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18. März 2020 | Worte des Bewegungsleiters | 

Bündnisfeier und Corona – Einladung zu einer tieferen Verbundenheit


Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

die Schönstatt-Bewegung begeht an jedem 18. des Monats den Bündnistag.

Die Überschrift mit dem Wort „Einladung“ kann irritieren. Jetzt ist ja alles anders als sonst. Normalerweise versuchen wir uns am 18. zu treffen: Gemeinsamer Gottesdienst, gemeinsame Erneuerung des Liebesbündnisses, Begegnungen, Gespräche …

Gebet in der Coronakrise

Aus unserer Bewegung erleben viele von uns beim Beten der Dachaugebete aus der Sammlung „Himmelwärts“, dass diese Gebete jetzt viel tiefer gehen. Die Gebete des Vertrauens auf Gott und die Gottesmutter in der bedrohlichen Situation von Dachau verstehen wir jetzt besser. Das folgende Gebet vereint jetzt viele Beter in unserem Land:

Herr, Du Gott des Lebens,
betroffen von der Corona-Epidemie kommen wir zu Dir.
Wir beten für alle, deren Alltag jetzt massiv belastet ist
und bitten um Heilung für alle Erkrankten.
Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden.
Tröste jene, die jetzt trauern, weil sie Tote zu beklagen haben.

Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie,
und allen Pflegenden Kraft in ihrer extremen Belastung.
Gib den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen.
Dankbar beten wir für alle, die mit ihren vielfältigen Diensten
die Versorgung und Sicherheit unseres Landes aufrechterhalten.

Wir beten für alle, die in Panik sind oder von Angst überwältigt werden.
Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden erleiden oder befürchten.
Besonders denken wir an Personen und Orte, die unter Quarantäne stehen,
und an alle, die sich einsam fühlen und niemanden an ihrer Seite haben.
Heiliger Geist tröste die alten und pflegebedürftigen Menschen,
berühre sie mit Deiner Sanftheit und gib ihnen die Gewissheit,
dass wir trotz allem miteinander verbunden sind.

Von ganzem Herzen bitten wir, dass die medizinischen Einrichtungen
auch weiterhin den übermäßigen Anforderungen entsprechen können.
Wir beten, dass die Zahl der Infizierten und Erkrankten abnimmt
und hoffen auf eine baldige Rückkehr zur vertrauten Normalität.
Sehnsuchtsvoll bitten wir um eine weltweite Eindämmung der Krankheit.

Guter Gott, mache uns dankbar für jeden Tag, den wir gesund verbringen.
Lass uns nie vergessen, dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist.
Wir sind sterbliche Wesen und müssen unsere Grenzen akzeptieren.
Du allein bist ewig, Ursprung und Ziel von allem – immer liebend.
Gemeinsam und im Vertrauen auf Deine Hilfe werden wir die Krise bestehen.

Jesus, Du Herr und Bruder aller Menschen,
Deine Gegenwart vertreibt jede Furcht, sie schenkt Zuversicht
und macht uns offen füreinander – aufmerksam und achtsam.
Dein Herz ist gütig und demütig, eine erfrischende Quelle des Friedens.
Jesus, wir vertrauen auf Dich!

Heilige Maria, Mutter unseres Herrn, und alle heiligen Frauen und Männer,
Nothelfer und Schutzpatrone unseres Landes, bittet für uns!
Amen.

(Dieses Gebet hat mehrere Stationen hinter sich. Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg hat ein Gebet veröffentlicht, das von Bischof Hermann Glettler, Innsbruck, erweitert wurde)


DOWNLOAD: Gebet in der Coronakrise (pdf)

Jetzt geht es nicht auf diese Weise. In wenigen Tagen wurden viele Maßnahmen und Empfehlungen wirksam, um Versammlungen zu vermeiden. Begegnungen, in denen eine Ansteckung mit dem neuen Coronavirus grundsätzlich möglich ist, werden auf vielfältige Weise reduziert und abgesagt.

