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25. Mai 2022 | Katholikentag | 

Die Welt braucht keine Verdoppelung ihrer säkularen Glücksversprechen – Katholikentag in Stuttgart eröffnet


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnungsfeier des 102. Deutschen Katholikentages in Stuttgart (Foto: Brehm)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnungsfeier des 102. Deutschen Katholikentages in Stuttgart (Foto: Brehm)

Hbre. Bei schönstem Wetter nahmen etwa 6.000 Menschen an der Eröffnung des 102. Deutschen Katholikentags in Stuttgart teil. Die Feier im Oberen Schlossgarten Stuttgarts nutzte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unter anderem dazu, den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufzufordern, die Kampfhandlungen einzustellen. „Das Sterben in der Ukraine muss ein Ende haben.“ Außerdem forderte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Solidarität mit den Schwächsten in der Welt auf, was bedeute über sich selbst nachzudenken: „über unseren Anteil an der weltweiten Klimakrise, über unseren Lebensstil und unsere Verantwortung für die Welt. Dann werden wir anders leben, anders wirtschaften und ja, auch auf manches verzichten müssen.“

Unter den Teilnehmenden an der Eröffnungsfeier waren auch einige Schönstätter (Foto: Brehm)

Unter den Teilnehmenden an der Eröffnungsfeier waren auch einige Schönstätter (Foto: Brehm)

Der Bundespräsident regte die Kirche an "Orientierung über das Heute hinaus" zu geben (Foto: Brehm)

Der Bundespräsident regte die Kirche an "Orientierung über das Heute hinaus" zu geben (Foto: Brehm)

Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp (Foto: Brehm)

Die Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp (Foto: Brehm)

Etwa 6.000 Personen haben laut Angaben des Veranstalters an der Eröffnungsveranstaltung teilgenommen (Foto: Videoausschnitt)

Etwa 6.000 Personen haben laut Angaben des Veranstalters an der Eröffnungsveranstaltung teilgenommen (Foto: Videoausschnitt)

Winfried Kretschmann, baden-württembergischer Ministerpräsident, freute sich, dass er beim Katholikentag öffentlich die Schrift auslegen und so als Laie in der Katholischen Kirche am allgemeinen Priestertum aller Gläubigen teilhaben dürfe (Foto: Brehm)

Winfried Kretschmann, baden-württembergischer Ministerpräsident, freute sich, dass er beim Katholikentag öffentlich die Schrift auslegen und so als Laie in der Katholischen Kirche am allgemeinen Priestertum aller Gläubigen teilhaben dürfe (Foto: Brehm)

Suzana Lipovac, Gründerin von KinderBerg International, Stuttgart (Foto: Brehm)

Suzana Lipovac, Gründerin von KinderBerg International, Stuttgart (Foto: Brehm)

Bischof Gebhard Fürst, Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic, Dr. Irme Stetter-Karp, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL, Bischof Dr. Georg Bätzing (Foto: Videoausschnitt)

Bischof Gebhard Fürst, Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic, Dr. Irme Stetter-Karp, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL, Bischof Dr. Georg Bätzing (Foto: Videoausschnitt)

Eine Gruppe Katholikentagsgäste (Foto: Videoausschnitt)

Eine Gruppe Katholikentagsgäste (Foto: Videoausschnitt)

Orientierung können Christen nur geben, wenn sie sich auf ihr Eigenes besinnen

Heute sei das Bedürfnis der Menschen nach Orientierung, nach Hoffnung und Mut zu spüren, so Steinmeier weiter. Leider hätten „Missbrauch und Vertuschung und deren schleppende Aufklärung viel Vertrauen beschädigt und zerstört“. Er ermutige alle, die sich tatkräftig für die Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland einsetzten. Das Wort und das Zeugnis der Kirchen sollten dabei nicht das wiederholen, was in der Gesellschaft ohnehin schon gesagt werde. „Orientierung können Christen nur gewinnen und geben, wenn sie sich auf ihr Eigenes besinnen, auf das, was nicht aus den Plausibilitäten abgeleitet werden kann, die gerade aktuell sind“, so das Staatsoberhaupt. Und er spitzte zu: „Die Würzburger Synode hat 1975 formuliert: ‚Die Welt braucht keine Verdoppelung ihrer Hoffnungslosigkeit durch Religion.‘ Sie braucht, füge ich hinzu, auch keine Verdoppelung ihrer säkularen Glücksversprechen. Sie braucht Orientierung über das Heute hinaus. Sie braucht Verantwortung für die Schwachen. Sie braucht das praktische Beispiel der Nächstenliebe – auch wenn sie etwas kostet; der Heilige Martin hat uns Beispiel gegeben. Und sie braucht das Zeugnis eines Glaubens, dessen Zuversicht immer noch ein Stück größer ist als Verzagtheit, dessen Hoffnung immer ein Stück größer ist als Verzweiflung.“ In einer solchen Zuversicht könne man im Sinne des Mottos des Katholikentages "leben teilen", ohne Angst haben zu müssen, etwas zu verlieren.

