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31. Dezember 2021 | Worte des Bewegungsleiters | 

Nichts wird mir fehlen! (Ps 23,1)


Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. (Ps 23,1) (Foto: pixabay)

(Foto: pixabay)

Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

„Nichts wird mir fehlen!“ Mit dieser Überzeugung blickt der Psalm 23 in die Zukunft. Als Wort für den Neuanfang am Beginn eines neuen Jahres stellt es das Vertrauen auf Gott ganz in den Vordergrund bei allem, was uns sonst noch durch den Kopf gehen mag, wenn wir in das Jahr 2022 hineingehen.

Ich wünsche Ihnen und uns allen ein solches Vertrauensfundament und bringe diese Bitte auch zur Gottesmutter ins Urheiligtum. Und ich wünsche Ihnen allen Segen und Schutz für Ihre Neuanfänge.

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland

„Was steht ganz oben, was hat Priorität?“

In dem Lied aus dem neuen Musical von Wilfried Röhrig, das ich für den Start in das neue Jahr ausgewählt habe, geht es um das Thema, nach welchen bewussten und unbewussten Werten wir unser Leben ausrichten.

„Wonach richten wir uns aus?
Worauf kommt’s an in unsrem Lebenshaus?
Was steht ganz oben, was hat Priorität?“

Wenn am Morgen eines normalen Arbeitstages Bahnen und Busse und die Autokolonnen mit vielen Menschen sich durch die Straßen bewegen, dann ist eines offensichtlich: Die allermeisten sind unterwegs zu ihrem Arbeitsplatz, zur Schule oder zum Studium, und meistens ist schon auf dem Weg dorthin einigermaßen klar, was es heute anzupacken gilt. Natürlich kann es Überraschungen geben, aber der Rahmen ist gesetzt. Kinder in einem gewissen Alter können Erwachsene an den Rand der Geduld und in eine Hilflosigkeit bringen, wenn sie auf jede Antwort auf Ihre Fragen mit einer immer neuen Frage „Warum?“ reagieren. Wenn wir uns am Morgen eines jeden neuen Arbeitstages mit einer solch kindlichen Hartnäckigkeit immer wieder und immer grundsätzlicher nach dem Warum fragen würden, was uns heute auf den Weg bringt, könnte uns das vielleicht auch recht unruhig werden lassen. Meistens reicht es uns ja, uns an das Muster zu halten, das sich in unserem Leben entwickelt hat und das schon zu uns passt. Rhythmus entlastet. Es gibt leichte und interessante Tage und manchmal auch welche, die sind herausfordernd, belastend oder fühlen sich ziemlich leer an.

Jahresbitte 2021/2022 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Foto: pixabay)

Jahresbitte 2021/2022 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Foto: pixabay)

Am Anfang eines neuen Jahres könnte die Frage nach dem Warum in meinem Leben schon einmal etwas mehr Raum einnehmen. Die langen Monate mit Corona haben uns erfahren lassen, dass sich auch in ein immer noch geregeltes Leben – vielleicht mit mehr Zuhause als sonst – ein gewisser andauernder Stress einschleicht. Auch wenn wir sie nicht immer aussprechen, wirkt in uns die Frage: Wie lange noch? Die andauernde neue Normalität hat eine Unsicherheit in sich. Bald haben wir schon zwei Jahre hinter uns, in denen wir irgendwie darauf warten, dass das normale, das eigentlich richtige Leben wieder anfängt. Bleiben wir auch im neuen Jahr im Wartesaal?

Die innere Wachstumsrichtung erkennen

Die äußeren Herausforderungen einer ungewohnten Situation kann man mit vielen Regelungen und Maßnahmen angehen. Auf der ganzen Welt wird geregelt und werden Wege gefunden, wie man am besten mit der Pandemie und ihren Auswirkungen umgeht. Und natürlich kann man viel streiten über das, was richtig oder falsch, was besser oder schlechter ist.

Ich glaube, in der Situation liegt etwas, was jeden auch ganz persönlich zu einer Antwort herausfordert. Jeder muss für sich selbst herausfinden, in welche Richtung er als Mensch weiterwachsen möchte durch die herausfordernden Bedingungen der gesamten Situation. Welche Bemühung, welche Blickrichtung, welche innere Motivation geben jetzt meinem Leben Sinn? Das Lied aus dem Musical stellt diese Fragen so:

„Woran hängen wir das Herz? Was ist uns heilig,
wofür lohnt sich unser Schmerz?
Wo kommt der Wind her, der uns um die Ohren weht?
Sind es nur Götzen, um die unser Tanz sich dreht?“

In den Lebensbeschreibungen von Heiligen ist das ein ganz entscheidender Punkt für ihr Leben. Die Herausforderungen ihrer Lebenssituation sind nicht mehr nur etwas, was eben durchgehalten und irgendwie überwunden werden muss. Die Situation selbst wird für sie zum Anruf Gottes, zum Ort ihrer Berufung.

Eine Zeit der Krise kann das Beste und das Schlechteste im Menschen zum Vorschein bringen. Eine Krisenzeit ist eine Zeit der Unterscheidung und der Entscheidung, den Anruf Gottes zu erkennen, der in den Veränderungen liegt.

Den endgültigen Horizont unseres Lebens ernst nehmen

Pater Joachim Schmiedl (Foto: privat)

Pater Joachim Schmiedl (Foto: privat)

Diesen Leitartikel schreibe ich in der Woche, in der ein Mitbruder aus unserer Hausgemeinschaft, Pater Joachim Schmiedl (* 18.10.1958, + 10.12.2021), ganz plötzlich und unerwartet von Gott heimgerufen wurde. Auch dieses Ereignis spricht für mich hinein in diese Überlegungen. Wie schauen meine aktuellen Prioritäten aus? Mit welcher inneren Ausrichtung bin ich unterwegs?

Im Sprechen über sein Leben und tief beeindruckt von vielen Reaktionen aus seinem Bekannten- und Wirkungskreis schauen wir mit einer viel größeren Dankbarkeit und Wertschätzung auf sein Leben, als uns das sonst im alltäglichen Nebeneinander des Lebens bewusst ist.

Wachsen in Dankbarkeit und Wertschätzung ist auch mein Wunsch für mich und für Sie am Anfang des neuen Jahres. Wenn sich davon etwas verwirklicht, wäre auch ein weiteres Coronajahr keine verlorene Zeit.

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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