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Ehe- und Familienpastoral im Fokus des vatikanischen Forums Amoris Laetitia
Ehepaar Beate und Prof. Dr. Christian Glöggler nahmen am Online-Forum Amoris Laetitia des vatikanischen Dikasteriums für Laien, Familie und Leben teil (Foto: privat)
Hbre. Die Frage: "Wo stehen wir mit Amoris Laetitia? Strategien für die pastorale Anwendung des Schreibens von Papst Franziskus" stand im Zentrum eines viertägigen Online-Forums, zu dem das vatikanische Dikasterium für Laien, Familie und Leben eingeladen hatte. Unter den etwa 350 Delegierten, die mehr als 60 Bischofskonferenzen und über 30 internationale Vereinigungen und Bewegungen vertraten, waren Ehepaar Beate und Prof. Dr. Christian Glöggler aus Deutschland. Sie waren zudem zu einem Beitrag über Erfahrungen in der Ausbildung von Ehepaaren zu Ehe- und Familientrainern durch die aus der Schönstatt-Bewegung heraus entstandene Akademie für Ehe und Familie eingeladen. Im Interview mit schoenstatt.de berichten sie von ihren Eindrücken.
Ehepaar Glöggler, Sie haben in der vergangenen Woche vier Tage Online-Meeting des Forum Amoris Laetitia, veranstaltet vom vatikanischen Dikasterium für Laien, Familie und Leben, miterlebt. Wie haben Sie die Stimmung und die Gesprächsatmosphäre bei diesem weltkirchlichen Treffen empfunden?
Für uns war es die erste Teilnahme an einer solchen Veranstaltung und wir hatten keine Vorstellung, wie sie ablaufen könnte. Aber dann war es ein wunderschönes Gefühl mit Menschen aus allen Teilen der Welt online zusammen zu sein. Etwas enttäuscht waren wir, dass nur ganz wenige Mitteleuropäer und fast gar keine Menschen aus dem deutschsprachigen Raum dabei waren. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Indien, Indonesien, Südafrika, aus Südamerika und aus einigen Gebieten Schwarzafrikas. Spürbar war deren große Freude, mit der sie dabei waren und auch die Hoffnung auf Hilfestellung, die sie mitbrachten.
Die „Gesprächsatmosphäre“, nach der sie fragen, war gut und lebendig, wobei „Gespräch“ meist hieß, sich im Online-Chat schriftlich zu äußern. Alles lief in den vier Kongresssprachen italienisch, französisch, spanisch und englisch ab. Und obwohl unheimlich viel übersetzt wurde, war das natürlich für den Austausch ein zusätzliches Hindernis. Obwohl wir einige Jahre in Indien lebten und deshalb eigentlich fit in Englisch sind, haben uns viele theologische Spezialausdrücke doch einige Mühe bereitet. Und man muss sagen, dass es sehr anstrengend ist, täglich drei Stunden über vier Tage in anderen Sprachen präsent zu sein. Wobei für uns der Nachmittag von 14 bis 17 Uhr eine normale Zeit war. Die Australier hatten es da deutlich schwerer. Sie sahen oft recht müde aus.
Nur wenige Teilnehmer des Forums waren in Rom vor Ort anwesend (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)
Sie waren als Vertreter der Akademie für Ehe und Familie, die aus der Schönstattspiritualität entstand bei diesem Forum dabei und konnten einen Beitrag einbringen über die Ausbildung von Ehepaaren zu Ehe- und Familientrainern. Können Sie sagen, wie das angekommen ist? Gab es Interesse daran?
Bei einem solchen Online-Format ist es nicht einfach, die Reaktionen der Zuhörer mitzubekommen. Da hat uns tatsächlich die nonverbale Rückmeldung ein Stück gefehlt. Aber wenn Teilnehmer ihren Zuspruch ausdrücken wollten, dann ging das sowieso über den Chat. Es kamen während und nach unserem Vortrag 20 bis 25 positive Beiträge. Zum Beispiel haben sich Vertreter einer bischöflichen Kommission für die Familie aus Asien sehr interessiert zurückgemeldet. Aktuell warten wir noch ab, ob weitere Anfragen an uns oder Kommentare zu unserem Beitrag kommen werden. Wir bekommen erst in den nächsten Tagen die Adressen aller zugeschickt, so dass man dann untereinander noch einmal Kontakt aufnehmen kann.
Papst Franziskus sagte in seiner Videobotschaft an das Forum: „Eine besondere Anstrengung sollte bei der Aus- und Weiterbildung der Laien unternommen werden… Vielen Familien ist gar nicht bewusst, welch großes Geschenk sie im Sakrament bekommen haben.“ Empfindet ihr so ein Wort als Steilvorlage für die Arbeit in der Akademie? Oder wie habt ihr seine Botschaft verstanden?
Den Beitrag von Papst Franziskus haben wir als sehr motivierend empfunden. Das hat uns neuen Schwung gegeben und Kraft, dranzubleiben und weiterzumachen mit dem Engagement für Ehe und Familie. Wir hoffen ja, dass diese unsere Arbeit die Zukunft der Kirche unterstützt.
