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18. Oktober 2019 | Worte des Bewegungsleiters | 

Klima – eine allgegenwärtige und immer wirksame Macht


Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

Als die Delegiertentagung der deutschen Schönstatt-Bewegung im März dieses Jahres als Zentralwert die Aufgabe „Klima wandeln“ formuliert hat, habe ich nicht erwartet, wie allgegenwärtig das Thema Klima jetzt sein wird.

Ich freue mich, dass wir die Verantwortung für ein gutes Klima in seiner ganzen Breite als Stimme der Zeit gehört und benannt haben. Wie gut oder schlecht das Klima ist, bestimmt ganz stark, welche Schritte möglich sind. Das gilt für den politischen Bereich im Zusammenhang mit Wahlergebnissen, im Blick auf Europa und für internationale Beziehungen. Das ist ein Dauerthema im Blick auf die ökologischen Herausforderungen. Je bewusster uns Auswirkungen und Zusammenhänge klar werden, umso mehr merken wir die Ohnmacht punktueller Maßnahmen. Auch im Blick auf kirchliche Entwicklungen spüren wir, dass kritische Fragen, wachsende Unzufriedenheiten und deutlichere Polarisierungen das Klima der Diskussionen prägen.

Klima Maria (Text: Ludwig Güthlein)

Klima Maria (Text: Ludwig Güthlein)

Weil Klima und Stimmung schwer zu definieren und oft nicht so leicht zu greifen sind, unterschätzen wir oft die ungeheure Macht, die vom Klima ausgeht. Das Klima entscheidet über Gelingen und Misslingen. Es ist eine allgegenwärtige und immer wirksame Macht.

Unser Jahresmotto verbindet den Auftrag „Klima wandeln“ mit dem, was dauerhaft und tiefgreifend unseren Einsatz für ein besseres Klima ermöglicht.

Der Geist Gottes wohnt in eurer Mitte! (1Kor 3,16) – Klima wandeln

Paulus betont diese Überzeugung in seinem Brief an die Korinther durch eine fast vorwurfsvolle Frage: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Und mit „ihr“ meint er „ihr alle zusammen als Gemeinde Jesu Christi“. Es ist bemerkenswert, dass Paulus von der Gemeinde als Tempel Gottes spricht zu einer Zeit, als der Tempel in Jerusalem noch nicht zerstört war.

Dieses „Wohnen des Geistes Gottes“ soll das Klima sein, das die Kirche von anderen Gemeinschaften unterscheidet.

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland Aufsteller (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland Aufsteller (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Marianisches Klima

Es gehört zur Erfahrung und zum Charisma Schönstatts, dass ein marianisches Klima das Miteinander und das Geöffnetsein für den Heiligen Geist bewirkt.

Die fundamentalen Grundwahrheiten unseres christlichen Glaubens lassen sich knapp bekennen: Der dreifaltige Gott ist der Ursprung der Schöpfung und unseres Lebens. Durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes, durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat er die Menschheit erlöst. Durch den Glauben an Jesus Christus, durch die Taufe und das Wirken des Heiligen Geistes haben wir Anteil an seinem göttlichen Leben.

Was kommt dazu, wenn die Biografie unseres Glaubensweges marianisch geprägt ist? Ich glaube, es kommt das dazu, was man erlebt, wenn zu einer Gruppe eine Frau mit einer gewinnenden Ausstrahlung dazukommt. Und dies eben nicht nur punktuell, sondern grundsätzlich und in alle Ebenen und alle Aspekte hineinwirkend.

Wenn Maria dazukommt, kommt eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person dazu.

  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person, wenn aus gläubiger Suche rechthaberische Verhärtungen geworden sind.
  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person, wenn in einem Pfarrgemeinderat oder einer Bischofskonferenz die gemeinsame Erfahrung des Heiligen Geistes verloren gegangen ist.
  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person, wenn in einer Gemeinschaft oder einer Beziehung nur noch die Enttäuschungen aneinander das Klima prägen.
  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person in einer von Durchsetzung und Eigenwerbung geprägten politischen Debatte.
  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person, wenn Entscheidungen zum Wohle aller und nicht nur für die Interessen einzelner Gruppen gefunden werden müssen.
  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person, wenn ein versöhnter Neuanfang gefunden werden muss.
  • Eine gewinnende, für das Gute gewinnende Person, wenn Egoismen den Blick auf den Wert der Schöpfung, die Nachhaltigkeit der Ressourcen und die Würde des menschlichen Lebens verstellen.
  • Ja, vor allem, eine gewinnende, für den Glauben an Jesus Christus gewinnende Person, wenn der Glaube im Laufe des Lebens erloschen ist oder noch niemals geweckt wurde.

Erfahrungen solch gewinnender Begegnungen mit dieser gewinnenden Maria sind die Bausteine, aus denen jedes Schönstatt-Heiligtum gebaut wird und sich Liebesbündnis-Alltag gestaltet.

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland Aufsteller (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Jahresmotiv 2020 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland Aufsteller (Grafik: Maria Kiess / POS Brehm)

Hände, die Klima wandeln

Zuerst war ich überrascht von der Idee, unser Thema „Klima wandeln“ symbolisch durch verschiedene Hände zum Ausdruck zu bringen. Es gefällt mir immer besser, dass uns die ausdrucksstarken Hände auf unserem Jahresbanner an das „Handeln“ erinnern.

Man spürt, dass die verschiedenen Hand-Bilder für beseeltes Tun stehen. Man sieht fast, wie bei den geöffneten Händen, bei der Begegnung der großen und der kleinen Hand, bei den schenkenden Händen und bei denen, die Brot teilen, das Herz beteiligt ist. So wird aus unserem Tun ein Tun, das Klima wandelt.

Haben wir uns angesichts der großen Themen zu viel vorgenommen? Glauben wir wirklich Klima wandeln zu können? Sind unsere Möglichkeiten nicht viel zu begrenzt?

In Kana war es genug, die Krüge mit Wasser zu füllen. Typisch Maria, dass sie den Weg dafür bereitet. Probieren wir es aus in diesem Jahr. Wenn wir die Gottesmutter, diese gewinnende Frau, ins Spiel bringen, werden wir merken, wie viel Klima-wandelnde-Kraft in ihrem typisch marianischen Beitrag steckt.

Zum Jahrestag der Gründung Schönstatts wünsche ich Ihnen eine gesegnete Erneuerung des Liebesbündnisses.

Ihr

Pater Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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