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9. Februar 2021 | Impuls aus Schönstatt | 

Gelassen durch die Corona-Krise - psychische Flexibilität entwickeln


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Nun dauert es bereits fast ein Jahr, dass wir uns mit der Corona-Pandemie beschäftigen. In mehreren Schüben kamen immer wieder neue Themen auf, mit denen sich alle Länder rund um den Globus beschäftigen mussten. Zuerst ging es um die Frage: Wer ist schuld an dem ganzen Dilemma? Dann gab es eine Berg- und Talfahrt, welche Anforderungen unseren Alltag bestimmen sollten: Schutzmasken, Abstand, Veranstaltungsstopp, unterschiedliche Gefährdung der Altersgruppen, Lockdown und dessen weitreichende Folgen. Und nun gibt es Empörung darüber, dass die Impfungen nur zögerlich laufen.

Wichtige Fragen:
Wenn auch diese Probleme alle gelöst werden müssen – wenden wir uns doch den Fragen zu:

  • Wie kann jede und jeder einzelne von uns mit dieser Situation, die wir nicht ändern können, umgehen?
  • Was hilft uns, Unsicherheiten über eine so lange Zeitdauer zu ertragen?
  • Was kann uns stärken in der Situation, Distanz zueinander zu halten und uns nicht mit anderen treffen zu können?
  • Mit welchen Haltungen können wir Alltagsprobleme, Homeoffice und Homeschooling bewältigen?

In mehreren Beiträgen stellen wir Ihnen Anregungen vor.

Eine Pandemie aktiviert zu Beginn beim Einzelnen eine angeborene Panikreaktion. Geschieht das im Kollektiv, steigt in der Gesellschaft die Angst und die Zuversicht sinkt. Das persönliche Erleben hängt von der subjektiven Einschätzung ab: glaubt jemand, er gehöre - unabhängig vom tatsächlichen Gesundheitszustand - zu einer Risikogruppe, erlebt er Angst. Bewertet jemand die Corona-Maßnahmen als Schädigung seiner Freiheit oder seiner beruflichen Existenz, resultiert daraus Ärger. Wird die Corona-Krise dagegen als bewältigbare Herausforderung interpretiert, wächst die Hoffnung im Herzen.

Meine innere Bewertung der Krise

Im Verlauf der Corona-Pandemie lässt sich eine zunehmende Polarisierung in der bundesdeutschen Gesellschaft feststellen. Auf der einen Seite jene Menschen, die große Angst haben, sie selbst oder Angehörige könnten Langzeitschäden von COVID-19 davontragen oder sogar daran versterben. Auf der anderen Seite gibt es Bürgerinnen und Bürger, die ausgeprägten Ärger auf jene PolitikerInnen und/oder ExpertInnen haben, welche man mit Corona-Maßnahmen in Verbindung bringt, unter denen neben Berufstätigen v.a. Kinder und Jugendliche bzw. Schülerinnen und Schüler leiden.

Als Menschen unterliegen wir einem „Confirmation Bias“, d.h. es gibt in unserem Kopf eine eingefleischte Entscheidungspräferenz für solche Nachrichten, welche die eigenen Überzeugungen bestätigen. Dagegen werden dissonante Informationen - solche, die der eigenen Meinung widersprechen - geflissentlich übersehen oder abgewertet. Wie können wir mit dieser menschlichen Schwäche angemessener umgehen?

Eine Übung, die persönlich weiterhilft

In der Bibel spielen Berge eine wichtige Rolle. So wird in einer Episode erzählt, wie Jesus vom Teufel auf den „Berg der Versuchung“ geführt wird. Von dort oben lässt er Jesus auf die Welt schauen und versucht ihn dazu zu bewegen, die Menschen zu beherrschen, - was dem Teufel bekanntlich nicht gelingt. In Analogie zu dieser biblischen Parabel möchten wir Sie einladen, so oft wie möglich den steinig-steilen „Berg der Selbstkontrolle“ zu erklimmen. Von der auf dem Plateau liegenden Meta-Ebene könnten Sie sich selbst in ihrem jeweiligen Lager sehen und hitzige Gedanken etwas abkühlen lassen.

Eine hilfreiche Methode ist die „kognitive Defusion“. Es geht dabei darum, sich bewusst zu machen, dass Wirklichkeit und Gedanken zwei verschiedene Dinge sind.

Statt etwa sorgenvoll darauf zu beharren „Wenn ich meinen Vater mit Corona infiziere, wird er mit Sicherheit sterben!“ sagt man laut vor sich hin:
„Ich habe den Gedanken, dass mein Vater mit Sicherheit an Corona stirbt, wenn ich ihn infiziere.“

Oder wenn ich der Meinung bin „Was dieser Virologe (oder Politiker) sagt, ist Unsinn!“, dann sagt man laut:
„Ich habe den Gedanken, was dieser Virologe (oder Politiker) sagt, ist Unsinn!“

Probieren Sie es mit eigenen Ansichten aus, die Sie hinsichtlich der Corona-Krise haben. Betonen Sie – wie ein Schauspieler – etwas übertrieben das Wort „Gedanken“. Viele ängstliche und verärgerte Menschen fühlen sich innerlich freier und gelassener, wenn Sie wiederholt diese einfache Übung durchführen.

Im Laufe der Zeit können Sie das erlangen, was Psychologen „psychische Flexibilität“ nennen. Sie werden im Diskurs mit dem (politischen) Gegner geschmeidig bleiben und lernen, Dinge hinzunehmen, die Sie nicht ändern können. Und Sie werden zugleich mutiger, Dinge anzusprechen und zu ändern, die man ändern kann. „Denn der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen. Vielmehr gibt er uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.“ (2 Tim 1, 7)

Redaktion Impuls aus Schönstatt
Klaus Glas, Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Heinrich Brehm, P. Lothar Herter, Michaela Koch, P. Heinrich Walter

Leserreaktionen

18.02.2021, 18:11 Uhr

Von: Anneruth Wenzel, Leverkusen

Ich danke sehr herzlich für den Impuls zur kognitiven Defusion. Wie oft habe ich mich schon Kreislauf meiner sorgenvollen Gedanken verstrickt, dabei hätte mir eine so einfache Übung helfen können, wir bewusst zu werden, was Realität ist und was reines Gedankenspiel....Ganz bestimmt werde ich diese Methode täglich üben, v.a. beim Hören und Lesen von Nachrichten!Herzlichen Dank für diesen wertvollen Impuls!


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