Der Papst insistiert ja darauf, dass Priester und Laien stärker zusammenarbeiten sollen. Haben Sie da Offenheit gespürt?
Ja, gerade dieser Punkt kam immer und immer wieder ins Gespräch. Dass Ehepaare die Subjekte und nicht die Objekte der Familienarbeit sein müssen, wurde von verschiedenen Seiten betont. Die Frage, wie das gehen kann, war eine der zentralen Fragen. Die Priester überlegten auch, wie diese Zusammenarbeit zukünftig in der Priesterausbildung besser verankert werden kann und wie Ehepaare mit ihrer Berufung zur Ehe für Kirche und Gesellschaft mehr in den Focus gerückt werden können.
Beim Thema „Leben in Beziehung“ und noch viel mehr beim Thema „Erziehung“ spielen kulturelle Erfahrungen doch eine wichtige Rolle. Konnte man sich trotzdem - sozusagen überkulturell - verständlich machen oder gar einigen?
Wir hatten zu keinem Moment das Gefühl, uns gegenseitig nicht zu verstehen. Der Beitrag von Familie Jensen aus dem Institut der Schönstatt Familien zeigte sehr deutlich, es gibt über alle Kulturen hinweg eine Grundlage, die alle verstehen und nachvollziehen können. Wie diese Grundlage dann kulturell umgesetzt bzw. gelebt wird, das ist dann das Unterschiedliche. Ehepaar Jensen stellte bei der Kindererziehung den Wert der bedingungslosen Liebe zum Kind in den Mittelpunkt. Ein Kind, das sich so ausdrücklich geliebt weiß, kann auch den Schritt mühelos mitgehen, dass es von Gott bedingungslos geliebt wird.
Ach, und weil sie die kulturellen Unterschiede ansprechen: Für uns war immer wieder neu interessant und ein Anlass für Freude, einen Blick in die Zimmer weltweit werfen zu können. Viele Einzelteilnehmer saßen vor Bücherregalen, aber bei vielen Ehepaaren ließ die Zoom Sitzung einen Blick in ihr Wohnumfeld zu. Da konnte man bei den unterschiedlichst gestalteten Wohn- und Esszimmern wirklich die Verschiedenheit der Kulturen erleben.
Der Austausch unter den Teilnehmern verlief vor allem per Chat-Funktion des Meeting-Programms (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)
Wieviel Kontakt gab es unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern? Gab es die Möglichkeit über die vorgestellten Projekte ins Gespräch zu kommen?
Es gab nach den Beiträgen jeweils nur relativ kurze Diskussionszeiten und die fanden meistens im Chat statt. Vor Ort wäre die Diskussion sicher lebhafter gewesen. Aber die Möglichkeiten der technikgebundenen Diskussion wurden so gut es ging ausgeschöpft. Beim Thema Ehevorbereitung wurde z.B. die Frage gestellt, ob es in dieser Coronazeit nicht auch gute Onlineangebote dafür gäbe, die man übernehmen könne. Da hat sich dann sofort ein Ehepaar aus Nordamerika mit einem Link im Chat gemeldet, dass gerade ein solches Angebot entwickelt hatte.
Was nehmen Sie vom Forum Amoris Laetitia für sich selbst mit und was wollen Sie möglicherweise in die Arbeit der Akademie für Ehe und Familie besonders einbringen?
Wir sind beeindruckt von den vielfältigen Initiativen, die auf der ganzen Welt für die Begleitung und Unterstützung von Ehepaaren und Familien entwickelt und umgesetzt werden. Wenn wir dabei auf unsere Akademie für Ehe und Familie und auf die Schönstatt-Bewegung insgesamt schauen, dann müssen wir uns mit unseren Beiträgen nicht verstecken. Wir sind da ganz schön gut aufgestellt, hatten wir den Eindruck.
Was uns stark beeindruckt hat, waren die zum Teil sehr persönlichen Zeugnisse aus verschiedenen Ländern. Wir selbst haben ja mehr Erfahrungen aus der Art der Ehe- und Familienarbeit eingebracht. Ein Ehepaar aus Singapur, Verantwortliche der Marriage Encounter Bewegung, gab ein ganz persönliches Zeugnis über das, was in ihrer Ehe schief lief und wie sie das dann doch wieder hinbekommen haben. Das hat uns sehr beeindruckt. Wir glauben, dass diese Art Zeugnis auch uns in Deutschland guttäte und weiterbringen könnte: Das Scheitern nicht ausblenden und die Wege daraus deutlich machen.
Eine besondere Erfahrung war auch: wir sind Weltkirche. So unterschiedlich die Kulturen auch sind, grundsätzlich haben Ehepaare und Familien überall die gleichen Probleme. Und überall gibt es Menschen, die ihren Glauben engagiert und positiv leben.
Vielen Dank Ehepaar Glöggler, für dieses Gespräch.
Das Interview führten Claudia und Heinrich Brehm