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13. April 2021 | Deutschland | 

Günter Niehüser verstorben – Ein Mann, der große Ideen mit dem konkreten Leben der Menschen verbinden konnte


Todesanzeige Günther Niehüser (Foto: privat)

Völlig überraschend verstarb am Samstag, 10. April 2021, Günter Niehüser im Kath. Klinikum in Mainz. Der Verstorbene war in der Schönstatt-Bewegung neben anderem vor allem bekannt als gefragter Fachmann beim Ausbildungskurs für Geistliche Begleitung am J. Kentenich Institut, als Mitbegründer der Akademie für Ehe und Familie mit Sitz in Mainz, als Begleiter von Entwicklungsprozessen in verschiedenen Gemeinschaften und als kompetenter Berater in Fragen sexualisierter Gewalt und deren Prävention. Zusammen mit seiner Frau Anja und seinen Verwandten trauern viele in der Schönstatt-Bewegung um seinen zu frühen Heimgang.

Nachruf

Verwurzelt in der westfälischen Heimat - Weltweit interessiert und vernetzt

Im westfälischen Gimbte 1953 geboren, wuchs Günter Niehüser in einer katholischen Familie mit sechs Geschwistern auf. Er war immer stolz auf seine Herkunft aus dem kleinen, ganz katholisch geprägten Dorf bei Greven. Gerne erzählte er vom Leben in der großen Familie.

Fest verwurzelt in seiner westfälischen Heimat streckte er sich früh aus nach fernen Ländern. Besonders interessiert war er an den USA, wo er sowohl ein Praktikum während des Studiums machte wie auch die ersten Jahre als Priester wirkte. Danach arbeitete er zwei Jahre als Pfarrer der deutschen Gemeinde in New Dehli/Indien.

In Schönstatt beheimatet

Als Jugendlicher war er auf Schönstatt aufmerksam geworden und beteiligte sich an den Projekten der Schönstattjugend der Diözese Münster. Nach einer Banklehre arbeitete er zuerst als Bankkaufmann. In diese Zeit fiel sein Wunsch, auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur zu machen. Anschließend trat er 1976 in das Noviziat der Schönstatt-Patres ein, absolvierte sein Theologiestudium in Münster und empfing 1985 in Schönstatt die Priesterweihe.

Einsatz für ganzheitliche menschliche Bildung

Nach einigen Jahren mit Einsätzen in Afrika, Indien und USA wurde er mit der Ausbildung der Kandidaten der Schönstatt Patres betraut. Für 14 Jahre war er Leiter des Noviziates in Schönstatt (1990-2004). Er beteiligte sich intensiv in den Gremien für Ausbildungsleiter der deutschen Orden. Ende der 90er Jahre wurde er in die Generalleitung der Schönstatt-Patres berufen und mit der Begleitung der Interessenten für die Gemeinschaft in Nigeria betraut.

In dieser Phase begann er, sich schrittweise weiterzubilden in sozialen Verhaltenswissenschaften, Soziologie und Pastoralpsychologie. Ebenso absolvierte er die Mentorenausbildung im Institut der Orden (IMS), die ihn als Supervisor und Ausbilder für Exerzitienleitung qualifizierte.

Damit begann ein weiteres Standbein seiner Tätigkeit durch Ausbildungskurse für Geistliche Begleitung im Auftrag der deutschen Orden. Ein vielfältig geschätztes Projekt war über 10 Jahre der zweijährige Ausbildungskurs für Geistliche Begleitung am J. Kentenich Institut (JKI) in Vallendar, den er mit seinem Team bewusst aus der Geistigkeit Schönstatts entwickelte.

