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1. Dezember 2020 | Deutschland | 

Seid wachsam! - Adventsgottesdient mit Bischof Kohlgraf in der Pilgerkirche in Schönstatt-Vallendar


Bischof Peter Kohlgraf, Mainz, feierte am 1. Adventssonntag den Gottesdienst in der Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Bischof Peter Kohlgraf, Mainz, feierte am 1. Adventssonntag den Gottesdienst in der Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Cbre. „Es sind eigenartige Zeiten, in denen wir uns befinden“, sagte Bischof Peter Kohlgraf zu Beginn des Gottesdienstes am 1. Adventssonntag in der coronabedingt ziemlich locker und trotzdem vollbesetzten Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar. Umso wichtiger sei es, so der Mainzer Bischof, „dass wir uns in das Licht Gottes stellen, in seine Gegenwart und mit unserer Sehnsucht Christus entgegenharren“.

Bischof Kohlgraf war von Pater Lothar Herter, Wallfahrtsleiter in Schönstatt, zu Beginn der Feier zu seinem ersten Gottesdienst als Bischof der Nachbardiözese in der Pilgerkirche herzlich begrüßt worden. Er freue sich, dass der Gottesdienst trotz der eigenartigen Umstände trotzdem möglich geworden sei.

Zu Beginn seiner Predigt machte Bischof Kohlgraf deutlich, dass er mit sich gerungen habe, ob er angesichts der Tatsache, dass das Thema omnipräsent sei und viele dazu langsam nicht mehr viel hören wollten, die Coronapandemie überhaupt thematisieren solle. Allerdings habe ein Video der Bundesregierung, "die doch irgendwie ihre liebe Mühe und Not hat uns alle bei Vernunft und Verstand zu halten", ihm eine Steilvorlage für die Predigt an diesem Adventssonntag gegeben.

Auf diesen Video-Clip der Bundesregierung bezog sich Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Predigt in der Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar(Video siehe: www.bundesregierung.de)

Krisenbewältigungsstrategie: Aufmerksamkeit und Wachsamkeit

In der Rückschau erzähle ein Mann vom Jahr 2020, das durch eine schwere Pandemie geprägt gewesen sei und betone, dass alle in einer ganz schwierigen Zeit Helden gewesen seien aufgrund ihres Nichtstuns. „Auf dem Sofa herumlümmeln, das ist so zu sagen die Heldentat, die in diesem Jahr von uns erwartet wird“, so Kohlgraf. Natürlich mache das Video gut deutlich, dass gemeint sei, Kontakte zu meiden, zu Hause zu bleiben und die Ruhe des Wohnzimmers zu genießen und dadurch zur Eindämmung der Pandemie beizutragen. Doch diese Perspektive passe nicht zusammen mit dem Tagesevangelium. Hier träfen zwei ganz unterschiedliche Strategien der Krisenbewältigung aufeinander. Dort heißt es: „Seid wachsam!“ Jesus spreche von Aufmerksamkeit und Wachsamkeit. Er, so Kohlgraf, wolle nicht, wenn er einmal vor Gottes Richterstuhl stehe, auf dessen Frage: „Was hast du in deinem Leben gemacht?“, antworten müssen: „Ich habe mein Leben auf der Couch verbracht“.

Ein junger Gottesdienstteilnehmer durfte die erste Kerze am Adventskranz entzünden (Foto: Brehm)

Antonin, ein junger Gottesdienstteilnehmer, durfte die erste Kerze am Adventskranz entzünden (Foto: Brehm)

Bischof Kohlgraf: „Werden wir Menschen des Trostes und der Hoffnung! Lassen wir uns nicht anstecken von manchem Wahnsinn, der irgendetwas verkündet was derzeit angeblich los ist. Christen sollen Menschen des Trostes und der Hoffnung sein!“ (Foto: Brehm)

Bischof Kohlgraf: „Werden wir Menschen des Trostes und der Hoffnung! Lassen wir uns nicht anstecken von manchem Wahnsinn, der irgendetwas verkündet was derzeit angeblich los ist. Christen sollen Menschen des Trostes und der Hoffnung sein!“ (Foto: Brehm)

Während seiner eigenen Quarantäne nach einem Kontakt mit einem Coronainfizierten gleich zu Beginn der Pandemie im März habe er gespürt: Herumlümmeln – und das sei auch im geistlichen Sinn gemeint – sei keine Zeit, die ihn erfüllen würde. Daher habe er versucht, seinem Tag einen festen Rhythmus zu geben. Durch Gebet und Lesen sei ihm deutlich geworden, wie viel Qualität Wachsamkeit ins Leben bringe. Dabei habe er drei Dinge neu schätzen gelernt:

Die Bedeutung von Gemeinschaft und Beziehung

Der Mensch sei auf Gemeinschaft angewiesen. Das machten die Einsamen in Altenheimen und Krankenhäusern mehr als deutlich, die nur unter großen Hürden besucht werden dürften. Papst Franziskus habe in seiner neuen Enzyklika „Fratelli Tutti“ über die Freundschaft und Solidarität sogar auf den Wert der universellen Freundschaft hingewiesen. Freundschaft zu entwickeln über unseren kleinen Kreis hinaus, sogar mit Menschen, die wir nicht kennen.

Gerade der Advent nehme verschiedene Facetten von Beziehungen in den Blick, auch und besonders die Beziehung zu Gott. An jeder Beziehung müsse man arbeiten, so auch an der Beziehung zu Gott. Hilfreich wären da zum Beispiel Schriftlesungen, Gebet und Besuche von Gottesdiensten. Er für sich merke – so Bischof Kohlgraf – er wolle nicht und er könne nicht ohne diesen Gott leben.

Die Bedeutung von Nähe

Ein zweiter Punkt sei die Bedeutung von Nähe. In der Pandemie präge der Abstand das Verhältnis der Menschen untereinander. Die Kirche lebe aber von Nähe, besonders auch bei den Sakramenten. „Wo uns menschliche Nähe im Moment nicht möglich ist, gilt es gerade diese Sakramente als Zeichen der Nähe neu wertzuschätzen“, so der Mainzer Bischof. Die Nähe, die Gott den Menschen im eucharistischen Mahl schenke, sei näher, als Menschen sich nahe sein könnten.

Trost und Hoffnung, den der Glaube schenkt

Das Dritte, was er in dieser Zeit neu schätzen lerne, seien der Trost und die Hoffnung, die der Glaube schenke. Paulus schreibe in seinen Briefen immer wieder: Tröstet einander. „So wie Gott uns tröstet, so müssen wir einander trösten!“, so Kohlgraf. Unsere Aufgabe sei es, wachsam zu sein für die Menschen, die Trost bräuchten. „Werden wir Menschen des Trostes und der Hoffnung! Lassen wir uns nicht anstecken von manchem Wahnsinn, der irgendetwas verkündet was derzeit angeblich los ist. Christen sollen Menschen des Trostes und der Hoffnung sein!“

Unabhängig von den merkwürdigen Wochen der Pandemie, seien Christen in der Adventszeit auf wesentliche christliche Haltungen hingeführt: die Haltung der Wachsamkeit, die aber auch konkret werden müsse, in  Gemeinschaft und Beziehung, in der Nähe im Alltag und im geistlichen Leben. „Ich nehme mit, dass ich lieber wachsam bin im Sinne Jesu, weil mein Leben dadurch sinnvoll wird, als die nächsten Wochen und Monate auf dem Sofa zu sitzen.“


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