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Ehepaare überzeugen Ehepaare, Familien begeistern Familien für den Glauben
Ehepaar Glöggler während einer Online-Meeting Phase des Forums Amoris Laetitia (Foto: privat)
Hbre. „Wir möchten als Ehepaare einen Beitrag zur Evangelisierung leisten. Uns ist sehr bewusst, dass die Kirche wesentlich aus den Häusern der Familien zusammenwächst“, so heißt es in einem Video, mit dessen Hilfe Beate und Prof. Dr. Christian Glöggler beim „Forum Amoris Laetitia“ den zweijährigen Ausbildungskurs für Ehepaare zu Ehe- und Familientrainern der Akademie für Ehe und Familie vorgestellt haben. Das klingt wie eine direkte Antwort auf das einen Tag vorher ebenfalls als Video eingebrachte Statement von Papst Franziskus, der deutlich macht, dass Evangelisierung nicht eine Sache einer „pastoralen Elite“ sein solle, sondern Familien selbst „den Familien und den jungen Leuten die Liebe Gottes bringen“ sollen. Papst Franziskus weiter: „Die Kirche ist vor allem zu einem aktiven Hinhören auf die Familien aufgerufen und dazu, sie in der Pastoral zum Subjekt, zum Handelnden zu machen.“
Ehepaare sind die besten Zeugen für ihre Lebensform
In Mitteleuropa und zunehmend auch global würden Ehe und Familie als Lebensform in Frage gestellt, wird im Vorstellungsvideo der Akademie weiter betont. Der soziale Wandel habe alternative Lebensformen hervorgebracht. In einem erweiterten Sinn bleibe Familie akzeptiert, die Ehe als Institution verschwimme aber immer mehr. „Wir möchten mitten in diesem Trend die christliche Ehe und Familie gezielt stärken“, so ein Akademiekurs-Teilnehmer-Paar im Video. „In der Akademie haben wir erfahren und gelernt, offen für die Anliegen der Menschen zu sein. Zugleich möchten wir, im Glauben verwurzelt, dem Glauben ein frohes Gesicht – oder zwei Gesichter – geben.“ Paare, die so einen Kurs absolviert haben und als Multiplikatoren in Gemeinden, Verbänden, Geistlichen Bewegungen, in ihren Berufen, in Schulen, in der Gesellschaft wirken, möchten als Ehepaar die Attraktivität von Ehe und Familie ausstrahlen. Denn Ehepaare sind die besten Zeugen für diese Lebensform. Ehepaare, die über ihre eigene Ehe und Familie sprechen, sind glaubwürdige und kompetente Gesprächspartner. Sie wissen um die Sehnsucht der Menschen nach einer geglückten partnerschaftlichen Beziehung.
Papst Franziskus bei seiner Video-Botschaft an das Forum Amoris Laetitia (Foto: Glöggler)
Wenn es stimme, dass der Glaube wesentlich aus den Häusern der Familien wachse, „dann muss ein großer Aufbruch zur Bildung der Ehepaare und Familien starten“, so Ehepaar Glöggler im Anschluss an das Video in ihrem in englischer Sprache vorgetragenen Statement. Mit den bisherigen Strukturen der Seelsorge werde so ein Aufbruch nicht gelingen. „Hier sehen wir uns mit der Akademie für Ehe und Familie herausgefordert. Wir verstehen die Akademie als Weg, auf dem Ehepaare Befähigungen und Kompetenzen erwerben können. Bildung meint aber dabei nicht nur Wissen über den Glauben, sondern vor allem: Ehepaar und Familien mögen hineinwachsen in eine christliche Spiritualität im umfassenden Sinn.“
Seelsorge der Zukunft auf zwei Säulen (Foto: Präsentationsausschnitt)
Seelsorge der Zukunft auf zwei Säulen
Das könne nur gelingen, wenn die Zukunft der Seelsorge auf zwei Säulen gestellt werde: Die Seelsorge in den Gemeinden durch Priester und haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einerseits und die Seelsorge durch Mütter und Väter in den Familien andererseits. „Wenn die Familien nicht für diesen Dienst gewonnen werden, werden sie ihre Kinder erst gar nicht in die Gemeinden hineinführen“, so Ehepaar Glöggler weiter. Der gegenwärtige Priestermangel fördere durchaus den Blick auf die Notwendigkeit, die Familien als Träger und Subjekte der Seelsorge neu und deutlicher zu sehen. Doch sei dies vor allem eine Forderung von der Sache her: „Ehepaare überzeugen Ehepaare, Familien begeistern Familien für den Glauben“, so bringen Beate und Christian Glöggler überzeugend zum Ausdruck.
