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7. April 2022 | International | 

Josef Englings Schulgebäude in Prossitten, Polen, ist jetzt Herberge für Geflüchtete


Helfer bringen Unterstützung für Flüchtlinge ins ehemalige Schulgebäude in Prossitten, Polen (Foto: Kostka)

Helfer bringen Unterstützung für Flüchtlinge ins ehemalige Schulgebäude in Prossitten, Polen (Foto: Kostka)

Hbre. Das Schulgebäude in Prossitten, Polen, in dem Josef Engling, ein Mitgründer Schönstatts, als Kind Lesen, Schreiben und Rechnen erlernte, wo er seine ersten Tagebuchnotizen geschrieben und Latein und Deutsch gebüffelt hat, ist seit dem 16. Januar 2022 im Besitz des Josef Engling-Förderkreises im Ermland/Polen. Im Rahmen einer kleinen Dank- und Feierstunde hat der Verein die Schlüssel des Gebäudes im Schatten der Pfarrkirche, das nicht weit von Englings Wohnhaus entfernt liegt, übergeben bekommen. Noch bevor die neuen Eigentümer eine Renovation initiieren konnten, ist das Gebäude nun zu einer Notunterkunft für Geflüchtete Mütter und Kinder aus der Ukraine geworden.

Geflüchtete Ukrainische Mütter mit ihren Kindern in Prossitten, Polen (Foto: Kostka)

Geflüchtete Ukrainische Mütter mit ihren Kindern in Prossitten, Polen (Foto: Kostka)

Nach der Dankfeier in der Dorfkirche von Prossitten (Foto: Kostka)

Nach der Dankfeier in der Dorfkirche von Prossitten (Foto: Kostka)

Eine überraschende Bestimmung

Der Ausbruch der Krieges – überraschend für alle – stellte den Josef Engling-Förderkreis schnell vor neue Herausforderungen. Gerade waren die ersten Gedanken zu notwendigen und möglichen Renovierungen konkretisiert, entstand die Notwendigkeit, Menschen in Not zu helfen. „Einstimmig und ohne viel zu überlegen, haben wir, die Mitglieder des Josef Engling-Fördervereins, die ehemalige Schule zur Verfügung gestellt für die Bedürftigen aus der Ukraine“, teilt Alicja Kostka mit. Schon ein Tag nach der Beschlussfassung bekam der Förderkreis die Nachricht, dass drei Mütter mit insgesamt fünf Kinder für zunächst unbestimmte Zeit bleiben werden. „Schnell haben sich die Herzen geöffnet und die Hilfe floss von nah und fern. Die Facebookseite: „Prosity – ein schöner Ort in Ermland“, wurde erstellt und diese ist nun eine Plattform der Kommunikation, gegenseitiger Hilfe und des Kennenlernens“, so Kostka weiter. Die Unterstützung des Staates werde mit 10 Euro je Tag je Person, befristet für zwei Monate, zunächst sehr begrenzt sein. „Dennoch ist es keine Frage für uns – wir schaffen es. Die Menschen in der Ukraine müssen es unter viel schlimmeren Umständen schaffen. Die Zeit wird weitere Möglichkeiten zeigen.“

Eine „Engling-Schule?“ – ein Ort, wo man Josef Engling neu berühren kann

Bei der mit der Schlüsselübergabe verbundenen Dankesfeierstunde am „Schönstatt-Altar“ in der Pfarrkirche von Prossitten wurde deutlich, dass die Möglichkeit des schnellen Erwerbes des ehemaligen Schulgebäudes keinesfalls selbstverständlich war, und nur dank der Spendenbereitschaft der Schönstattfamilie in Deutschland und der vielen Josef-Engling-Freunde weltweit gelingen konnte. „Wir sagen allen Beteiligten für die zusammengebrachte Summe von rund 70.000 Euro an dieser Stelle ein sehr herzliches Vergelts Gott!“, macht Alicja Kostka im Namen des Förderkreises deutlich. Zur weiteren Nutzung des Hauses seien erste Planungen angelaufen. Sie schreibt dazu:

Die ehemalige Schule Josef Englings in unmittelbarer Nähe zur Kirche (Foto: Kostka)

Die ehemalige Schule Josef Englings in unmittelbarer Nähe zur Kirche (Foto: Kostka)

Eine „Engling-Schule“ besonderer Art?

