Nachrichten

7. Dezember 2020 | Deutschland | 

Als Frauen die Welt mitgestalten - Hundert Jahre Frauenbewegung Schönstatt


Zum Jubiläum "100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt" gibt es eine neue Internetseite: frauenprofile-schoenstatt.com

Zum Jubiläum "100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt" gibt es ab 8. Dezember 2020 eine neue Internetseite: frauenprofile-schoenstatt.com

Cbre. Es gibt wohl kaum ein Jubiläum in Schönstatt, das so früh und kreativ geplant und dann so häufig umgeplant werden musste wie das Jubiläum 100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt. 2018 begannen die ersten Planungen. Ein Brief in die Welt erfragte die Wünsche und Vorstellungen von Frauen aus verschiedensten Ländern und Kulturkreisen, Altersstufen und Berufungen. Ein gemeinsames Anliegen bewegte: sich als unterschiedliche Frauengemeinschaften miteinander zu solidarisieren und aus der Erkenntnis, wie sehr Frauen die Schönstattgeschichte mitgeprägt haben, Kraft zu ziehen für eine prägende Mitgestaltung in Familie, Kirche und Welt.

Die Freude über die unglaublich vielen Formen, wie Christsein als Frau in der Schönstattspiritualität zu leben möglich ist, verheiratet, allein lebend, in Säkularinstituten oder Bundesgemeinschaften lebend, sich in Kursen und Gruppen zu inspirieren, durchzog die gesamte Vorbereitungszeit.

Eine menschlichere und ausgewogenere Welt schaffen

Die Ökonomin María Guadalupe, Säkularinstitut Frauen von Schönstatt aus Argentinien bringt die Berufung der Frau, die Frauen über die vergangenen 100 Jahre suchten und lebten,  treffend ins Wort, wenn sie sagt: „Ich glaube, dass wir als Frauen uns unserer eigenen Werte bewusster sein und unseren Beitrag in jedem Bereich mehr schätzen sollten. Das könnte einer der Schlüssel dazu sein, eine menschlichere und ausgewogenere Welt zu schaffen. Denn es geht nicht darum, das Männliche auszuschließen, sondern es geht darum, es zu ergänzen, indem wir auch dem Raum geben, was den Frauen eigen ist, an dem es heute in so vielen Bereichen mangelt. Ich glaube, dass wir in diesem Sinn viel zu tun haben, nicht nur, weil wir das Recht dazu haben, sondern auch, weil wir den Auftrag haben, der Welt eine ‚Seele‘ aus unserem Frausein zu geben, bzw. aus dem, was Gott gerade uns Frauen geschenkt hat.“

Wie kam es zur Gründung vor 100 Jahren, als die Schönstattbewegung ausschließlich männlich war?

Gertraud von Bullion (Foto: Archiv)

Gertraud von Bullion (Foto: Archiv)

Gertraud von Bullion, Grafentochter, weltgewandt, bodenständig, setzte sich als Rote-Kreuz-Schwester an der Ost- und Westfront im 1. Weltkrieg sehr engagiert in Lazaretten für die Pflege der verletzten und verstümmelten Soldaten ein. Dabei stieß sie unter ihren Kranken auf einen Schönstätter, der ihr die damals einzige Schönstatt-Zeitschrift, die „MTA“, zum Lesen gab. Er erzählte ihr begeistert von der schönstättischen Spiritualität, die sich sogar in den Wirren des Krieges bewährt habe. Das Feuer sprang über. Gertraud fand endlich, was sie schon lange gesucht hatte: eine Gemeinschaft, in der sich der Glaube lebendig mit dem Alltag verbindet und hilft, sich zu einer Persönlichkeit zu erziehen, die kraftvoll in der Welt wirken kann. Sie war überzeugt, das ist auch ein Anliegen von Frauen, begeisterte ihre Kusine Marie Christmann und weitere Frauen, und begab sich an die zunächst nicht leichte Aufgabe, die maßgeblichen Männer des jungen Schönstattwerkes zu überzeugen, dass auch Frauen hier ihren Raum finden dürfen.

Am 8.12.1920 schloss sie – zusammen mit ihrer Kusine Marie – das Liebesbündnis mit der Gottesmutter und gab ihre ganze Bereitschaft, sich für den Aufbau einer Frauenbewegung einzusetzen, die Gesellschaft mitprägen möchte. Dieser Tag gilt als Gründungstag für die internationale Frauenbewegung in all ihren unterschiedlichen Berufungen. Pater Kentenich sagte beim 10jährigen Bestehen der Frauenbewegung: „Es gab einmal eine Zeit, da meinte die Öffentlichkeit, Geschichte würde nur von Männern gemacht. Das ist verkehrt. Auch die Frau hat die Geschichte gemacht und soll heute mehr denn je die Schicksale der Welt machtvoll beeinflussen. Nur müssen wir erwarten und darauf hinarbeiten, dass sie ihr Wesen nicht verliert, dass die Frau ihre Sendung sucht und findet.“ (J. Kentenich 7.12.1930)

Frau: Auf der Suchen nach der Ballance zwischen der eigenen Persönlichkeit, verschiedensten Beziehungen, Beruf und Weltgestaltung (Foto: s-fm.de)

Frau: Auf der Suchen nach der Ballance zwischen der eigenen Persönlichkeit, verschiedensten Beziehungen, Beruf und Weltgestaltung (Foto: s-fm.de)

Website 100 Jahre Frauen geht an den Start

Statt dem geplanten Programm, das mit dem Frauenkongress im Mai 2020 starten sollte und sich dann durch den Sommer und Herbst bis zum eigentlichen Gründungstag der Frauenbewegung mit zahlreichen Angeboten weiterentwickeln sollte, wird nun coronabedingt ein Dank-Gottesdienst in der Anbetungskirche gefeiert, der am 8. Dezember um 16.30 Uhr stattfinden und von schoenstatt-tv übertragen wird. Dabei werden 100 Rosen als Dank für die reichen 100 Jahre Frauenbewegung an Gott übergeben und um einen Neuaufbruch in die kommenden Jahre gebetet.

