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18. Oktober 2021 | Deutschland | 

Die Früchte und die Gaben des Geistes


Jahresbitte 2020/2021 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Foto: pixabay)

Jahresbitte 2020/2021 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Foto: pixabay)

Liebe Mitglieder und Freunde der Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

Mit der Erneuerung des Liebesbündnisses am 18. Oktober, unserem Gründungtag, bekommt der Bündnisbrief immer wieder eine neue Gestaltung. Die Bitte aus der Pfingstsequenz soll uns als Ausrichtung bis nächsten Oktober begleiten: Komm herab, o Heiliger Geist, „gib dem Volk, das dir vertraut, deine Gaben zum Geleit“. Das Motto für das kommende Jahr ist eine Bitte. Das pfingstliche Gebet der Kirche wollen wir bewusst wachhalten und auf uns anwenden. Jedes Gebet erhebt den Blick. Wenn alles Denken und das ganze Herz niedergedrückt sind und man die Last der verschiedensten Herausforderungen spürt, brauchen wir diese Änderung der Blickrichtung.

An vielen Stellen spricht man in der Kirche davon, dass wir einen geistlichen Weg in die Zukunft brauchen. Zuletzt hat es Papst Franziskus betont im Blick auf die Bischofssynode 2023, die weltweit in den lokalen Kirchen vorbereitet werden soll. Bei allen Schritten und für alle Beteiligten geht es darum, gemeinsam die „Haltung des Hörens auf den Heiligen Geist einzunehmen, der wie der Wind „weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht“ (Joh 3,8), und dabei für die Überraschungen offenzubleiben, die er entlang des Weges sicher für uns bereithält“ (Für eine synodale Kirche, 2).

Karte: Die Früchte des Geistes (Grafik, Brehm, Foto: Peggychoucair, Pixabay)

Karte: Die Früchte des Geistes (Grafik, Brehm, Foto: Peggychoucair, Pixabay)

Die Früchte und die Gaben des Geistes

Wer tiefe Antworten auf die Fragen und Zeichen der Zeit sucht und die eigene Ohnmacht erfahren hat, wird offener für die Gaben des Heiligen Geistes. Die Sehnsucht nach ihm, dem „Lebensspender“, dem „Beistand“, dem „Vollender des Heils“, wird größer. Bei all dem Beten und Erwarten der Gaben des Heiligen Geistes bin ich neu aufmerksam geworden, dass Paulus auch von der Frucht des Heiligen Geistes spricht. Im Brief an die Galater schreibt er: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit“ (Gal 5,22-23). Jede dieser Früchte verdient Aufmerksamkeit. Die Langmut z. B. hat es besonders mit dem Durchtragen von Leid und langen Schwierigkeiten zu tun. Ganz am Anfang der Aufzählung nennt Paulus die Liebe. Für ihn hat sie ja immer den Vorrang und sie ist das Band, das alles umfasst und zusammenhält. Die Früchte haben eine Gemeinsamkeit. Der Heilige Geist lässt in den einzelnen Gläubigen, in denen er wirksam ist, und im ganzen Volk Gottes eine Klimaveränderung wachsen. Die Gnadengaben, die lenken und bestärken, Klarheit und Fruchtbarkeit schenken, brauchen als Nährboden die Veränderung im Einzelnen und in der Gemeinschaft.

Oft habe ich auf unsere Jahresbitte geschaut, und die Hoffnung in mir ausgerichtet im Sinne dieser Bitte. Der Heilige Geist, er soll doch bewirken, was ich aus meiner Kraft nicht kann. Wie gesagt: Die Jahresbitte und die ganze Pfingstsequenz verändert den Blick, erhebt den Geist und stärkt die Zuversicht. Wenn ich auf die Früchte, die Paulus aufzählt, schaue, merke ich, dass ich dieses innere Wachstum und die Bereitschaft zur eigenen Veränderung eher überspringen möchte.

Pater Kentenich hat gelegentlich von den Nebengeräuschen und den Vorbehalten gesprochen, die in verborgenen Herzensfalten festsitzen. Sie verhindern, dass unser Bemühen und unser Arbeiten die gottgewollte Fruchtbarkeit entfalten.

In der Tradition der christlichen Spiritualität hat man vom Weg der Reinigung und vom Weg der Einigung gesprochen. Geistliches Wachstum braucht die Reinigung der inneren Seelenlandschaft und es braucht die Mittel und Wege, die uns in eine größere und tiefere Nähe zu Gott führen.

