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19. Januar 2020 | Rund ums Urheiligtum | 

Bischof Overbeck fordert in Schönstatt für den synodalen Weg eine „konstruktive Konfliktkultur in der Schule von Nazareth“


Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck predigte am Bündnistag im Januar 2020 in der Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck predigte am Bündnistag im Januar 2020 in der Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Hbre. Für den am Ende der übernächsten Woche in der katholischen Kirche in Deutschland beginnenden sogenannten synodalen Weg seien die Grundhaltungen „Stille“, „Gebet“ und „Hören“, wie sie Papst Paul VI. kurz nach seiner Wahl zum Papst einmal bei einer Predigt in Nazareth formuliert habe, von entscheidender Bedeutung. Das machte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in seiner Predigt beim Bündnisgottesdienst der Schönstatt-Bewegung am 18. Januar 2020 in der Pilgerkirche in Schönstatt, Vallendar, deutlich.

Eine Schule der Stille, des Betens und des Hörens

Bevor Jesus im letzten kurzen Abschnitt seines Lebens zu seiner großen öffentlichen Sendung aufgebrochen sei, habe er viele Jahre lang mit Maria und Josef in der „Schule von Nazareth“ verbracht. Paul VI. habe in seiner Predigt empfohlen, selbst in der Schule von Nazareth zu lernen: „Es war eine Schule der Stille, des Betens und des Hörens“. Das weihnachtliche Geheimnis in den Alltag des Christseins zu übersetzen bedeute, so Bischof Overbeck, „in einer oft lauten, von vielen Bildern durchsetzten Welt, Menschen zu sein, die die Stille wertschätzen, die sie übrigens auch aushalten - was gar nicht immer leicht ist - und sie als einen Ort des Gebetes entdecken.“ Dabei sei es wichtig, Klarheit darüber zu haben, „dass Beten Empfänglichkeit voraussetzt und nicht die Bestätigung dessen, was uns im Herzen liegt und worauf wir hoffen, dass es so kommt, wie wir es wünschten.“

Die Pilgerkirche ist noch weihnachtlich geschmückt (Foto: Brehm)

Die Pilgerkirche ist noch weihnachtlich geschmückt (Foto: Brehm)

Über 500 Personen haben den Gottesdienst mitgefeiert (Foto: Brehm)

Über 500 Personen haben den Gottesdienst mitgefeiert (Foto: Brehm)

Wie immer wurde der Bündnistag in internationaler Verbundenheit mit Schönstättern in der ganzen Welt gefeiert (Foto: Brehm)

Wie immer wurde der Bündnistag in internationaler Verbundenheit mit Schönstättern in der ganzen Welt gefeiert (Foto: Brehm)

Bischof Overbeck segnete auch den neuen Krug, der seinen Platz im Urheiligtum hat und in dem Anliegen und "Beiträge zum Gnadenkapital" der Besucher gesammelt werden (Foto: Brehm)

Bischof Overbeck segnete auch den neuen Krug, der seinen Platz im Urheiligtum hat und in dem Anliegen und "Beiträge zum Gnadenkapital" der Besucher gesammelt werden (Foto: Brehm)

Eine konstruktive Konfliktkultur leben

Wenn er im Blick auf den synodalen Weg gefragt werde: „Bischof, was glaubst du eigentlich, was dort sein wird?“, erinnere er sein Gegenüber gerne daran, „dass es so sein wird, wie in einer Familie. Die Familie ist ja die Schule von Nazareth! Eine Schule, in der man lernt, auch mit Gegensätzen zu leben. Sonst würden ja alle Familien auseinanderfallen. Eine Schule, in der hoffentlich geübt wird, Versöhnung von scheinbar Entgegengesetztem zu praktizieren“, so der Essener Bischof. Auch wenn man heute nicht viel darüber wisse, wie es in der Schule von Nazareth war, so wisse man das doch sehr wohl vom eigenen Zuhause. Und da habe sich gezeigt, „dass wir im Frieden miteinander nur dann leben, auch wenn wir nicht mehr einer Meinung sein können, es vielleicht auch nicht werden, wenn - modern ausgedrückt - eine konstruktive Konfliktkultur gelebt wird.“

Das bedeute, dass alle Beteiligten in der Kirche gerade noch einmal neu entdecken müssten, „was uns von innen her zutiefst verbindet.“ Das gelte im Blick auf das Nachdenken über die Frage von Macht und Gewalt in der Kirche, aber auch über die Fragen des priesterlichen Lebens und der priesterlichen Sendung. Das gleiche gelte aber auch für die vielen Fragen im Umgang mit Partnerschaft und Sexualität und schließlich auch im Blick auf die Frage der Geschlechtergerechtigkeit und damit auch im Blick auf die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche. „Ich bin der Überzeugung, wir sollten den nächsten Schritt gehen. D.h. konstruktiv eine Konfliktkultur üben, die anerkennt, dass das Hören - und das gehört ja zur Schule von Nazareth – ein Segen ist für den nächsten Schritt, bei der Klärung von wichtigen Fragen, von denen wir heute noch gar nicht wissen, wie das Resultat aussehen soll“, so Overbeck.

Beieinander bleiben

Stille, Gebet und Hören auf der Grundlage des Willens, konstruktiv Konflikte auszutragen und sie nicht in Rechthaberei ausarten zu lassen, könnten der Kirche helfen, ihren Weg in die Zukunft weiterzugehen. Dabei sei es ein ganz hohes Gut, „dass wir in der Kirche wie auch in den Familien, in denen wir leben, beieinander bleiben“. Von Nazareth sei nicht viel bekannt, aber gesichert sei, dass Maria, Josef und Jesus lange beieinander geblieben seien. „Manchmal denke ich, wenn es ein nach außen scheinbar geglücktes Familienleben gibt - und hoffentlich auch von innen: was für ein Glück, was für ein Segen beieinander zu sein, auch wenn unterschiedliche Mentalitäten, unterschiedliche Meinungen, unterschiedliche Ansichten ausgehalten werden müssen.“

Der Bündnisgottesdienst im Januar, musikalisch von einer Schwesternschola mitgestaltet, war wie immer auch Abschluss der jährlich stattfindenden Aktion „10 Minuten an der Krippe“ und endete mit einer Prozession zum Urheiligtum. Dort wurden Tausende von „Sternenzettel“ (Zettel mit Namen und Anliegen der Besucher) im Bündnisfeuer verbrannt, die von den Besuchern der 10 Minuten den Schönstätter Marienschwestern zum Gebet anvertraut worden waren. Zum Abschluss der Feier erteilte Bischof Overbeck den Anwesenden und allen auf der ganzen Welt, die durch die Internet-Live-Übertragung von www.schoenstatt-tv.de mit dem Urheiligtum in Schönstatt verbunden waren, den Abendsegen.


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