Dr. Alicja Kostka. "Das Schulgebäude ist ein großes Geschenk. Nun können wir in Prossitten mehr unternehmen, was Veranstaltungen, Besinnungstage und Übernachtungen angeht. Das kleine Elternhaus von Josef Engling ist für die Bedürfnisse von Pilgern zu klein, weshalb die Veranstaltungen oft im Hof des Hauses durchgeführt werden mussten. Bei einem ersten kurzen Treffen in den Winterferien Ende Januar wurden Planungen für den kommenden Sommer in den Blick genommen. Vor allem für Jugendliche sollen die Räume der ehemaligen Schule mit dem geräumigen Hof zukünftig eine Möglichkeit bieten, bei entsprechenden Veranstaltungen sich mit der eigenen Lebensentwicklung, mit persönlichen Fragen mit sich selbst aber auch mit Freunden auseinanderzusetzen. Auch die Begegnung mit der Natur ist dabei nicht zu unterschätzen.

Mitglieder des Fördervereins im Elternhaus von Josef Engling (Foto: Kostka)

Mitglieder des Fördervereins im Elternhaus von Josef Engling (Foto: Kostka)

Aufgrund seiner Geschichte wird der Ort aus sich heraus eine Begegnung mit Josef Engling, einem Jugendlichen und Schüler, der an sich gearbeitet hat und der sich für eine große Sache eingesetzt hat, ermöglichen. In den postpandemischen Herausforderungen kann solch ein „Unterricht“ im Freien eine gute Ergänzung zu üblichen Fächern sein. Kann so aus der Schule Josef Englings vielleicht eine „Engling-Schule“ besonderer Art werden? – Am Ort, an welchem Josef gelebt hat und gereift ist.

Nächste Schritte: Renovierung der Klassenräume und die Instandsetzung der Heizung

Das Schulgebäude ist derzeit nur zur Hälfte bewohnbar. Die Hälfte, in der die Klassenzimmer aus der Zeit von Josef Engling noch vorhanden sind, bedürfen einer Grundrenovierung. Dieser Teil des Gebäudes wurde seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt, soll aber gerade für Gruppentreffen und größere Begegnungen geeignet hergerichtet werden.

Dazu braucht es vor allem eine neue Heizung für das ganze Haus. Die Bisherige Zentralheizung mit Kohle, die die Flüchtlinge aus Kiev und Dniepro mit Hilfe von Nachbarn gerade mühsam betreiben, muss erneuert werden. Der Förderverein strebt die Anschaffung einer Wärmepumpe an, die das Problem der Heizung lösen wird. Die Kosten – verbunden mit einer Fotovoltaikanlage – betragen etwa 10.000 Euro. Der Förderverein beabsichtigt sowohl für die Schule wie auch für das Elternhaus von Josef Engling eine entsprechende Heizungsanlage zu beschaffen, damit auch das Elternhaus im Winter bewohnbar sein kann. Immer mehr Anfragen erreichen den Förderverein. Prossitten wird in der Umgebung gerade jetzt durch den Einsatz für Geflüchtete immer mehr bekannt."

Eigenleistung und Unterstützung durch Spenden

Etliche Freiwillige haben sich bereits für einen Arbeitseinsatz in der ehemaligen Schule gemeldet. Einige der Arbeiten können in Eigenleistung erledigt werden, wie z. Beispiel neue Anstriche für die Wände, Gartenarbeit und die Einrichtung der Zimmer. Andere Arbeiten verlangen nach weiteren Ressourcen, nach denen der Förderverein aktuell auf der Suche ist.

  • Wer den Förderverein bei seinen Initiativen gerne finanziell und anderweitig unterstützen möchte, kann mit Dr. Alicja Kostka in Kontakt treten (dr.alicja.kostka@gmail.com).
  • Im neuen Josef-Engling-Infobrief gibt es Information zur „neuen Aktualität Josef Englings“ auf dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, sowie Informationen zum Stand des Seligsprechungsprozesses und eine Einladung zum Gebet. (Bestellung: engling-sekretariat@schoenstatt.net)

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