Im Jahr 2000 wurde er Mitbegründer der Akademie für Ehe und Familie mit Sitz in Mainz: „Günter Niehüser hat die ersten Kurse der Akademie mitbegleitet und hat wesentliche Elemente zu der Konzeption der Ausbildungskurse beigetragen. Wir sind ihm für diesen bleibenden Verdienst sehr dankbar und sind uns bewusst, welch wertvolle Spuren der Wertschätzung und Hilfe er in vielen teilnehmenden Paaren hinterlassen hat.“ (Maria-Theresia und Prof. Dr. Hubertus Brantzen)

Neuesten Entwicklungen neugierig zugewandt

In den vielfältigen Tätigkeiten der Bildung und Supervision war es ihm gelungen, die Verbindung herzustellen zwischen den pädagogischen Erkenntnissen von Pater Kentenich und den aktuellen Entwicklungen in Pädagogik, Psychologie und Soziologie. Er hatte eine besondere Gabe, große Ideen mit dem konkreten Leben der Menschen zu verbinden. Viele schätzten seine temperamentvolle aber ehrfürchtige menschliche Zuwendung. Zwei Absolventen der von ihm durchgeführten Kurse bezeugen zum Beispiel: „Herr Niehüser bleibt für mein Leben ein unermessliches Geschenk, weil ich durch ihn erkennen, verstehen und deuten lernte, wie ein geistliches Leben in Freiheit aussieht und gestaltet werden kann.“ - „Seine Spiritualität führte immer in eine Weite der größeren Zusammenhänge und der inneren Freiheit.“

Günter Niehüser war zeitlebens an den neuen Erkenntnissen der Forschung in seinem Arbeitsbereich interessiert. In ihm lebte ein unstillbarer Durst nach Wissen, das er in den Dialog einbrachte, den er auf vielen Ebenen der Schönstatt-Bewegung, der Konferenz der deutschen Ordensgemeinschaften und der deutschen Kirche führte. Für viele war er ein Brückenbauer zwischen den aktuellen Zeitentwicklungen und den Idealen Schönstatts.

Lebenswende

Vor etwa zehn Jahren kam für ihn ein neuer Lebensabschnitt, als er sich entschied zu heiraten. Es war für ihn eine schwere Entscheidung, den priesterlichen Dienst, den er sehr schätzte, aufzugeben. Er war jedoch der Überzeugung, dass er nun diesen Weg gehen sollte. Seine Laisierung öffnete den Weg für die kirchliche Trauung mit seiner Frau Anja, mit der er mit viel Freude sein Leben teilte und gestaltete.

Mit seinem ganzen Erfahrungswissen konnte er bei der Hildegard-Stiftung in Trier schnell eine neue Tätigkeit als Berater aufnehmen. Parallel dazu führte er eine Reihe der bisherigen Ausbildungs- und Fortbildungskurse als bewusste Teamprojekte weiter.

In den letzten Jahren wurde er zu einem kompetenten Fachmann in Fragen sexualisierter Gewalt und wirkte als unabhängiger Beauftragter in Unternehmen und religiösen Gemeinschaften. Auch für die Schönstatt-Bewegung Deutschland war er bei diesem Thema nicht nur für den Leiter der Bewegung, Pater Ludwig Güthlein, ein wichtiger Ansprechpartner. Pater Güthlein: „Die Nachricht hat mich total getroffen. In der letzten Zeit war ich mehrfach mit ihm in Kontakt und habe mit seiner kompetenten Hilfe an der Weiterentwicklung und Vereinheitlichung der Präventionsarbeit Schönstatts arbeiten können. Noch in den letzten Wochen hatten wir neue Schulungen vereinbart. Sein überraschendes Sterben erlebe ich als einen großen Verlust. Ich bete mit, dass sich sein eigener Lebensweg in der Liebe Gottes vollenden wird, und dass alle, die jetzt trauern, Stärkung und Freundschaft erleben.“

Requiem

  • Das Requiem findet am Montag, den 19. April coronabedingt im engen Verwandten- und Freundeskreis in St. Canisius, Mainz statt.
  • Kondolenzadresse: anja.niehueser [@] gmail.com

 


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