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12. April 2021 | Deutschland | 

Der Verheißung Gottes trauen - 18. Absolventenkongress der Akademie für Ehe und Familie – online


Ein Bild für das Lebensgefühl vieler Menschen heute (Foto: pixabay)

Ein einsamer Eisbär auf einer immer kleiner werdenden Eisscholle - ein Bild für das Lebensgefühl vieler Menschen heute (Foto: pixabay)

Hubertus Brantzen. Nachdem im vergangenen Jahr der Absolventenkongress wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, ging er am Palmsonntagwochenende 2021 online an den Start. Mit Dr. Christian Henneke aus Hildesheim kamen 61 Ehepaare und Familien über die Zukunft der Kirche und der Familien ins Gespräch. Thema: „Familien und Kirche – Lust auf Zukunft? Was trägt den Glauben ins Morgen?“

Für die teilnehmenden Paare und Familien war am Ende des Wochenendes klar, dass trotz Pandemie in Gemeinschaft und Netzwerkarbeit alles möglich ist. Unter Leitung von Ehepaar Dres. Mirjam und István Bechtold hatte ein Team den Kongress vorzüglich vorbereitet. Impulse, Plenumsgespräche, Gruppenarbeit, Paargespräche und abendliches Treffen bei „wonder.me“ – alles  das vermittelte das Gefühl: Die Zukunft hat begonnen – und diese Zukunft wird gut!

Dr. Christian Hennecke, Leiter des Seelsorgeamtes im Bistum Hildesheim und Mitglied der Fokolar-Bewegung, war als Referent zum Absolventenkongress der Familienakademie eingeladen (Foto: Bischöfliche Pressestelle Hildesheim, Hahn)

Dr. Christian Hennecke, Leiter des Seelsorgeamtes im Bistum Hildesheim und Mitglied der Fokolar-Bewegung, war als Referent zum Absolventenkongress der Familienakademie eingeladen (Foto: Bischöfliche Pressestelle Hildesheim, Hahn)

„Gott schafft Neues“

So lautete die Grundbotschaft, die Dr. Christian Hennecke den Familien mitgab. „Schon sprießt Neues. Wir müssen es nur merken. Aber selbst, wenn wir es nicht merken, Gott schafft trotzdem Neues. Nicht  nur an uns hängt die Erneuerung der Kirche. Gott schafft die neue Gestalt der Kirche. Wie Jesus damals, sollen wir uns auf die Situationen der Menschen einlassen, auf das, was sie bewegt. Wir sollten zueinander und zu den Menschen sagen: ‚Lass mich dich lernen!‘ Und das in dem Bewusstsein: Alle bekamen den Geist Gottes geschenkt. Dann werden neue und vielfältige Formen von Kirche entstehen. Die nächste Generation wird keinesfalls mehr Kirche so leben, wie wir es uns heute noch vorstellen.“

Das gilt für die Kirche insgesamt und für die Familien im Besonderen. Familien sollen sich in Netzwerken zusammenfinden, die existenziell prägen. „Die Kirche wird ein Netzwerk von Segensorten sein.“ Die Familien sollen eine „Mystik des Zwischen“ leben, Gott also suchen und finden im Miteinander der Menschen.

Von Eisbären auf der Eisscholle und Fischen im Aquarium

Mit dem Bild eines einsamen Eisbären auf einer immer kleiner werdenden Eisscholle erklärte Dr. Christian Hennecke das Lebensgefühl vieler Menschen heute, wenn sie sich die gegenwärtige Situation der Kirche anschauen. In der Tat hat man zunächst das Gefühl, alles geriete aus den Fugen. Eine polarisierende Stimmung macht sich breit, nicht nur in der Kirche, durch die Pandemie angeheizt auch in der Gesellschaft. Weltuntergangsstimmung? Die Kirche geht unter?

