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21. Oktober 2020 | Rund ums Urheiligtum | 

Für die Kirche am neuen Zeitenufer - Vortragsabend mit Prof. Dr. Manfred Gerwing, Eichstätt


Prof. Dr. Manfred Gerwing, Ordinarius am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt, spricht über das Kirchenbild Josef Kentenichs im Bundesheim, Schönstatt, Vallendar (Foto: Carla Belen Ojeda)

Prof. Dr. Manfred Gerwing, Ordinarius am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt, spricht über das Kirchenbild Josef Kentenichs im Bundesheim, Schönstatt, Vallendar (Foto: Carla Belen Ojeda)

Werner Philipps/Sr.M.L.R. „Das war ein Feuerwerk der Gedanken Pater Kentenichs über die Kirche!“, meinte eine Teilnehmerin am Ende des Vortragabends und der sich anschließenden Diskussion mit Prof. Dr. Manfred Gerwing, Eichstätt, am 15. Oktober 2020 im Bundesheim, Schönstatt. „Jetzt können wir das Wesentliche über die Kirche auf den Daumennagel schreiben“, war das Fazit eines anderen Teilnehmers.

Tatsächlich gelang Prof. Dr. Manfred Gerwing, Ordinarius am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt, in 45 Minuten ein Durchgang durch die Schönstattgeschichte, von der Gründung des Schönstattwerks bis zum Heimgang Pater Kentenichs. In sieben Thesen zeichnete er das neue Kirchenbild, für das Josef Kentenich zeitlebens alle Kraft und Liebe einsetzte.

Wer die Kirche erneuern will, muss durch und durch zur Kirche gehören.

Josef Kentenich war ein Mann der Kirche, er lebte seinen priesterlichen Dienst total. Die Kirche steht und fällt immer mit dem Christusbekenntnis und den Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, denen der sensus fidei, der Glaubenssinn, gegeben ist, und durch die der consensus fidelium, die Übereinstimmung aller im Glauben, gelingt.

Etwa 20 Personen haben an dem Vortragsabend teilgenommen (Foto: Carla Belen Ojeda)

Etwa 20 Personen haben an dem Vortragsabend teilgenommen (Foto: Carla Belen Ojeda)

Die Liebe zur Kirche hat Josef Kentenich angetrieben. „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5, 14), ist das Motto der Apostolischen Bewegung von Schönstatt von 1919 an. Es geht um das Heil des Menschen, um die Gemeinschaft mit Gott.

Pater Kentenich setzte auf die Tugend der Hoffnung, sein Kirchenbild ist zukunftsorientiert. Er selbst durchlitt die geistige Not des modernen Menschen und gab Zeugnis von seiner eigenen Erfahrung: Maria half ihm aus den Glaubenszweifeln herauszukommen. Er erinnerte zeitlebens an das Wort Pius XI.: Es gibt keinen sichereren und leichteren Weg zu einer lebendigen Christusbeziehung als Maria.

Ohne Maria geht es nicht!

In Maria haben die Sendung und die Vollendung der Kirche einen sichtbaren Ausdruck gefunden. Sie ist mitbeteiligt. In Ausdrücken wie „Herz der Kirche“ und „Mutter der Kirche“ wird dies greifbar. Durch und mit Maria will Pater Kentenich aus den Kraftquellen, die in den tieferen Gründen der Kirche entspringen, schöpfen. Im Jünger, den Jesus liebte, ist jeder Getaufte gemeint. Wenn Maria die Mutter aller Christen ist, dann werden sie füreinander Geschwister und so entsteht ein neues Miteinander, eine neue Gemeinschaft.

Vaterschaft und Väterlichkeit

Pater Kentenich stellt die Tradition der Kirche nicht in Frage. Er versteht, dass väterliche Autorität einen familienhaften Gehorsam fordert und fördert, denn der Glaube kommt vom Hören (Rom 10,17). Im Schönstattwerk, im Aufbau der Kerngemeinschaften in freie und offizielle Gemeinschaften, wird sichtbar, wie die neue Kirche aussehen muss. Synodale Strukturen waren für Josef Kentenich selbstverständlich. Freilich muss die Kirche immer eine demütige Kirche sein, eine Kirche, die ihren Halt in Gott findet und sich ganz seiner Fürsorge anvertraut, und die gleichzeitig die Welt durchdringt und die Seele der Weltkultur wird.

Ohne Geist geht es nicht

Es ist der Hl. Geist, der die Kirche hervorbringt. So wie die von Christus angenommene Menschennatur dem Göttlichen dient, so dient das gesellschaftliche Gefüge dem Heiligen Geist. Maria ist die erste, die sich ganz dem göttlichen Logos geöffnet hat. Das christologische Moment muss durch das marianische Geöffnet sein für den Hl. Geist ergänzt werden. Josef Kentenichs Kirchenverständnis ist trinitarisch fundiert und pneumatologisch zentriert.

Auf den Fingernagel geschrieben

Die Kirche ist dazu da, das Wort Gottes weiterzugeben - das ist der marianische Vorgang.

Ist die Kirche heute der Titanic zu vergleichen, dem Ozeanriesen, auf dem 2200 Passagiere innerhalb von drei Stunden im eiskalten Meer untergingen? Nein, Reform der Kirche bedeutet nicht, ein paar Liegestühle auf dem untergehenden Schiff anders zu platzieren. Die Kirche ist göttlichen Ursprungs. Wenn man auf Josef Kentenich hört, dann gilt: „Mit Maria hoffnungsfreudig und siegesgewiss in die neueste Zeit!“ (7.9.1968). Dass es dabei immer wieder durch die Nacht von Golgotha gehen wird, zeigt die Lebensgeschichte des Schönstattgründers und seiner Gründung, bis heute.


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