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18. Oktober 2019 | Rund ums Urheiligtum | 

Schönstatt-Tag: Gott handelt hier und heute – nur nicht immer so, wie wir es erwarten


Das Bündnisfeuer brennt bei der Liebesbündnisfeier am 18. Oktober 2019 am Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Das Bündnisfeuer brennt bei der Liebesbündnisfeier am 18. Oktober 2019 am Urheiligtum in Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Hbre. Mit einer internationalen Bündnisstunde, einer Prozession zum Urheiligtum und der Liebesbündnisfeier am Urheiligtum fand der 105. Bündnistag der Schönstatt-Bewegung seinen Abschluss. Der Himmel hatte ein Einsehen und außer einem fünfminütigen Sturm mit heftigem Regenschauer in der Mittagszeit gab es sogar längere Phasen mit Sonnenschein, sodass die über 800 Besucher, Pilger, Mitglieder und Freunde Schönstatts einen erlebnisreichen Schönstatt-Tag unter dem neuen Jahresmotto der Schönstatt-Bewegung Deutschland „Der Geist Gottes wohnt in eurer Mitte (1 Kor 3,16) – Klima wandeln“ genießen konnten.

International verbunden wurde der Schönstatt-Tag gefeiert - Die Fahnen von vielen Ländern wurden auf dem Prozessionsweg zum Urheiligtum mitgetragen (Foto: Brehm)

International verbunden wurde der Schönstatt-Tag gefeiert - Die Fahnen von vielen Ländern wurden auf dem Prozessionsweg zum Urheiligtum mitgetragen (Foto: Brehm)

Die Liebe Christi drängt zu apostolischem Handeln

Fast hätte man meinen können, dass das zentrale Stichwort „Apostelzeit“ aus dem Motto des zu Ende gehenden Jahres, Pate stand für die Choreographie der internationalen Bündnisstunde, über der das biblische Wort stand: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14). Doch dieses Wort ist das Kernwort der Begegnung in Hörde, bei der vor 100 Jahren junge Männer beschlossen haben, das apostolische Feuer, das sie aus dem Liebesbündnis empfangen hatten, in die Welt hinaus zu tragen und aus Schönstatt eine apostolische Bewegung zu machen. Wie sich das bis heute auswirkt, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in beeindruckenden Zeugnissen aus Paraguay (ein Resozialisierungsprojekt im „Haus der Gottesmutter“ beim Schönstatt-Heiligtum von Tuparenda), Deutschland (Erfahrungen mit den missiones, die vor kurzem in Bocholt zu Ende gegangen sind) und Spanien (Zeugnis einer Familie, aus der sich zwei Töchter für den Weg des geweihten Lebens entschieden haben) erfahren. Dass bei der Liebesbündnisfeier am Urheiligtum sich alle Anwesenden in einem Moment der Stille fragen sollten, zu welcher apostolischen Handlung sie sich in diesem Jahr von der Liebe Christi gedrängt fühlen, war auf der Folie der vorangegangenen Zeugnisse eine durchaus herausfordernde Frage.

Apostolat: Weitergeben von dem, was in uns brennt (Foto: Brehm)

Apostolat: Weitergeben von dem, was in uns brennt (Foto: Brehm)

Zeugnis zum Thema "missiones": Schwester M. Anrika Dold (Foto: Brehm)

Zeugnis zum Thema "missiones": Schwester M. Anrika Dold (Foto: Brehm)

Doch Anregungen für ganz konkretes apostolisches Handeln gab es an diesem Tag in Fülle. Nicht nur aus den Lebensbeispielen von Gertraud von Bullion, Pater Franz Reinisch und Pater Josef Kentenich oder aus den Angeboten zum Thema Liebesbündnis und zur „Hörde-Tagung“. Es war vor allem auch Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda, der dem zentralen Gottesdienst des Tages in der Pilgerkirche am Morgen als Hauptzelebrant vorstand, der den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern jede Menge Denkanstöße im Blick auf das neue Jahresmotto mit seinem zentralen Stichwort „Klima wandeln“ und sich daraus ergebenden apostolischem Handeln mit auf den Weg gab.

