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18. August 2019 | Hoerde | 

Benütze uns nach deinem Willen – Herausforderungen unserer Zeit


 Professor Geni M. Hoss, Schönstatt-Frauenbund, Brasilien (Foto: Brehm)

 Professor Geni M. Hoss, Schönstatt-Frauenbund, Brasilien (Foto: Brehm)

Hbre/Cbre. Der in Hörde gegründete Apostolische Bund von Schönstatt sei kein frommer Selbstheiligungs-Club, der sich selbst genügen würde, so Diana und Lukas Schreiber zum Auftakt des zweiten Tages des Hörde-Treffens 2019, der in der Aula der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt begann. Das Gegenteil sei der Fall. „Sein Ziel ist Apostolat auf allen erreichbaren Gebieten. Es geht dabei um nicht weniger als um eine umfassende Weltgestaltung.“ Das Referat von Dr. Geni M. Hoss vom Schönstatt-Frauenbund werde das entfalten.

Frau Professor Geni M. Hoss gehört seit 1994 zum Schönstatt-Frauenbund, ist in Brasilien geboren und lebt in Curitiba, Paraná. Sie hat in Theologie promoviert mit dem Schwerpunkt Bioethik und Umweltschutz. Sie lehrt als Professorin an der Universität „Centro Universitário Internacional“ und gibt freie theologische Kurse. Seit 2015 ist sie Vertreterin der Schönstatt-Bewegung in der Nationalen Kommission für Bewegungen, kirchliche Dienste und neue Gemeinschaften in Brasilien.

Hörde-Treffen in der Aula der Dreifaltigkeitskirche, Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Hörde-Treffen in der Aula der Dreifaltigkeitskirche, Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Laienapostel im Geist der Kirche heute

Hörde sei ein großer und wichtiger Schritt auf einem langen und reichen Weg der Führung Gottes und man könne nichts, was in Hörde geschehen sei, getrennt sehen von all dem, was Schönstatt damals schon war und danach noch wurde, so betonte Dr. Geni M. Hoss zum Auftakt ihres sehr umfangreichen und genau ausgearbeiteten Referates. „Heute wollen wir uns erneut zur Verfügung stellen“ so die aus Brasilien stammende Professorin, „denn die Kirche im missionarischen Aufbruch braucht uns, um eine Kultur des Lebens in allen menschlichen Wirklichkeiten zu fördern.“

Zum Abschluss des Hörde-Treffens nahm sie das in den Blick, was vor 100 Jahren Fritz Ernst in seinen Abschlussworten beim Hörde-Treffen gesagt habe: „Mit dem Mut eines Paulus auf dem Areopag sollen wir eintreten…“ War der Areopag damals das Kulturzentrum des gebildeten Volkes von Athen, so könne er heute als Symbol für neue Bereiche aufgefasst werden, denen das Evangelium zu verkünden sei. Dabei gehe es darum, in jeder neuen Zeit und Kultur das Evangelium neu verständlich zu machen. „Nicht nur was wir verkünden ist wichtig, sondern auch, wie wir es verkünden, damit es in den verschiedenen menschlichen Realitäten und Kulturen ankommt.“

Eine Kirche der Mitverantwortung

Der Schönstatt-Gründer habe von Anfang an, aber besonders während und unmittelbar nach dem II. Vatikanischen Konzil betont, dass es heute um eine synodale Kirche, eine Kirche der Mitverantwortung gehe: „Mitverantwortung! Aber auch mitverantwortlich für das Ganze! Das ist ja das, das die Kirche heute will!“ (JK) Kentenich habe die Kirche mit einem Leuchtturm verglichen, der allerdings nicht warten dürfe bis die Menschen zu ihm kommen. Er müsse sich selbst zu den Menschen aufmachen. Geni M. Hoss: „Deshalb, wenn die Kirche an allen Peripherien des menschlichen Lebens sinnvoll anwesend sein will, dann kann sie sich nichts Bequemes vorstellen und wünschen.“ Pater Kentenich beschreibe das so: „nicht souverän still sitzen und sagen: Wenn ihr wollt, dann kommt! Nein, nein! Wir kommen zur Welt. Die Welt soll nicht zu uns kommen, sondern wir sollen zur Welt kommen.“

Hörde-Treffen in der Aula der Dreifaltigkeitskirche, Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Hörde-Treffen in der Aula der Dreifaltigkeitskirche, Berg Schönstatt, Vallendar (Foto: Brehm)

Die Gesellschaft entscheidend mitgestalten - Werkzeuge für eine Kultur des Lebens