Das ganze gewohnte soziale Leben ist davon betroffen: Schließungen von Kindergärten und Schulen, Absagen von Sport- oder politischen Veranstaltungen, auch die Kirchen reagieren und laden statt zu gemeinsamen Gottesdiensten zu mehr persönlichem Gebet ein. Kirchen sind zwar offen, aber jeder soll dort als Einzelner Raum haben, und Begegnungen sollen auf das seelsorglich Notwendige reduziert werden.

Gottesdienste über das Internet und geistliche Impulse finden sich auf vielen Internet-Angeboten von Gemeinden und Diözesen. Das Schönstatt-Zentrum Marienfried in Oberkirch lädt zu einem täglichen Online-Gebet um 15.00 Uhr ein. Texte zum Mitbeten finden sie hier.

Könnten die Bündnisgottesdienste im März und im April nicht zu den größten Bündnisfeiern werden?

Die innere Verbundenheit macht unsere Schönstattheiligtümer aus. Erst aus dem Liebesbündnis von Vielen entsteht überhaupt ein Heiligtum. Die Gebete und Beiträge jedes Einzelnen sind das Unterpfand der bleibenden Wirksamkeit und Fruchtbarkeit.

Sie alle können die Erneuerung des Liebesbündnisses, das im Urheiligtum stellvertretend gebetet wird, gleichzeitig über schoenstatt-tv miterleben und mitbeten, und zwar gemeinsam zur üblichen Zeit:
am 18. um 19.30 Uhr.
Die Gebete können Sie sich als Textdatei hier herunterladen.

Dieses vereinzelte und doch gemeinsame Liebesbündnis wäre ein besonderer Ausdruck der inneren Solidarität. Ist es nicht beeindruckend, wie solidarisch Menschen bereit sind, die Einschränkungen anzunehmen und mitzumachen?

Im März liegt der Festtag Verkündigung des Herrn, der den Beginn der Menschwerdung Christi und Marias Jawort im Geheimnis der Menschwerdung – neun Monate vor dem Weihnachtsfest – feiert. „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“ ist die Einleitung zu dem Gebet, das diesen Moment der Heilsgeschichte zu einem täglichen Tagzeitengebet hat werden lassen.

Die jetzige Situation hat so viele Aspekte und Ungewissheiten, dass keiner aus einer darüberstehenden Perspektive Klarheit und Sicherheit hat. Bei einer politischen Diskussion brachte einer der Teilnehmer dies zum Ausdruck. „Wir werden uns irren“, war seine Einsicht, und dass man nur sein Bestes versuchen kann, aber vielleicht im Nachhinein manches anders wird einschätzen müssen. Ohne gegenseitigen Vorwurf diese Unsicherheit gemeinsam eingestehen können, ist im heutigem Diskussionsklima schon etwas Besonderes.

Auch ein gläubiges Suchen nach dem „Engel des Herrn“ in dieser Situation spürt die Unsicherheit

Das macht ja ein gläubiges Fragen aus, dass man eben keine Wissenssicherheit hat. Vielleicht liegt jedoch ein Stück Antwort darin, dass ich mitten in der unübersichtlichen Lage nicht aufhöre, immer wieder neu auf die Anregungen des Heiligen Geistes im eigenen Herzen zu hören: dass ich eine Anregung zum Gebet befolge und Stille suche; oder eine Anregung zu einem Telefonkontakt mit jemandem, der mir in den Sinn kommt, nicht wegwische; oder die Einschränkungen der Situation als Einladung erkenne, dass Gott mir Möglichkeiten für meine Fastenzeit zeigt; oder dass ich dankbar sein kann für Gesundheit oder Hilfe von anderen; oder dass ich ganz persönlich entdecke, dass in der Situation für mich eine besondere Möglichkeit liegt zur Buße, zur Umkehr, zu einer spürbaren Bereitschaft, den Leidensweg Jesu mitzugehen. Gebet und Fasten ist immer wieder eine besondere Aufforderung in der Heiligen Schrift.