Ein Bündnistag verbunden mit „Friday for future“ und der Amazonassynode

„Der Bündnistag heute macht uns darauf aufmerksam“, so Bischof Gerber, „dass die entscheidenden Wachstumsschritte Schönstatts nicht in der Abendbrise erfolgten, sondern im rauen Klima des Ersten Weltkrieges, sowie der Dachau- und der Milwaukeezeit.“ Seine Frage „Sollten wir also Angst haben vor rauem Klima und vor heißen Perioden auch in unserer Kirche?“ provozierte. Und auch sein Hinweis darauf, dass die Feier des Bündnistages an diesem Freitag zusammen falle mit den „Friday for future“-Demonstationen der jungen Generation, die damit ihre Sorge um das Klima der Zukunft zum Ausdruck bringe, konnte durchaus als Hinweis verstanden werden, im Bemühen um eine Verbesserung des zwischenmenschlichen Klimas in Kirche und Gesellschaft, Aufmerksamkeit und Engagement für den globalen Klimawandel nicht zu vernachlässigen.

Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda (Foto: Brehm)

Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda (Foto: Brehm)

Schönstatt-Pater Pablo Pol, Rektor des Urheiligtums bei der Liebesbündnisfeier (Foto: Brehm)

Schönstatt-Pater Pablo Pol, Rektor des Urheiligtums bei der Liebesbündnisfeier (Foto: Brehm)

Dieser 105. Bündnistag stehe auch in einer besonderen Verbundenheit „mit den Teilnehmern der Amazonassynode, die nach dem Weg der Kirche nicht nur in dieser Region fragen.“ Das Wort „Klima wandeln“ falle in einer Zeit, in der die Kirche sehr intensiv in kontroversen Auseinandersetzungen herausgefordert sei. „Die Amazonassynode und der anstehende synodale Weg unserer Kirche in Deutschland weisen darauf hin. Diese Auseinandersetzungen müssen mehr sein als nur der Austausch von Befindlichkeiten, hier braucht es das ehrliche und differenzierte Ringen um theologische und anthropologische Argumente“, so der Fuldaer Bischof. Das gelte z.B. auch im Blick auf das Netzwerk „Maria 2.0“, mit dessen Positionierungen sich viele Mitglieder der Schönstatt-Bewegung schwertun würden, gerade weil sie im Blick auf die Mitverantwortung von Frauen in der Bewegung und die partnerschaftliche Leitung fundamental unterschiedlichen Erfahrungen gemacht hätten.

Notwendig sind „hören und verstehen wollende“ Gespräche

Deshalb wolle er die Schönstattfamilie und die Gliederungen der Bewegung z. B. dazu ermutigen, gerade in diesem Jahr des „Klima wandelns“ den unmittelbaren Austausch mit andersdenkenden in der Kirche zu suchen. „Laden wir bewusst Vertreterinnen von ‚Maria 2.0‘ oder ähnlicher Initiativen ein zum nächsten Provinztag, in eines unserer Gruppentreffen oder zur nächsten Tagung. Haben wir keine Scheu vor dem unmittelbaren Gespräch mit diesen Menschen“, so Bischof Gerber. In diesen Begegnungen gehe es insbesondere ums Hören, nicht ums Überzeugen. „Wo verweist mich mein Gegenüber auf einen Aspekt der Wirklichkeit, der mir bislang noch nicht bewusst war? Was für einen neuen Impuls nehme ich mit aus diesem Gespräch?“ Das könne zum Klimawandel in der Kirche beitragen, die seit ihren Anfängen immer wieder auch darunter leide, „dass Gruppen, die aus innerer Überzeugung unterschiedliche Ansichten vertreten, sehr schnell ein einseitiges Bild des Gegenübers zeichnen und dieses dann verurteilen.“ So habe es die Schönstatt-Bewegung selbst erlebt, wenn man an die Milwaukeezeit denke, aber auch aktuell, „wenn wir an die Erfahrungen denken, die manche von uns bis heute machen mit Menschen, die kaum bereit sind, ein allzu klischeehaftes Bild der Schönstattbewegung aufzugeben.“

Bischof Gerber abschließend: „In gewisser Weise sind wir Schönstätter also prädestiniert, um hier eine tiefe und ehrliche Form des Dialogs einzuüben. Tun wir dies aus einer gläubigen Sicht heraus, mit der tieferen Frage: Was will Gott mir, was will Gott uns sagen durch die Seelenstimmen der jeweils Anderen? Wir sind davon überzeugt, dass Gott hier und heute an uns handelt. Wir müssen wie Maria damit rechnen, dass dies auch wiederholt auf eine Art und Weise geschieht, wie wir es nicht erwartet haben.“

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Am Morgen war die Pilgerkirche mit gut 850 Personen gefüllt (Foto: Brehm)

Am Morgen war die Pilgerkirche mit gut 850 Personen gefüllt (Foto: Brehm)


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