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15. September 2019 | Deutschland | 

Pallottinerpater Richard Henkes in Limburg selig gesprochen


Während der Feier der Seligsprechung von Pallottinerpater Richard Henkes wird das Bild des neuen Seligen im Limburger Dom enthüllt. (Foto: BistumLimburg)

Während der Feier der Seligsprechung von Pallottinerpater Richard Henkes wird das Bild des neuen Seligen im Limburger Dom enthüllt. (Foto: BistumLimburg)

Hbre. Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, hat am Sonntag, 15. September 2019 in einem feierlichen Gottesdienst den „Märtyrer der Nächstenliebe“ Pater Richard Henkes SAC selig gesprochen. Etwa 1.500 Gäste waren aus diesem Anlass nach Limburg gekommen, wo die feierliche Zeremonie am Nachmittag im Dom stattfand. Zusammen mit Diözesanbischof Georg Bätzing und dem Generalrektor der Pallottiner Pater Jacob Nampudakam feierten mehrere Bischöfe aus Deutschland und der Weltkirche, viele Pallottiner und Vertreter weiterer Gemeinschaften und Orden sowie Vertreter der Politik die erste Seligsprechung im Bistum Limburg.

Unter anderem waren der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Konrad Wolf und der hessische Kultusminister Alexander Lorz anwesend. Und ein Amtsträger konnte sich auch als Privatperson über diese Feier freuen: Der Bürgermeister von Ruppach-Goldhausen Klaus Henkes ist ein Großneffe des neuen Seligen. Mit dem Schönstatt-Pater Vinzenz Henkes feierte auch ein direkter Neffe Richard Henkes‘ mit. Ebenfalls mit dabei waren der Generalpostulator Pater Adam Golec und der Vize-Postulator des Seligsprechungsverfahrens Pater Manfred Probst von den Pallottinern. Auch Vertreter des Vereins „Selige von Dachau e.V.“ und der Ackermann-Gemeinde kamen eigens nach Limburg.

Unter den Gästen waren auch etwa 250 Besucher aus Tschechien, wo Pater Henkes zuletzt wirkte. Die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen war ihm ein Herzensanliegen. Henkes Heimatgemeinde Ruppach-Goldhausen pflegt mit dem tschechischen Strahovice eine Gemeindepartnerschaft.

Kardinal Kurt Koch verliest das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, in dem Henkes als „heroischer Zeuge der christlichen Liebe“ und als „unerschrockener Verkünder des Evangeliums“ gewürdigt wird (Foto: BistumLimburg)

Kardinal Kurt Koch verliest das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, in dem Henkes als „heroischer Zeuge der christlichen Liebe“ und als „unerschrockener Verkünder des Evangeliums“ gewürdigt wird (Foto: BistumLimburg)

Der neue Selige – ein unerschrockener Verkünder des Evangeliums

Bereits zum Mittagsgebet auf dem Petersplatz, Rom, hatte der Heilige Vater, Papst Franziskus, Henkes als „mutigen Jünger Christi“ bezeichnet, der auch Menschen von heute auf dem Weg zur Heiligkeit unterstützen könne. Im Limburger Dom verlas der Delegat des Papstes, Kurienkardinal Koch dessen Apostolisches Schreiben, in dem der Papst den neuen Seligen als „unerschrockenen Verkünder des Evangeliums und heroischen Zeugen der christlichen Liebe“ bezeichnete.

Zeugnis der Nächstenliebe, aus Liebe zu Christus

Koch hatte vor der Seligsprechung in Limburg in einem Interview mit domradio.de Henkes als „eine wunderbare Gestalt eines glaubwürdigen Christen“ gewürdigt, der Zeugnis abgelegt habe für den Glauben. „Die Nachfolge des Herrn, die Nachfolge Christi, ist kein Sonntagsspaziergang, sondern etwas, das sehr ernst mit dem Leben zu tun hat.“ Henkes habe sehr früh gespürt, dass der Nationalsozialismus mit menschlichen und christlichen Werten nichts zu tun habe, sondern eine antichristliche neu-heidnische Ideologie sei. Er habe öffentlich gegen die Euthanasie-Programme der Nationalsozialisten Stellung genommen, was ihn zunächst ins Gefängnis und dann ins Konzentrationslager Dachau gebracht habe. Dort habe er im Dienst an den kranken Menschen sein Leben hingegeben, „ein Zeugnis der Nächstenliebe, aus Liebe zu Christus.“ Henkes hatte sich als Pfleger engagiert, als unter tschechischen Gefangenen eine Typhusepidemie ausbrach und diese isoliert wurden.