Teilen kann nicht ohne verzichten funktionieren

Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), betonte in ihrem Beitrag, dass es dem Katholikentag darum gehe, mit dem Leitwort „leben teilen“ den Glauben an einen liebenden Gott zum Ausdruck zu bringen. Teilen verspreche Glück, das Gefühl von Zusammengehörigkeit und es gäbe Hoffnung für ein besseres Morgen. Dem Katholikentag gehe es aber auch um die Auseinandersetzung mit der Friedenssehnsucht und den politischen Realitäten sowie um die Frage nach der Lebensgrundlage für die künftigen Generationen. Teilen könne nicht ohne Verzichten funktionieren, daher sei es notwendig den „allzugewohnten Lebensstil“ zu verändern. Innerkirchlich forderte sie Reformen ein: “Wir wollen mehr Gerechtigkeit, mehr Glauben, mehr Ganzheitlichkeit in unserer Kirche! Dafür sind wir bereit zu streiten.“

Sich den schwierigen Fragen unserer Tage stellen

Neben Winfried Kretschmann, baden-württembergischer Ministerpräsident, der sich von den kommenden Tagen Kraft und Zuversicht erhofft, um sich den beiden großen Krisen unserer Zeit, der Erderwärmung und dem Krieg entgegenzustellen, brachte Bischof Gebhardt Fürst, Bischof der gastgebenden Diözese Rottenburg-Stuttgart, seine Freude zum Ausdruck, “dass wir wieder miteinander feiern können“. Aus einer solchen Freude heraus erwachse die Kraft, sich den schwierigen Fragen unserer Tage stellen zu können. Zur Frage was es für sie heiße Leben zu teilen, gab Suzana Lipovac, Gründerin von KinderBerg International, Stuttgart, ein beeindruckendes Zeugnis. Seit fast 30 Jahren setzt sie sich in Kriegs- und Krisengebieten besonders für das Wohl von Frauen und Kindern ein. Aktuell habe sie mit der Hilde der Diözese Rottenburg-Stuttgart in der Ukraine ein Haus zur Aufnahme von Frauen mit kranken Kindern, die nicht so einfach fliehen könnten, einrichten können. Leben teilen bedeute für sie Arbeit teilen und Werte teilen in Gemeinschaft mit anderen. Ihre Erfahrung sei, wenn man Werte teile, dann würden diese sich vermehren. Das sei ja ein Prinzip von Leben: „Wenn eine Zelle sich teilt, dann lebt sie. Wenn sie sich nicht mehr teilt, dann lebt sie nicht mehr.“ Von der Amtskirche wünsche sie sich, was sie von allen Führern der Menschheit wünsche: „Reformen, Gerechtigkeit und die Gleichstellung von Mann und Frau“.

Friedensgebet

Zum Abschluss wurde besonders um Frieden für die Ukraine und in allen Kriegsgebieten der Welt gebetet. Zu dem alten Kanon „Dona nobis pacem“ schwenkten viele Teilnehmende Schals in den Farben der Ukraine.

Das Programm der Eröffnung endete mit einem Abend der Begegnung, zu dem die verschiedenen Regionen der Diözese Rottenburg-Stuttgart auf verschiedenen Plätzen in der Innenstadt eingeladen hatten und ihn vielfältig gestalteten.

Nur gut 100m entfernt von der Bühne "Oberer Schlossgarten", auf der am Freitag das Musical "Gottesspiel" zur Aufführung kommen wird, steht das Info-Zelt der Schönstatt-Bewegung (Foto: Brehm)

Nur gut 100m entfernt von der Bühne "Oberer Schlossgarten", auf der am Freitag das Musical "Gottesspiel" zur Aufführung kommen wird, steht das Info-Zelt der Schönstatt-Bewegung (Foto: Brehm)


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