Ausbildungsstruktur der Akademie für Ehe und Familie (Foto: Präsentationsausschnitt)
Akademie: „Ehe und Familie leben“ und „Ehe und Familien begleiten“
Hier setzt die Multiplikatoren-Ausbildung der Akademie an. Im ersten Jahr geht es zunächst um die Förderung und Stärkung des einzelnen Paares, also um das Thema: „Ehe und Familie leben“. Im zweiten Jahr werden die Paare dann befähigt, andere Paare und Familiengruppen, etwa auf Tagungen, zu begleiten. Dabei betont die Akademie, dass es unter dem Stichwort „Ehe und Familien begleiten“ nicht um Beratung oder Therapie geht, sondern tatsächlich um Begleitung. Insgesamt sind es 12 Veranstaltungen in 2 Jahren – pro Jahr 5 Wochenenden und eine Studienwoche. Eine gemeinsame Hausarbeit des Paares entsteht nach dem ersten Jahr, eine Praktische Prüfung folgt im zweiten Jahr. Nach einem Kolloquium mit dem die Ausbildung abschließt, werden die Paare zum Einsatz als Ehe- und Familientrainer mit einer kirchlichen Sendungsfeier und der Überreichung des Zertifikats durch den Ortsbischof ausgesendet. Nach der Ausbildung finden sich die Absolventen zu Weiterbildungen in Kongressen und Netzwerken zusammen.
Die Ehepaare werden durch Ehepaare ausgebildet
Eine Besonderheit, ein Alleinstellungsmerkmal der Akademie ist: Die Ehepaare werden durch Ehepaare ausgebildet. In den Kursleitungen sind zwei Ehepaare verantwortlich. Ein Priester arbeitet kontinuierlich mit, um mit den Paaren die communio, die Gemeinschaft der ganzen Kirche darzustellen. Grundlage der Akademiearbeit ist das christliche und katholische Verständnis von Ehe und Familie. Was die Ehepaare im alltäglichen Leben erfahren, wird in Beziehung gesetzt zu dem, was ihnen im Sakrament der Ehe geschenkt ist. Dabei ist wichtig: Informationen allein bringen noch keine Entwicklung. Die Arbeit im Paar ist das Entscheidende. Gelungene Lebenspraxis und Erkenntnisse aus den Sozialwissenschaften zum Bereich Ehe und Familie werden reflektiert und miteinander verknüpft. Interdisziplinäre Leitungsteams, die wesentliche Impulse aus der Spiritualität der Schönstatt-Familienbewegung aufgreifen, garantieren für die Kurse ein breites Spektrum.
Papst Franziskus: Familien sollen „ihren Beitrag zum Gewebe der Kirche leisten“
„Als im vergangenen Jahr zu Beginn der Pandemie keine Gottesdienste mehr stattfinden konnten, wurde der Ruf nach der Familie als Hauskirche laut,“ sagte Ehepaar Glöggler zu Beginn seines Statements. „Man entdeckte in dieser Notzeit wieder die Familie als ersten Ort des Glaubens.“ Auch Papst Franziskus benennt in seiner Videobotschaft an das Forum die Familie als „Hauskirche“ und fordert die Priester auf, genau hinzusehen, ob es nicht geeignete Familien in ihrer Pfarrei gibt, die glaubwürdig in der Seelsorge mitwirken könnten: „Oft gibt es sie, sie sind auch bereit – aber keiner ruft sie! Erst wenn wir sie rufen, sie bitten, mitzuarbeiten, und ihnen Raum geben, können sie ihren Beitrag zum Gewebe der Kirche leisten,“ so Franziskus. „Hier sehen wir uns mit der Akademie für Ehe und Familie herausgefordert,“ so Ehepaar Glöggler, die mit ihrem Engagement in der Akademie für Ehe und Familie solchen Familien, wie sie dem Papst vorschweben, mit Know How, Befähigungen und Kompetenzen unterstützen möchte.