Auch Paulus spricht nach dem Satz von den Früchten des Geistes von dem, was es zu bereinigen gilt: „Lasst uns nicht prahlen, nicht einander herausfordern und einander nicht beneiden! … einer trage des anderen Last … wer sich einbildet, etwas zu sein, obwohl er nichts ist, betrügt sich selbst … jeder wird seine eigene Bürde zu tragen haben … lasst uns, solange wir Zeit haben, allen Menschen Gutes tun, besonders aber denen, die mit uns im Glauben verbunden sind“ (vgl. Gal 5,26-6,10)

Blick auf die kommenden drei Jahre

Vom Landespräsidium der deutschen Schönstatt-Bewegung wurde ich nach einer ersten Amtszeit entsprechend der Möglichkeit, die die Statuten vorsehen, für eine weitere dreijährige Amtszeit gewählt. Viele haben mir zu Beginn der Aufgabe 2015 Segen gewünscht und ihr Gebet versprochen. Ich bin dafür sehr dankbar und auch dafür, dass die Verlängerung der Aufgabe ein Anlass ist, diese Begleitung im Gebet zu erneuern. In den vergangenen Jahren habe ich erlebt, wie viele Initiativen in der Schönstatt-Bewegung wach sind. Mit großer Kreativität entstehen neue Projekte. Die Beteiligung und Mitverantwortung für das Ganze zeigt sich auch in dem Engagement für die Delegiertentagung und im immer neuen Sich-betreffen-Lassen von den Zeichen der Zeit. Vieles musste in den vergangenen Jahren bewältigt und durchgetragen werden. Und in der Gesellschaft, in der Kirche und auch in Schönstatt erleben wir ja nicht nur Rückenwind. Es gibt im Gegenteil manch heftigen Gegenwind. Es ist schon sehr beachtenswert, wie viel Zeit und Kraft trotzdem eingesetzt wird für die Familie, in der Gemeinde und für Schönstatt.

Ich freue mich, dass uns die Jahresbitte in all dem daran erinnert, wie wichtig das innere, geistliche Klima ist. Im geistlichen Klima erst wird unser Tun und Bemühen fruchtbar. Der Krug im Heiligtum erinnert uns an die Beiträge in unserem Liebesbündnis mit der Gottesmutter. Alles, was wir tun, sind Beiträge für die Fruchtbarkeit. Aber es ist wichtig, dass die Beiträge gebracht werden. Dass sie aus Liebe geschenkt werden. Dass aus dem Tun und Bewirkenwollen Hingabe wird. Dass die Enttäuschungen und Befürchtungen losgelassen und zum Geschenk des größeren Vertrauens werden. Am Anfang dieser nächsten Weg-Etappe von drei Jahren ist es meine Bitte, dass uns das Ganz-menschlich und das Ganz-geistlich als Kraftquelle geschenkt wird.

Mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und genauso klar sich von Jesus rufen und berufen lassen, um mit festem Schritt und miteinander und mit ihm über das Wasser zu gehen.

Die Botschaft vom Gott des Lebens wird Musik

Zum dritten Mal ist es Wilfried Röhrig mit seinen Kollegen und einem Team von begeisterten Mitwirkenden gelungen, zentrale Erfahrungen unserer Spiritualität und der Schönstattgeschichte durch ein geistliches Musical zur Sprache und zum Klingen zu bringen:

2013 „Auf dem Hochseil, der junge Josef Kentenich und die Entstehungsgeschichte Schönstatt“, 2018 „GEFÄHRLICH – Franz Reinisch, Musical über einen Aufrechten“, und 2022 kommt zur Aufführung „Gottesspiel“.

In einem Interview sagt Wilfried Röhrig zum Thema: „Seit Jahren treibt mich die Frage um, welche Rolle Gott und der Glaube an ihn in unserer Welt von heute spielen, genauer gesagt in der westlichen Welt. […] Unter „Gottesspiel“ kann ganz Verschiedenes und Gegensätzliches verstanden werden: Spielen wir mit Gott? Nehmen wir ihn also überhaupt ernst? Umgekehrt: Spielt Gott mit uns? Sind wir nur Spielzeuge in seiner Hand? Oder auch: Spielen wir Gott?“

Das erste Lied des Musicals bringt die zentrale Frage für unser Leben auf den Punkt: „Ob Gott selber ins Spiel kommt?“

„Das Spiel hat begonnen. Was läuft und was zählt?
Wer weiß, was da abgeht auf der Bühne der Welt,
ob man außer den Worten überhaupt nichts verliert,
ob Gott selber ins Spiel kommt und man alles riskiert?
Gottesspiel, in unsern Herzen ein Feuer.
Gottesspiel, ein Abenteuer.“

Das Spiel hat begonnen. Was kommt und was bleibt?
Wer weiß, wo es hinführt auf der Bühne der Zeit,
ob man außer dem Ende überhaupt nichts erreicht,
ob sich alles verändert, wenn Gott mitspielt vielleicht?
Gottesspiel, in unsern Herzen ein Feuer.
Gottesspiel, ein Abenteuer.

Unser Leben ist also keine Spielerei und keine verschlafene Banalität. Es geht um das Lebensabenteuer mit Gott, wenn sein Feuer unser Herz ergreift.

Für den Gründungstag, den Bündnistag im Oktober, wünsche ich uns allen viel Ursprungsfeuer.

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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