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7. August 2019 | International | 

25 Jahre Schönstatt in Kenya und 40 Jahre Priester Dr. Joseph Kariuki Kamau Sonntag, den 28.07.19


25 Jahre Schönstatt in Kenya und 40 Jahre Priester Dr. Joseph Kariuki Kamau  (Foto: Förster)

25 Jahre Schönstatt in Kenya und 40 Jahre Priester Dr. Joseph Kariuki Kamau  (Foto: Förster)

Wie schon mehrmals hat Pfarrer Reinhard Förster, Pfarrer in St. Michael, Ingolstadt, im Juli 2019 in seinem Jahresurlaub die Schönstatt-Bewegung in Kenya besucht. In diesem Jahr konnte er die Feier „25 Jahre Schönstatt in Kenya“ sowie das 40. Priesterjubiläum von Pfarrer Dr. Joseph Kariuki Kamau, der als Gründer Schönstatts in Kenya angesehen wird, miterleben. Lesen Sie im folgenden seinen ausführlichen Bericht, der auch viele Details zur Entwicklung Schönstatts in Kenya, einem Land am Äquator, vermittelt.

Der Jubilar: Dr. Joseph Kariuki Kamau (Foto: Förster)

Der Jubilar: Dr. Joseph Kariuki Kamau (Foto: Förster)

Mein Besuch 2019 in Kenya

Reinhard Förster. Als ich zum Schönstatt „Zentrum“ komme ist alles schon ganz festlich geschmückt: Fähnchen und Girlanden, ein Zelt ist aufgestellt und viele Menschen in festlichen Kleidern sind unterwegs. Es sind fast 200 Gäste gekommen. Der Gottesdienst ist ganz festlich mit Tanzgruppe und einem Chor gestaltet. Alle singen begeistert mit. Hier wird 25 Jahre Schönstatt in Kenia gefeiert und an diesem Tag vor 40 Jahren wurde der erste Schönstätter des Landes zum Priester geweiht, Father Dr. Joseph Kariuki Kamau. Nach dem festlichen Gottesdienst gibt es wie hier üblich viele Grußworte und selbstverständlich einen Kuchen für den Jubilar und Essen für alle. Dann löst sich alles wieder auf, es wird gleich dunkel und der Weg nach Hause ist weit.

Das Eingangstor zum Schönstattgelände in der Diözese Murang‘a   (Foto: Förster)

Das Eingangstor zum Schönstattgelände in der Diözese Murang‘a   (Foto: Förster)

Ein Stückchen Land nicht weit von Maragua für die Gottesmutter

Aber alles nochmal langsam. Am Samstagabend bin ich in Nairobi, Kania, von Nürnberg über Zürich angekommen. Zwei Priester, Joseph Kariuki und Simon Kaire, haben mich am Flughafen abgeholt. Es geht gleich etwa 80 Kilometer in den Norden. Ich komme im Beatitude Christian Formation Center unter, weil es im Pfarrhaus kein Wasser gibt. Es hat zu wenig geregnet, nun ist der Tank leer. So kann ich am Sonntag, den 28. Juli 2019, zu Fuß mit zwei Schönstätter Marienschwestern zum Schönstatt-“Zentrum“ der Diözese Murang‘a laufen. Der Bischof hat der Schönstatt-Bewegung hier ein Stück Land zur Verfügung gestellt. Es ist etwa vier Kilometer von der Hauptstraße entfernt, nicht weit von Maragua. Am Abzweig steht seit ein paar Jahren ein neues Schild. Von hier aus folgt man der ungeteerten und oft staubigen Straße. Jeden ersten Samstag im Monat trifft sich hier die Schönstatt-Familie der Diözese Murang‘a.

Der Gottesdienstplatz des Zentrums (Foto: Förster)

Der Gottesdienstplatz des Zentrums (Foto: Förster)

Der Gottesdienstplatz des Zentrums - der Altarraum (Foto: Förster)

Der Gottesdienstplatz des Zentrums - der Altarraum (Foto: Förster)