Als besonderes Projekt wird die Website „100 Jahre – 100 Frauen“ an diesem 8. Dezember an den Start gehen. Dieser Teil des Jubiläums hat sogar Corona standgehalten. Ausgehend von den Überlegungen des Organisationsteams: Wie können Frauen weltweit weitergeben, was ihr Leben prägt und reich macht, kamen sie auf die geniale Idee, 100 Frauen aus aller Welt anzufragen, über ihre prägenden Erfahrungen, Herausforderungen und Visionen als Frau zu berichten. Ein möglichst breites Spektrum an Altersgruppen, Berufungen, Berufen und Ländern wurde beachtet. Die Altersspanne reicht dabei von 13 bis 97 Jahren. Besonders bewegend: die beiden ältesten Frauen (94 und 97 Jahre), die am längsten Frauenbewegung Schönstatt miterlebt haben, starben kurz nach ihrem Statement für dieses Projekt.

  • Interessant, dass die erste Frage: „Welche Erfahrungen haben Sie als Frau geprägt?“, von vielen Frauen unabhängig ihrer Kulturzugehörigkeit ähnlich beantwortet wurde. Es sind andere Frauenpersönlichkeiten, die ihnen den Zugang zum eigenen Frausein ermöglichten, an erster Stelle die eigenen Mütter und Großmütter, später im Leben dann die Zugehörigkeit zu Schönstatt und die Verbindung mit der Gottesmutter Maria.
  • In der zweiten Frage: „Wo in Ihrem Leben haben Sie Gott erfahren?“, wird von vielen kleinen und großen Alltagserlebnissen, aber auch von herausragenden biographischen, oft leidvollen Ereignissen berichtet, die im Nachhinein als Brücke zu Gott empfunden wurden.
  • Die Frage nach den Herausforderungen für Frauen heute wird gemäß dem Kulturraum sehr unterschiedlich beantwortet: Es geht dabei um soziale oder politische Gerechtigkeit, das Ausbalancieren von Familie und Beruf. Ein Gleichgewicht zwischen eigenen Ansprüchen und denen der anderen wird ebenso angesprochen, wie die Herausforderung als Frau alleine zu leben oder die offensichtliche Diskriminierung von Frauen.
  • Auch die Beantwortung der Frage: „Was möchten Sie durch Ihr Leben in dieser Welt verändern?“, fällt vielfältig aus: Eine Lobby für Frauen schaffen, mehr Verstehen und Mitgefühl einbringen, Ungerechtigkeit ausmerzen, Frauen eine Stimme geben, den Einsatz für Familie stärken, die Stimme der Frauen und der am wenigsten Gehörten an die Verhandlungstische bringen, Entwicklungsmöglichkeiten für alle schaffen, u.v.m.

Jede Frau wird mit einem kurzen Steckbrief und Foto vorgestellt, bevor ihr Beitrag als Videobotschaft oder als Textbeitrag zum Tragen kommt. Die gesamte Website viersprachig - deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch - ins Netz zu stellen, war keine geringe Herausforderung.

Zum Jubiläum "100 Jahre Frauenbewegung in Schönstatt" gibt es eine neue Internetseite und diesen Trailer, der einladen möchte, die Seite zu besuchen (Video bei: youtu.be)

Der Zukunft ein Gesicht geben

Das Jubiläum zeigt, in den vergangenen hundert Jahren ist aus einem kleinen Anfang eine weltweite Bewegung geworden. Frauen vieler Lebensentwürfe, vieler Kulturen, Frauen aller Altersstufen erleben sich hier als starke Kraft im Einsatz für eine bessere Welt. Was sie verbindet, ist das Liebesbündnis mit Maria, der starken Frau, die Weltgeschichte geschrieben hat durch ihr Ja zu den Plänen Gottes. Was sie inspiriert, sind die Impulse Pater Kentenichs, der neue Akzente in der Frauenbewegung setzte. Von den Schönstattheiligtümern aus formt Maria Frauen, die der Zukunft ein Gesicht geben.

Lassen Sie sich von der Internetseite "100 Jahre - 100 Frauen" inspirieren und von dem beeindruckenden Facettenreichtum der 10 Frauengemeinschaften, die ihre jeweilige Berufung leben: im Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern, im Säkularinstitut Frauen von Schönstatt, im Schönstatt-Frauenbund, in den drei Familiengemeinschaften Schönstatts, im Schönstatt-Mütterbund, in der Schönstattbewegung Mädchen/Junge Frauen, in der Akademikerinnenbewegung, der Schönstattbewegung Frauen und Mütter, der Frauenliga, der Schönstattbewegung berufstätige Frauen.

Frauenkongress deutschlandweit

Wer gerne trotzdem feiern möchte oder jetzt Feuer gefangen hat zum Feiern, ist im kommenden Jahr herzlich zum „Frauenkongress deutschlandweit“ eingeladen. Wenn Corona es zulässt, wird er an den Samstagen im Mai und Anfang Juni an den verschiedenen Schönstattzentren in Deutschland stattfinden.

Die Jubiläumsfeier der Frauenliga / Berufstätigen Frauen wurde im August 2020 im kleinen Rahmen  coronagerecht gefeiert. Die geplante internationale Veranstaltung ist auf 2021 verschoben.


Top