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20. August 2019 | Hoerde | 

An die Initiative Gottes glauben – Bischof Dr. Michael Gerber predigt zum Abschluss des Hörde-Treffens in Schönstatt


Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda, bei der Predigt des Abschlussgottesdienstes des Hörde-Treffens in der Dreifaltigkeitskirche Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda, bei der Predigt des Abschlussgottesdienstes des Hörde-Treffens in der Dreifaltigkeitskirche Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Cbre & Hbre. In der voll besetzten Dreifaltigkeitskirche in Schönstatt, Vallendar, fand das gemeinsame „Hörde-Treffen“ der internationalen Schönstatt-Bewegung und der Schönstatt-Bundesgemeinschaften mit einem Ponitifikalamt mit Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda, seinen Abschluss. Die Begegnung anlässlich des 100. Geburtstages des „Apostolischen Bundes von Schönstatt“ hatte mit 775 Personen aus knapp 30 Ländern am Abend des 16. August begonnen.

Die Dreifaltigkeitskirche war voll besetzt (Foto: Brehm)

Die Dreifaltigkeitskirche war voll besetzt (Foto: Brehm)

Die Sendung im Kontext der Fragen der Gegenwart leben

„Die Zeiten sind ernst und die Menschen vielfach unfähig, in diesem sich jetzt vollziehenden Läuterungsprozess stark zu bleiben. Sie verfallen in Anklagen gegen Gott und das Gute, sie verlieren den Glauben an das Gute und an die Menschen,“ so zitierte Bischof Gerber zu Beginn seiner Predigt einen Satz von Alois Zeppenfeld, einem jungen Mann, der damals 1919 in Hörde dabei gewesen war und die Hörde-Tagung maßgeblich mit vorbereitet hatte. Ein Satz, der auch aus heutiger Zeit stammen könne, wie Gerber anmerkte.

Obwohl Zeppenfeld traumatische Kriegserlebnisse hinter sich hatte und die Nachkriegszeit mit dem Zusammenbruch der Monarchie, dem mühsamen Weg zu einer neuen demokratischen Verfassung, eine prekäre Versorgungslage, den Reparationsleistungen usw. insgesamt als sehr chaotisch erlebt haben muss, schreibt er weiter: „Unser Bund kennt keinen Pessimismus! Dem Radikalismus des Bösen stellt er einen Radikalismus des Guten entgegen und glaubt, dass das Gute sich durchsetzt, ja sich durchsetzen muss. Ein gesunder Optimismus allein hilft Menschen und Welt erneuern; der Pessimismus baut niemals auf, reißt oft nur nieder!“

Bezugnehmend auf diese Sätze von Alois Zeppenfeld stellte Bischof Gerber in seiner engagierten Art die Frage in den Raum, ob die anwesenden Schönstätter „aus der Treue zum Ursprung“ nicht auch heute ihre Sendung im Kontext der Fragen der Gegenwart leben müssten. Es gelte neu und tief an die Grundstimmung jener Bündler der ersten Stunde anzuknüpfen.

Prägende Elemente von Hörde und für die heutige Zeit

Gerber lud ein einige den Anfang vor 100 Jahren prägende Elemente zu betrachten, die Perspektiven aufzeigen, die angesichts sehr drängender aktueller Fragen von Interesse seien.

Göttliche Initiative

Die Hörde-Teilnehmer von damals seien überzeugt gewesen, dass der Beginn Schönstatts und die Entwicklungen in den Folgejahren eine göttliche Initiative gewesen sei. Die Schönstatt-Bewegung sei bis heute der Überzeugung, dass Gott in Geschichte und Gegenwart handelt! Eine solche Haltung sei „angesichts gegenwärtiger maßgeblicher Strömungen auch in der Kirche … alles andere als selbstverständlich.“ Zuviel laufe schief in dieser Welt als dass die Menschen an einen liebenden und zugleich handelnden Gott glauben könnten. Deshalb sei es wichtig, nicht unkritisch von einer „göttlichen Initiative“ zu sprechen, denn diese könne „nicht einfach ‚neben‘ dem gedacht werden, was Schrift und Tradition bezeugen“, so Gerber. Er glaube, dass Pater Kentenich seine Schönstattfamilie heute anleiten würde, „die aktuelle Situation unserer Kirche als Vergegenwärtigung der österlichen Dramatik zu deuten“. Das könne helfen, „wegzukommen von einem Fatalismus und Pessimismus und eben zu jener Grundstimmung zu finden, die unsere Bündler vor 100 Jahren geprägt hat.“ Niemand könne wissen, in welcher Dramatik der Weg der Kirche weitergehen werde. „Aber genau hier dürfen wir uns in tiefer Gemeinschaft mit Maria und den Jüngern jener österlichen Stunden erfahren. Auch das meint Liebesbündnis – ein Bündnis über die Zeiten hinweg.“