Bis vor wenigen Jahren stand hier in der Nähe unter großen Mangobäumen ein MTA-Bildstock: Eine Betonsäule mit einer Bronzeplatte. Er heißt oft einfach „Mangoshrine“. Daneben hat man ein Dach für den Altar und ein Dach für die Gottesdienstbesucher gebaut. Oft haben Autos das Gelände als Abkürzung benutzt. Erst seit der Nachbar sein Grundstück richtig nutzt und eine Mauer baut, merkt man, dass das Stück Land viel kleiner ist. Die Toiletten müssen an einer anderen Stelle neu gebaut werden. Die Wand darf bemalt werden. So wurde ein Maler beauftragt ein großes Bild der MTA (Gnadenbild von Schönstatt), des Schönstatt-Gründers Josef Kentenich, des Schönstatt-Heiligtums und weiteres an die Wand zu malen. Das war Anlass für den neuen Bewegungsleiter Fr. William Kamau einen festen Altar und ein festes Dach zu errichten. Der Bildstock wurde in die Altarwand integriert. Für die Besucher gibt es feste Bänke aus Beton. Das Ganze schützt ein Blechdach. Jeden ersten Samstag im Monat sammeln sich die Schönstätter an der Hauptstraße und ziehen mit Rosenkanzgebet zum Bildstock. Ein Mann kümmert sich schon seit Jahren, dass der Messkoffer und alles andere da ist. Vor der Messe ist Beichtgelegenheit. Das Zentrum wurde mit einem Zaun umgeben und ein richtiges Tor errichtet. Weil es nicht abgesperrt ist, kommen auch andere Gruppen zum Beten.

Fast 200 Gäste sind zur Feier gekommen (Foto: Förster)

Fast 200 Gäste sind zur Feier gekommen (Foto: Förster)

Eine Feier zu der viel mehr gekommen sind als sonst

Kaum bin ich da, werde ich von einigen Schönstättern ganz herzlich begrüßt: „Schön, dass Du da bist!“, „Welcome home!“ Ich selbst habe hier schon oft mit anderen Priestern oder auch allein Messe gefeiert.

Tanz und Musik spielen bei der Feier eine wichtige Rolle (Foto: Förster)

Tanz und Musik spielen bei der Feier eine wichtige Rolle (Foto: Förster)

Eingeladen ist für 14 Uhr. Es geht für lokale Verhältnisse pünktlich los - nur wenige Minuten später. Heute sind sieben Priester gekommen, darunter auch der Generalvikar Fr. Charles Kibe der Diözese Murang‘a, der auch der Messe vorsteht. Eine Tanzgruppe der PMC (Pontifical Mission Children - Kindermissionswerk) mit Ihrer Uniform gelb-rot-weiß tanzte die Prozessionen im Gottesdienst. [In Deutschland sind die PMC die Sternsinger. Hier in Kenia sind die Kinder in Gruppen organisiert, die sich das ganze Jahr über treffen.] Damit ist der Einzug des liturgischen Dienstes ganz feierlich, ebenso die Evangelien- und Gabenprozession. Weil hier so gut wie alle dem Stamm der Kikuyu angehören und manche sich mit anderen Sprachen schwertun, wird bei der Feier auch ihre Muttersprache verwendet, so dass ich nicht alles verstehe. Es sind aus sehr vielen Pfarreien der Diözese Vertreter da, sogar einige aus Nairobi. Heute sind viel mehr gekommen als sonst. Deshalb wurde ein Zelt aufgebaut mit vielen Plastikstühlen.

Ich bin überrascht und freue mich besonders dabei sein zu können. Die letzten Jahre habe ich erst in der zweiten Hälfte der Ferien Urlaub gemacht. Dass mein Mitbruder sein Weihejubiläum feiert habe ich vor der Fahrt mitbekommen, dass es auch 25 Jahre her ist, dass es Schönstatt in Kenya gibt, dessen war ich mir nicht bewusst.

Selbst gemaltes MTA-Bild in Mpukoni (Foto: Förster)

Selbst gemaltes MTA-Bild in Mpukoni (Foto: Förster)

Auch in Laare findet sich ein Bild der MTA auf einer Kirchenmauer (Foto: Förster)

Auch in Laare findet sich ein Bild der MTA auf einer Kirchenmauer (Foto: Förster)

Ein Blick in die Geschichte

Schönstatt hat in der Pfarrei Mugoiri begonnen. Joseph Kariuki war zum zweiten Mal Pfarrer. Zwei weitere Priester waren auf Einladung von ihm auf dem Rückweg von der USA in Schönstatt. Beide haben den Start der Bewegung unterstützt. Auch Bischof Peter Kairo gab seine Zustimmung. Joseph Kariuki kannte die Schönstattbewegung schon lange. Als Professor hat er in seiner Heimatdiözese regelmäßig bei Sonntagsgottesdiensten ausgeholfen. Das hat er genutzt, die Schönstätter zu schulen. So ist hier Schönstatt langsam auf landestypische Weise gewachsen. Es wurde bei bekannten Traditionen angesetzt und durch die Sendung Schönstatts ergänzt. Viele Mitglieder sind Landwirte, also mit einfachster Schulbildung. Es gab auch eine Gruppe von Diözesanpriestern, die das Liebesbündnis geschlossen haben und sich immer wieder trafen. Aus dieser Gruppe sind schon einige verstorben.

