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26. Februar 2021 | Impuls aus Schönstatt | 

Was hat Corona mit Marshmallows zu tun? – Oder: Die Tugend der Geduld


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Nun dauert es bereits über ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Beiträgen stellen wir Ihnen Anregungen vor, wie wir persönlich gelassener durch die Krise kommen können.

Marshmallows – das sind jene süßen Schaumzucker-Leckereinen, die große und kleine Kinder so gerne essen – haben vor etwa 60 Jahren Überraschendes zutage gebracht: In einem Experiment des  Persönlichkeits-Psychologen Walter Mischel (1930 – 2018) an der Stanford Universität wurden diese Leckereien in einer Vorschule an Vierjährige ausgeteilt. Sie durften sie sofort essen – oder sie konnten warten, bis der Versuchsleiter wiederkam und sie mit einem weiteren Marshmallow belohnte.

Einige der Kinder konnten nicht warten und griffen sofort zu. Andere warteten, wenn es auch noch so schwer fiel, und wurden am Ende belohnt.

Wer kann widerstehen? (Foto: S. Hermann & F.Richter, Pixabay.com)

Wer kann sich zurückhalten? (Foto: S. Hermann & F.Richter, Pixabay.com)

Nach 14 Jahren beobachtete man dieselben Kinder noch einmal. Und siehe da: Die geduldigen Kinder waren reife Persönlichkeiten geworden, die Rückschläge hinnehmen und eine Belohnung aufschieben konnten, um wichtige Ziele zu erreichen. Die Ungeduldigen waren dagegen emotional instabiler, weniger entschlossenen, hatten in der Schule bei gleicher Intelligenz schlechtere Noten.

Psychologen nennen das die Fähigkeit zum Gratifikationsaufschub. Diese Fähigkeit ist unter Umständen wichtiger als Intelligenz. Menschen, die diese Fähigkeit erlernt haben und besitzen, können langfristige Ziele verfolgen, setzen sich selbst weniger unter Druck, können objektiver entscheiden, haben weniger Konflikte und bessere Beziehungen, haben mehr Ruhe, um bessere Lösungen zu finden, haben einen geringeren Blutdruck und ein stabileres Nervenkostüm. (siehe: karrierebibel.de/geduld/)

Wer möchte solche Eigenschaften etwa nicht?

Und schon sind wir bei der Fastenzeit und der Corona-Pandemie. Da sind genau diese Fähigkeiten gefragt, wenn das Leben eben nicht so „normal“ ist. Wir benötigen die Tugend der Geduld.

Wir sind nicht hilflos unseren Möglichkeiten ausgeliefert, die wir als Vierjährige hatten. Wir können dazulernen. Jetzt!

Und hier drei mögliche Übungsfelder in diesen Tagen:

Übung 1:

Eck- und Wartezeiten nutzen: Wir haben viele Zeiten zwischen Terminen, Gesprächen, an der Bushaltestelle, im Bus … vor dem Abendessen, vor der Tagesschau …
Und jetzt der Trick: Nicht das Smartphone zücken, um die Zwischenzeit zu überbrücken – sondern daran denken, was mir in den vergangenen Stunden Schönes geschenkt wurde, oder was ich an Schwierigem hinnehmen musste.
Dabei lerne ich, die Geduld aufzubringen, in Ruhe und Gelassenheit den nächsten Tagesschritt zu erwarten.

Übung 2:

Geduldige Menschen beobachten: Ich kann von ihnen lernen.
Wenn ich die Zeitung am Morgen durchblättere oder News im Internet verfolge: Wann und bei wem wird dort Geduld-Haben zum Thema?
Wenn ich am Abend einen Film anschaue: Wann und wie zeigt dort eine Person Geduld? Wie gelingt es ihr, Ruhe zu bewahren und geduldig zu warten?

Übung 3:

Mal in der Bibel nachschauen: Jakobusbrief 5,7-11 – Ermutigung zur Geduld
Aus dem Glauben verstanden ist Geduld das Vertrauen, dass Gott zur rechten Zeit mir das Richtige und Wichtige für mein Leben schenkt. Auf diese Zeit darf ich geduldig warten.
Geduld ist dabei nicht etwas Passives wie einfach nur „aushalten“. Dass griechische Wort griechisch: sich dagegen stemmenbedeutet etwas sehr Aktives: darunterbleiben, sich dagegen stemmen.

 

Nun dauert es bereits fast ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Schüben kamen immer wieder neue Themen auf, mit denen sich alle Länder rund um den Globus beschäftigen mussten. Zuerst ging es um die Frage: Wer ist schuld an dem ganzen Dilemma? Dann gab es eine Berg- und Talfahrt, welche Anforderungen unseren Alltag bestimmen sollten: Schutzmasken, Abstand, Veranstaltungsstopp, unterschiedliche Gefährdung der Altersgruppen, Lockdown und dessen weitreichende Folgen. Und nun gibt es Empörung darüber, dass die Impfungen nur zögerlich laufen.

Wichtige Fragen:
Wenn auch diese Probleme alle gelöst werden müssen – wenden wir uns doch den Fragen zu:

  • Wie kann jede und jeder einzelne von uns mit dieser Situation, die wir nicht ändern können, umgehen?
  • Was hilft uns, Unsicherheiten über eine so lange Zeitdauer zu ertragen?
  • Was kann uns stärken in der Situation, Distanz zueinander zu halten und uns nicht mit anderen treffen zu können?
  • Mit welchen Haltungen können wir Alltagsprobleme, Homeoffice und Homeschooling bewältigen?

Dieser Beiträgen ist einer von mehreren, in denen wir Ihnen Anregungen vorstellen.

Redaktion Impuls aus Schönstatt
Klaus Glas, Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Heinrich Brehm, P. Lothar Herter, Michaela Koch, P. Heinrich Walter

Leserreaktionen

27.02.2021, 06:57 Uhr

Von: Jesper Einstein, Wien

Ein sehr schöner Beitrag um zu zeigen, das Ausdauer und Geduld uns tatsächlich ans Ziel zu bringen. Als Vergleich: Ich kann mich beim Bogenschießen als sportliche Betätigung zuerst in einen guten Stand bringen. Das braucht Geduld und Ausdauer bis ich an das Ziel komme, im Fall von Corona, die Heilung, bei den Kindern die Belohnung und bei den "Weisen" die Vollendung.


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