Schönstatt, eine „Apostolische Bewegung“

Ein zweites, seit Hörde prägendes Element sei das Apostolat. Heute, in einer postmodernen, pluralen Gesellschaft könne Apostolat im paulinischen Sinne bedeuten, einzutreten für das Wort Gottes und die Wahrheit Jesu Christi, ob dies gelegen oder ungelegen ist. „Apostolische Bewegung“ bedeute damit – so Gerber: „Hier und heute, in dieser postmodernen, multioptionalen Welt, Menschen für die gelebte Beziehung zu Jesus Christus, für das Evangelium zu gewinnen.“ Dabei sei zu beachten, dass der Heilige Geist die Seelen ganz unterschiedlicher Menschen für seine Botschaft öffne, „gerade auch die Seelen derjenigen, von deren Lebensstil wir das am wenigsten erwarten“ würden. Es gehe also darum, „ein tiefes Verständnis zu entwickeln für die Regungen des Herzens unserer Mitmenschen, die uns begegnen – im Supermarkt, vor dem Kindergarteneingang, in der Warteschlange beim Bäcker, am Arbeitsplatz, im ICE, im Nachbarhaus aber auch in so mancher pointierter gesellschaftlicher oder gar kirchenpolitischer Stellungnahme.“

Neue Leitungsstruktur in der Kirche

Die Spannung zwischen der Bewahrung des überlieferten Glaubens einerseits und der Öffnung für die Regungen der Herzen der Menschen andererseits sowie die Verbindung zwischen Beidem verlange, so der Fuldaer Bischof, der in seiner Predigt mühelos zwischen spanisch, englisch und deutsch hin und her wechselt, auch ein neues Verständnis von Leitung in der Kirche: „Meines Erachtens kann es nicht nur um die heute häufig gestellte Frage gehen, wer darf wie wo Leitung wahrnehmen, sondern es muss wesentlich um die Grundfrage gehen, wie sieht Leitung überhaupt aus?“ Da sei die in Bünden und Verbänden der Schönstatt-Bewegung praktizierte Leitungsstrukur, verbunden mit der dafür notwendigen „Geistpflege“ für die Kirche „ein erhebliches, prophetisches und zugleich kritisches Element“, das Schönstatt in die gegenwärtige kirchliche Diskussion einzubringen habe.

Gesammelte "apostolische Erinnerungs-Post" (Foto: Brehm)

Gesammelte "apostolische Erinnerungs-Post" (Foto: Brehm)

Rosamaria und Josef Wieland, Hauptverantwortliche für das "Hörde-Treffen", danken am Ende des Gottesdienstes allen Mitwirkenden, Helfern und Teilnehmern (Foto: Brehm)

Rosamaria und Josef Wieland, Hauptverantwortliche für das "Hörde-Treffen", danken am Ende des Gottesdienstes allen Mitwirkenden, Helfern und Teilnehmern (Foto: Brehm)

Mit Gott zusammen wirken

Die Sodalen von Hörde seien damals angetreten, um dafür zu sorgen, dass die Geistpflege in den ganz unterschiedlichen Bereichen der Kirche gelinge, so Bischof Gerber. „Wie heißt es in ihrem Memorandum? ‚Es geht uns nicht zuerst um einen neuen Verein, um eine neue Organisation, wir möchten vielmehr in kluger Anpassung an das bestehende Netz von Organisationen den bestehenden Gemeinschaften die apostolische Seele einhauchen, sie unterstützen‘.“ Bischof Michael fordert die Teilnehmer der „Hördetagung“ auf: „Glauben wir an die Initiative Gottes. Es gibt viel zu tun. Lassen wir uns darauf ein, was Gott mit uns zusammen wirken möchte.“

Erinnerungskarten

Als persönlichen Beitrag können die Hörde- Pilger zur Gabenbereitung einen an sich selbst adressierten Brief vor dem Altar ablegen, in dem sie vor dem Gottesdienst auf einer Karte notieren konnten, was sie als besondere Anregung für ihr apostolisches Leben von diesem Treffen mit nach Hause nehmen. Die Briefe werden den Teilnehmern im Oktober 2019 als Erinnerung zugestellt werden.

Nach der Messe klingt der Nachmittag aus mit Kaffee und Kuchen vor der Anbetungskirche. Gemeinschaft, Austausch, Begegnung, wichtige Momente um von Hörde 1919 inspiriert, die Aufgaben in Familie, Kirche und Welt anzupacken.

Apostelzeit: Geht hinaus, gebt weiter von dem, was ihr Gutes erfahren habt ... (Foto: Brehm)

Apostelzeit: Geht hinaus, gebt weiter von dem, was ihr Gutes erfahren habt ... (Foto: Brehm)

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