Ein Beginn mit Begleitung aus Deutschland und viel Kleinarbeit

Jährlich hat sich ein Diözesanpriester aus dem Schönstatt-Institut-Diözesanpriester Zeit genommen um nach Kenia zu kommen. Zuerst war dies Balthasar Blumers, damals Berufschullehrer, nach Weihnachten und Anfang Januar. Auch zwei englischsprachige Mitbrüder Danis Foly aus Australien und Michael Savage aus Schottland waren hier. Dann habe ich auf Einladung von Joseph Kariuki und Balthasar Blumers meinen Urlaub hier verbracht, um mein Englisch etwas aufzubessern. Daraus sind jährliche Urlaube geworden. Einige Jahre nach der Gründung ist eine Schwester aus der Provinz Südafrika gekommen. Sie hat hier und in Nigeria jährliche Besuche gemacht. Mit der Zeit haben sie Kandidatinnen für ihre Gemeinschaft der Schwestern gefunden. Inzwischen haben sie drei Schwestern aus Kenia. Zwei davon konnten dabei sein. Die Gemeinschaft der Schwestern hat sich vor gut drei Jahren hier ein Stück Land gekauft.

Es gab sehr schnell einzelne Schönstatt-Mitglieder in Nairobi. Das waren vor allem Personen aus der Diözese Murnag‘a, die in der Stadt Arbeit und Wohnung gefunden hatten. Es gab immer wieder Gruppen von Studenten. Hier gab es viel Kleinarbeit durch einzelne sehr treue Mitglieder. Vieles hat sich um Mrs. Monica Kimani gesammelt.

Schönstatt – nicht nur etwas Gutes für Priester

Ich selbst bin mit Priestern aus Meru, knapp 300 km nördlich von Nairobi am Äquator, zusammengekommen. Diese habe ich immer wieder besucht. Langsam sind sie in das Liebesbündnis mit der Gottesmutter gewachsen. Am Anfang hat es in Meru geheißen „Schönstatt ist etwas Gutes für Priester“. Inzwischen gibt es in einigen Pfarreien kleine Schönstattgruppen. Dass einige Priester die MTA in ihr Herz geschlossen haben, wurde mir deutlich als ich auf einer Wand in einer Pfarrei und dann auch in einer Pfarrkirche das Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter (MTA) gefunden habe. Die Priester Treffen sich sehr regelmäßig.

Dann gibt es seit wenigen Jahren Schönstatt in der Diözese Bungoma, das ist ca. 500 km von Nairobi an der Grenze zu Uganda. Schönstätter aus Nairobi und der Diözese Munrag‘a fahren für ein Wochenendseminar immer wieder dorthin (meist mit dem Nachtbus). Ich war selbst einmal dabei. Dort spricht man in der Kirche Kisuaheli, denn es gibt zwei Stämme mit verschiedenen Sprachen. Joseph Kariuki wurde an das Priesterseminar ganz in der Nähe der Stadt als Philosophie-Lehrer berufen. Er war erst kurz dort, als der Generalvikar ihn und andere eingeladen hat, in seiner Pfarrei Schönstatt vorzustellen. Er selbst ist Schönstatt schon einmal außerhalb des Landes begegnet.

Hinweisschild auf das Schönstatt-Gelände in der Diözese Murang'a (Foto: Förster)

Hinweisschild auf das Schönstatt-Gelände in der Diözese Murang'a (Foto: Förster)

Genau vor 40 Jahren, am 28. Juli 1979, wurde Dr. Josef Kariuki Kamau zum Priester in seiner Geburtsstadt Murang‘a geweiht. Er wurde mit anderen Seminaristen zum Studium nach Rom geschickt. Sein Klassenkamerad war der heutige John Kardinal Njue. Nach den philosophischen und theologischen Studien hat er in Fribourg in der Schweiz 1977 den Doktortitel erworben. Hier hat er Schönstatt kennengelernt. Als Priester ist er 1990 Mitglied des Schönstatt-Institut-Diözesanpriester geworden. Von seinem Mitbrunder Werner Krimm hat er vieles über Vaterschaft und Vertrauen gelernt.

Nach der Priesterweihe war Josef Kariuki Bischofssekretär in Nyeri. Dann erster einheimischer Priester in Mugoiri. Von dort ging er nach Nairobi und hat mit anderen die Katholische Universität aufgebaut. Er war Vizerektor. