere Erfahrungen der letzten Jahre und Fragen, die sich daraus ergeben, rufen nach einer Lösung, rufen nach einer Antwort.

Wie kommt es, dass wir – obwohl doch in vielen Fragen gleich gesinnt und in vielem auf demselben Fundament stehend – bei tiefgreifenden Themen wie dem Umgang mit Corona und den Corona-Maßnahmen, dem Umgang der Kirche mit ihrem eigenen Versagen, dem Krieg in der Ukraine, immer wieder zu konträren Überzeugungen kommen? Wie können wir es schaffen, uns trotzdem wohlwollend zugewandt zu bleiben, uns zu respektieren und sogar gern zu haben? Wie also in liebevoller Zugewandtheit bleiben und sie vertiefen?

Fronleichnamgottesdienst: Wortgottesfeier mit Kommuniongang (Foto: Gisela Glass)

Fronleichnamgottesdienst: Wortgottesfeier mit Kommuniongang (Foto: Gisela Glass)

Diakon Michael Ickstadt, Gemeindereferentin Angela Hoppe (Foto: Gisela Glass)

Diakon Michael Ickstadt, Gemeindereferentin Angela Hoppe (Foto: Gisela Glass)

Projekt: Liebe (agape) – eine biblische Annäherung (Foto: Jochen Ludwig)

Projekt: Liebe (agape) – eine biblische Annäherung (Foto: Jochen Ludwig)

Projekt: Miteinander verbindend reden (Foto: Jochen Ludwig)

Projekt: Miteinander verbindend reden (Foto: Jochen Ludwig)

P. Herbert King, Nestor der Schönstatt-Projekttage, konnte einen Mittag lang mit dabei sein (Foto: Gisela Glass)

P. Herbert King, Nestor der Schönstatt-Projekttage, konnte einen Mittag lang mit dabei sein (Foto: Gisela Glass)

Wortgottesfeier mit Kommuniongang zu Fronleichnam

Der Donnerstagmorgen stand ganz im Zeichen des Fronleichnamgottesdienstes. Da Pater Herbert King gesundheitsbedingt dieses Jahr nicht teilnehmen und einer Eucharistiefeier nicht vorstehen konnte, gestalteten wir eine Wortgottesfeier mit Kommuniongang. Die „Leitung“ lag in den Händen von Diakon Michael Ickstadt, Gemeindereferentin Angela Hoppe und Rita Krötz. Es war im wahrsten Sinn des Wortes ein Gottesdienst mit Herz.

Am Donnerstagnachmittag starteten die Projekte, die sich auch in folgenden Tagen fortsetzten. Hier einige kurze Einblicke: Projekt: Liebe (agape) – eine biblische Annäherung; Projekt: Miteinander verbindend reden

Bewahrung oder Erneuerung?

Im Projekt: „Schönstatt – Bewahrungsinstitution oder Erneuerungsbewegung?“ standen die persönlichen Eindrücke und Erfahrungen bzgl. der o.g. Fragestellung im Mittelpunkt. Da hier sehr wertvolle Gedanken und Überlegungen geäußert wurden, entschloss sich die Projektgruppe, eine Art Thesenpapier zu verfassen, um diese Gedanken weiteren schönstättischen Kreisen zugänglich zu machen: „Schönstatt – eine Erneuerungsbewegung?! Ein Zwischenruf“. (Wer Interesse an diesem „Zwischenruf“ hat, kann gerne eine Mail schreiben an: info@wilfried-roehrig.de oder klaus.glas@arcor.de).

Von Elefanten und Reitern

Das Projekt „Miteinander verbindend reden“ orientierte sich an dem Buch „The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion“ von Jonathan Haidt. Der Moral-Psychologe entwickelte das Bild vom „Reiter auf dem Rücken eines Elefanten“: unser Geist besteht aus dem Unbewussten mit den Emotionen (Elefant) und dem Verstand mit der Vernunft (Reiter). Die interessante Metapher verdeutlicht, dass wir in unseren moralischen Entscheidungen mehr von unseren Emotionen (Elefant) als von unseren Kognitionen (Reiter) gesteuert werden.

In einer Übung, die der „Gewaltfreien Kommunikation“ (GFK) entlehnt ist, lernten die Teilnehmer:innen zu unterscheiden zwischen Beobachtung und Bewertung. Unser Geist bewertet ein negatives Ereignis automatisch und sofort mit dem „Elefanten“ (Unbewusstes). Es ist jedoch lernbar, in einer belastenden Situation in die Beobachter-Rolle zu gehen und dabei Verantwortung für das Handeln anderer abzugeben.  Eine Teilnehmerin nahm als wichtige Erkenntnis mit: „Jegliche moralisierende Argumentation will den Andersdenkenden verletzen.“

Auf der bunten Projekt-Palette waren noch zwei weitere Angebote zu finden: Wer bin ich? und ein Kreativ-Mal-Projekt.

Schön und berührend war die Begegnung mit P. Herbert King, dem Nestor der Schönstatt-Projekttage. Er konnte den ganzen Freitagnachmittag mit uns verbringen. Er hörte aufmerksam zu und verfolgte alles mit wachen Augen. Ihm und uns hat diese gemeinsame Zeit richtig gut getan!

Ein einfühlsames und tief berührendes Gespräch

Am Samstagmorgen stand eine, sich erst wenige Tage vor unserem Treffen in Schönstatt sich ergebende, Gesprächsrunde an: „In den besten Familien … Queersein in der Kirche“. Pfr. Armin Noppenberger, engagiert in #OutinChurch und mitbeteiligt an der Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf“ war aus dem Süden Deutschlands angereist. Wir wollten miteinander ins Gespräch kommen und erfahren, wie er die Situation und sich selbst als homosexueller Mann und Priester und damit unmittelbar Beteiligter wahrnimmt, wie es ihm damit geht, welche Erfahrungen er mit seinem Coming-out gemacht hat, wie Menschen (z.B. seine Familie, seine Kirchengemeinde, seine Gemeinschaft der Schönstatt-Verbandspriester) darauf reagiert haben u.a.m. Dieses sehr einfühlsame und tief berührende Gespräch macht deutlich, dass „In der Liebe bleiben“ ganz konkret u.a. bedeutet: nicht übereinander reden, sondern miteinander reden – auf Augenhöhe und wertschätzend.

Zusage: „Du bist ein Segen, ein Segen bist du.“ (Foto: Hanneli Jestädt)

Zusage: „Du bist ein Segen, ein Segen bist du.“ (Foto: Hanneli Jestädt)

Spirituelle und kulturelle Angebote

Die Zeit vor, zwischen und nach den Projekten waren reich gefüllt mit spirituellen und kulturellen Angeboten wie Morgenlob, Meditation, Leib-Seele-Einheit, Nachtgebet, Filmabend („Avatar“), Lagerfeuer, Bunter Abend und vor allem mit spontanen, lockeren und auch intensiven Gesprächen. Das Wetter war einfach super und lud zum Verweilen im Freien ein.

Dadurch, dass wir mit Pfr. Armin Noppenberger am Samstagabend die Eucharistie feiern konnten, war am Sonntagmorgen viel Zeit, um bei einem Gang durch die Natur zur Ruhe zu kommen und danach „Rückblick“ zu halten. „Spurensuche“ war angesagt: Was hat mich in diesen Tagen bewegt, angesprochen, berührt? Welche Hinweise Gottes kann ich darin erkennen? Wozu fühle ich mich angeregt?

Mit dankbaren und frohen Herzen konnten wir unsere Projekttage 2022 abschließen mit dem Lied und der Zusage: „Du bist ein Segen, ein Segen bist du.“

 


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