Bei strahlendem Sonnenschein waren alle Gäste zu einem Fest im Bischofsgarten eingeladen (Foto: BistumLimburg)

Bei strahlendem Sonnenschein waren alle Gäste zu einem Fest im Bischofsgarten eingeladen (Foto: BistumLimburg)

"Innerlich freier Mensch"

Der Limburger Bischof Georg Bätzing hob hervor, dass Henkes als "innerlich freier Mensch" und "leidenschaftlicher Verteidiger der Würde des einzelnen Menschen" von klein auf ein Gespür für Wahrheit und Wahrhaftigkeit gehabt und die Propaganda der Nazis durchschaut habe. Bischof Bätzing: „Es braucht den innerlich freien Menschen, der sich ganz persönlich für seine Überzeugung, seinen Glauben, seinen Weg der Nachfolge entscheidet. Nur freie Persönlichkeiten sind imstande, sich Verlockungen des Zeitgeistes zu entziehen und den Weg der Nachfolge Christi zu gehen.“

Grenzen überwinden und Gottes Liebe bezeugen

Pater Jacob Nampudakam beschrieb seinen Mitbruder als ein leuchtendes Beispiel, das weltweit dazu aufrufe, für die Würde des Menschen einzutreten. Als Brückenbauer zwischen Tschechen und Deutschen lehre er, nationale und ethnische Grenzen zu überwinden und für den Frieden zwischen den Völkern einzutreten.

Richard Henkes gehörte zur ersten Generation der Schüler im Studienheim in Vallendar, mit denen Pater Josef Kentenich, ihr damaliger Spiritual, Schönstatt gegründet hatte.

Der 21. Februar ist künftig der Gedenktag für den Seligen Pater Richard Henkes.

Pater Richard Henkes SAC - Ausschnitt eines Gemäldes von Beate Heinen (Foto: Brehm)

Pater Richard Henkes SAC - Ausschnitt eines Gemäldes von Beate Heinen (Foto: Brehm)

Hintergrund: Richard Henkes

Richard Henkes wurde am 26. Mai 1900 in Ruppach-Goldhausen im Westerwald geboren. Er wollte schon früh Missionar und Priester werden. Ab 1912 besuchte er die Nachwuchsschule der Pallottiner in Vallendar-Schönstatt. Der Weg zum Abitur wurde unterbrochen durch den Dienst in der Wehrmacht in Darmstadt. 1919 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Limburg ein, studierte dort Philosophie und Theologie und wurde am 6. Juni 1925 zum Priester geweiht. Er wirkte als Lehrer und Seelsorger in den Studienheimen der Gemeinschaft in Vallendar-Schönstatt und Alpen (Niederrhein). Ab 1931 war er Lehrer in Schlesien, zunächst in Katscher, ab 1937 in Frankenstein. Immer mehr wirkt er auch als Wallfahrtsprediger und Exerzitienbegleiter. Da er deutlich das christliche Menschenbild gegenüber dem des Nationalsozialismus betonte, geriet er immer mehr in Konflikte mit dem Nazi-Regime. 1941 wurde er aus dem Schuldienst genommen und wurde Pfarrer in Strandorf im Hultschiner Ländchen. Hier wurde er mit der angespannten Situation zwischen der deutschen und der tschechischen Bevölkerung vertraut und suchte die Vermittlung. 

Am 8. April 1943 wurde er wegen einer Predigt in Branitz verhaftet und nach kurzem Gefängnisaufenthalt in Ratibor nach Dachau verbracht. Im KZ lernte er den späteren Erzbischof von Prag, Josef Beran, kennen und erlernte bei ihm tschechisch, um nach dem Krieg wieder im Hultschiner Ländchen wirken zu können. Schon in Dachau kümmerte er sich um Häftlinge aus Tschechien. In der Typhusepidemie Ende 1944 /Anfang 1945 pflegte er die Kranken. Er infizierte sich und starb am 22. Februar 1945.


Unter Verwendung einer Pressemitteilung des Bistum Limburgs

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