Durch eine solche Bereitschaft, sich im Alltag vom Heiligen Geist führen zu lassen, werden die tieferen Quellen unseres Glaubens lebendig.

Praktische Solidarität

Immer wieder geht mir die Herausforderung für unsere Schönstatt-Zentren durch den Kopf. Alle Verantwortlichen spüren die Finanzierungsfrage als eine andauernde Last, und der Ausfall von Einnahmen wird jetzt existenzbedrohend. Mit Mangel und finanzieller Schwäche und gleichzeitiger gläubiger Überzeugung und Solidarität sind die Zentren entstanden. An vielen Orten ist die Gottesmutter wirksam geworden und ein Heiligtum entstanden. Vielleicht brauchen die Zentren, die aus der Kraft des Liebesbündnisses in einem engagierten Zusammenwirken entstanden sind, heute wieder dieses Zusammenwirken im Liebesbündnis. Menschen, die konkret und praktisch wollen, dass „unser Heiligtum und unser Zentrum“ weiterwirken soll. Und das in einer Situation, wo alle im Beruf oder in der Familie die finanziellen Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen.

Praktische Solidarität hat aber ganz sicher auch ein nachbarschaftliches Gesicht. Das kann ältere Menschen in der Nähe betreffen, die Hilfe brauchen. Oder es geht dabei um die Beziehungsnetze aus dem Berufs- oder Freundeskreis, wo sich nur noch wenig äußere, alltägliche Kontakte ergeben. Interesse am anderen kann viele Wege finden. Viele haben sich inzwischen schon gegenseitig Fotos von ihrem Hausheiligtum zugeschickt, um die geistliche Verbundenheit sichtbar zu machen. Instagram und WhatsApp machen’s möglich. Was für ein Geschenk, dass uns so viele technische Kommunikationswege zur Verfügung stehen.

Zeiten der Trennung waren Zeiten eines besonderen Miteinanders

Es ist eine Botschaft unserer Schönstattgeschichte, dass die Zeiten der langen Trennung Pater Kentenichs von seinem Wirken für seine Gründung und von den Menschen, die ihm ganz persönlich am Herzen lagen, zu den Zeiten wurden, in denen die innere Verbundenheit tiefer wurde und eine besondere geistliche Qualität bekam. „Glaube an die Realität der Schicksalsverwobenheit“ als Gnadenwirklichkeit im Liebesbündnis waren die Kraftquelle in der Zeit der Gefangenschaft im Konzentrationslager. Und die Trennung von seinem Werk in den 14 Jahren seiner Zeit in Milwaukee, USA, hat Schönstatt die geistlichen Quellen seiner Einheit und seiner Lebendigkeit in einzigartiger Weise erleben lassen: Das Liebesbündnis mit Maria, die weltweite Vervielfältigung des Ur-Heiligtums an vielen Orten und in vielen Häusern und die Verbundenheit mit dem Gründer und seiner Sendung.

Unsicherheiten verlangen ein bewussteres Sich-Verankern in dem, was unserem Leben Fundament und Horizont gibt. Viele Gebete aus der Zeit der Gefangenschaft bringen dieses Sich-Festmachen im gläubigen Vertrauen zum Ausdruck, so wie dieser Ausschnitt aus einem der Dachau-Gebete, das an die Gottesmutter gerichtet ist:

Und voll Vertrauen
will nur ich schauen,
des Vaters Willen
treu zu erfüllen,
ob's Weltgericht
herein auch bricht.

Er wird mich leiten
durch Dunkelheiten,
trotz aller Wirren
mich heimwärts führen
an deiner Hand
ins Vaterland.
(„Himmelwärts“ S. 144 f.)

Ich freue mich, dass wir gemeinsam und ich auch stellvertretend im Urheiligtum die Erneuerung des Liebesbündnisses feiern dürfen.

Gottes Segen für Sie alle, Ihre Familien und für unsere ganze Welt

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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