Der Blick muss sich über den geschlossenen Raum hinaus weiten (Foto: pixabay.com)

Der Blick muss sich über den geschlossenen Raum hinaus weiten (Foto: pixabay.com)

Doch das ist nur die Sicht, wenn die Vergangenheit unser Denken beherrscht, wir uns fühlen wie ein Fisch im Aquarium – so ein anderes Bild von Hennecke. Wir tun oft noch so, etwa in der Erstkommunionvorbereitung, als bewegten wir uns in einem katholischen oder christlichen Milieu, in einem geschlossenen Raum. Doch seit Jahrzehnten ist in den Menschen das Bewusstsein gewachsen, dass sie frei wählen können, was sie glauben und wie sie ihre Glaubenspraxis gestalten wollen.

Wenn eine „neue DNA“ in die Kirche eingefügt werden soll, hilft ein Blick in die Apostelgeschichte: Die dort geschilderte Situation entspricht viel mehr der unseren. Nicht das „Ende des christlichen Abendlandes“ ist eingeläutet, sondern eine neue Zukunft. Wie die Apostel sollen wir auf das schauen, was die Menschen mitbringen, und darin den Weg Gottes mit uns erkennen. Wir brauchen also eine gläubige Sicht: Gott geht in jedem Fall mit uns. – Das lässt uns neu auf die Entwicklungen unserer Tage schauen. – Ängstlichkeit können wir abstreifen. – Innere Freiheit ermöglicht Veränderung. Alles zusammen ergibt eine Kirche, die aussieht wie ein Mischwald – so ein drittes Bild: vielfältig und doch in Einheit. Dabei können wir der Verheißung trauen: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage!“ (Mt 28,20b)

Mischwald: vielfältig und doch in Einheit -  ein Bild für die Kirche (Foto: pixabay.com)

Mischwald: vielfältig und doch in Einheit -  ein Bild für die Kirche (Foto: pixabay.com)

Gesucht: Menschen, die brennen

In diesem Werdeprozess braucht es Menschen und Familien, die für den Glauben brennen. Manchmal sind „Sehhilfen von außen“ hilfreich. Bei Gedanken über die Zukunft muss uns allerdings klar sein, dass es „keine Erneuerung unter zehn Jahren“ gibt. Wir benötigen einen langen Atem.

Heute wird viel über „den langen Schatten der Klerikerkirche“ gesprochen. Dabei hat man die Vorstellung, dass in der Kirche auf der einen Seite die „Anbieter“ stehen, auf der anderen „die, die etwas kaufen“. In der Kirche der Zukunft ist klar: „Alle haben eine Berufung und ein Charisma.“ Die Aufgabe des kirchlichen Amtes ist es zu helfen, dass Vielfalt möglich ist und zugleich alle zusammengehören.

Logo der "Akademie für Ehe und Familie", Mainz

Logo der "Akademie für Ehe und Familie"

Gestärkt für das nächste Jahr

An den gemütlichen Tischen von „wonder.me“ am Abend wurde deutlich: Die Zuversicht und Freude, die die Impulse und Gespräche des Tages vermittelt hatten, wirkten weiter. Sie stärkten das Bewusstsein der teilnehmenden Ehepaare, bereichert und voll Zuversicht in das kommende Akademie-Jahr und in die Zukunft der Kirche gehen zu können.

Den Abschluss des Kongresses bildete ein ansprechender Online-Gottesdienst zur Feier des Palmsonntags. Pater Stefan Strecker zelebrierte die Eucharistiefeier in München, und die Familien, über ganz Deutschland verstreut, waren nahe dabei. Statt Palmsonntagsprozession wurde in einem Video die vielfältigen Darstellungen der Kinder vom Einzug Jesu in Jerusalem gezeigt. Samstags waren die Kinder in einem virtuellen Kinderbetreuungsraum eingeladen, den Gottesdienst mitzugestalten. In diesem Raum gab es auch Spielangebote für die Kinder. Die Gebetszeiten und der Gottesdienst führte dann Kleine und Große wieder zusammen.

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