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10. Februar 2020 | Deutschland | 

Christentum ist keine Wellnesveranstaltung - Bischof Gebhard Fürst spricht beim politischen Montagsgebet im Rottenburger Schönstatt-Zentrum Liebfrauenhöhe


Bischof Dr. Gebhard Fürst beim "politischen Montagsgebet" in der Krönungskirche des Schönstattzentrums Liebfrauenhöhe, Ergenzingen, Diözese Rottenburg-Stuttgart (Foto: DRS/Moser)

Bischof Dr. Gebhard Fürst beim "politischen Montagsgebet" in der Krönungskirche des Schönstattzentrums Liebfrauenhöhe, Ergenzingen, Diözese Rottenburg-Stuttgart (Foto: DRS/Moser)

Gregor Moser. In der Reihe „Politische Montagsgebete“ in Ergenzingen-Liebfrauenhöhe fordert der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dr. Gebhard Fürst, vor gut 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine klare Position gegen Sarkasmus, Rücksichtslosigkeit und Hass. Das Eintreten für eine solidarische und demokratische Gemeinschaft sei für Christen das Gebot der Stunde. Eine solche Haltung sei heute umso bedeutsamer und drängender, als dass sich die Demokratie in ihrer schwersten Krise seit 1945 befindet, sagte Bischof Fürst am 3. Februar 2020 anlässlich seines Vortrags in der Reihe „Politische Montagsgebete“ in der Krönungskirche des Schönstattzentrums.

Der Kirchenchor aus Herrenberg unter der Leitung von Marianne Aicher übernahm die musikalische Umrahmung der Veranstaltung (Foto: DRS/Moser)

Der Kirchenchor aus Herrenberg unter der Leitung von Marianne Aicher übernahm die musikalische Umrahmung der Veranstaltung (Foto: DRS/Moser)

„Das Christentum ist keine Wellnessveranstaltung zur Erzeugung bloß privater Glücksgefühle“, betonte der Bischof vor den rund 350 Besuchern. „Es ist der biblische Auftrag, die Erde zu bebauen und die Welt zu gestalten. Das Reich Gottes, seinen Frieden und seine Gerechtigkeit nicht erst im Jenseits zu erwarten, sondern schon hier damit anzufangen.“ Doch autoritäres Denken, das wider dem demokratischen Interessensausgleich einen vermeintlichen Volkswillen beschwört, sei auf dem Vormarsch, bedauerte Fürst und kritisierte eine, wie er festhielt, „populistische Grundstimmung im Land“: „Die großen und kleinen Vereinfacher und Verführer sind unterwegs“, sagte er. Die Kommunikation mit Menschen außerhalb der eigenen Filterblase werde zunehmend vermieden und die Zunahme von Rassismus und Antisemitismus seien die Folge. Entwicklungen, die zum Anschlag auf die Synagoge in Halle, zum Mord am Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sowie zu den Schüssen und der Todesdrohung gegen den Hallenser SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby geführt hätten.


Bischof Fürst verwies darauf, dass Demokratie und Christentum zusammengehören. Das Christentum und die christliche Soziallehre lieferten die Basis für den Gedanken universal geltender Menschenrechte und für eine soziale Politik. Es müsse so zum Erkennungszeichen von Christen werden, sich klar gegen Sarkasmus, Rücksichtslosigkeit und Hass zu stellen. „So werden Christinnen und Christen in der Welt erkennbar und so können sie diese durch ihre Haltung bereichern“, sagte der Bischof.

Freude über die Zusage von Bischof Fürst

Beatrix Oberle vom Orga-Team der politischen Montagsgebete freute sich, dass der Bischof der Diözese als Referent gewonnen werden konnte. "Uns ist klar, dass er viel zu tun hat", betonte Oberle. Seine Zusage sei für die noch mitwirkenden Initiatoren der Montagsgebete rund um Familie Präg und Oberle sowie Schwester Monika, Schönstätter Marienschwester, ein wichtiges Zeichen, eine Wertschätzung der Arbeit.

Nächstes politisches Montagsgebet am 2. März

Das Montagsgebet am 2. März wird von Ministranten gestaltet, die im vergangenen Jahr ihre Firmung feierten. Ihr Thema: "Sich als Christ outen". Von Altersgenossen werden Jugendliche Christen häufig schräg angeschaut, wenn sie sich heute als Ministrant betätigen und in der Kirche engagieren. Die jungen Leute wollen zu dieser Frage informieren und sensibilisieren. "DinInima" (rumänisch "Von Herzen") aus Eutingen wird das politische Montagsgebet im März musikalisch mitgestalten.

Zum Hintergrund

Die Reihe der Politischen Montagsgebete lädt seit 2017 regelmäßig in die Krönungskirche auf der Liebfrauenhöhe in Rottenburg-Ergenzingen. Veranstalter ist eine unabhängige, überparteiliche und konfessionsübergreifende Initiative von Christen. Ihre Anliegen sind die Stärkung der Demokratie sowie das Eintreten für eine vielfältige Gesellschaft, für die Unantastbarkeit der Menschenwürde, für eine ehrliche Dialogbereitschaft und für politische Entscheidungen zugunsten aller. Zu den Gastreferenten gehörten unter anderem Erwin Teufel, Boris Palmer, Michael Theurer und Volker Kauder.

Quelle: Presseinformation des Bistums Rottenburg-Stuttgart

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