Als Christ apostolisch tätig zu sein bedeute, sich für eine Kultur des Lebens zu engagieren. „Unser Apostolat muss das integrale Wohl der Person zum großen und einzigen Ziel haben“, so Professor Hoss. Doch dazu müsse man die Menschen dort suchen, wo sie leben, was eine Grundhaltung der Achtsamkeit den anderen gegenüber notwendig mache. Das sei nicht leicht in einer geschichtlichen Situation, die Pater Kentenich 1966 so beschrieb: „Was wir heute erleben, das ist etwas, das in der Geschichte noch nie dagewesen ist ... Was bisher war, ist plötzlich wie ein Faden abgebrochen. Und was sein soll, das ist etwas so Neues, dafür ist die Zeit und Welt gar nicht vorbereitet.“

Dazu komme, dass sich durch den rasenden Fortschritt von Wissenschaft und Technologie täglich neue Zustände und Möglichkeiten bildeten, wobei die einen zum Wohl der Menschen beitragen könnten, andere jedoch abzulehnen seien, weil sie grundsätzlich die Menschenwürde verletzten, weil sie, wie Papst Johannes Paul II. sage „neue Formen von Anschlägen auf die Würde des Menschen“ beinhalten würden. Für die Kunst der Unterscheidung der Geister sei hier die Frage nach der Menschenwürde von zentraler Bedeutung.

Auch im Bereich der Kommunikation gelte es genau hinzuschauen. Die vielfältigen und begrüßenswerten neuen Möglichkeiten der sozialen Netzwerke könnten nicht Ersatz sondern immer nur Ergänzung für die leibhaftige, persönliche Begegnung von Menschen sein. Auch die Tatsache, dass für jeden und jede täglich eine Fülle von Informationen erreichbar sei, bedeute nicht, dass die Menschen heute gut informiert seien. Und es sei wichtig, sich bewusst zu sein, dass viele Informationen heute von wenigen Nachrichten-Agenturen sozusagen „fertig gedacht“ vor Augen gestellt würden, häufig verbunden mit Worten mit großem gesellschaftlichen Prestige wie Menschenrechte, Freiheit oder Demokratie. Informationen, die keine so große Resonanz versprächen, hätten deshalb in den großen Kommunikationsmonopolen kaum eine Chance.

Apostolisches Engagement sei auch bei der Frage, eine gerechte und solidarische Ordnung der Gesellschaft zu sichern. Dabei gehe es darum, nachhaltig zu denken und nachhaltig zu handeln, was zugleich Wirtschaftssysteme, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit betreffe. Problemfelder seien z.B. die Abholzung der Wälder, die weltweite Arbeitslosigkeit, der Umgang mit Flüchtlingen, der Umweltschutz. Apostolisch zu sein bedeute hier einerseits die globalen Zusammenhänge verstehen zu wollen und andererseits in seinem ganz persönlichen Verantwortungsbereich und Umfeld im Kleinen daran durch konkretes Handeln mitzuarbeiten. Hoss zeigt sich aber auch überzeugt, dass Schönstatt Führungskräfte fördern, formen und unterstützen müsse, die fähig sind, durch ihre Tätigkeit an Führungsstellen der Gesellschaft, wie Politik und Wirtschaft, kraftvoll ins Räderwerk der Geschichte einzugreifen. Dann könne Welterneuerung geschehen.

Besinnung

Eine an den Vortrag sich anschließende Besinnung war eine Einladung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmern sich noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass das Ziel von Hörde, das Streben nach größtmöglicher standesgemäßer Vollkommenheit (Heiligkeit im Alltag) war, gepaart mit einem konkreten pädagogischen Weg der Selbsterziehung. Außerdem betonte die Besinnung die Aspekte der Freude (Alois Zeppenfeld habe in Hörde die jungen Männer aufgefordert zu beweisen, dass sie junge, immer frohe Menschen sind.) und der Barmherzigkeit (sich geborgen wissen in der barmherzige Liebe Gottes). Sendungscharakter hatte der letzte Gedanke der Besinnung: „Vom Urheiligtum und allen Heiligtümern der Welt aus wollen wir den Menschen entgegen gehen. Sie mögen anders glauben, anders denken, aber wir erkennen sie als unsere Schwestern und Brüder, die wir im Liebesbündnis aufnehmen möchten und ihnen die Liebe Gottes bezeugen.“

Eine abschließende Reflexion wurde von der Ad-Hoc-Musikgruppe musikalisch gestaltet (Foto: Brehm)

Eine abschließende Reflexion wurde von der Ad-Hoc-Musikgruppe musikalisch gestaltet (Foto: Brehm)

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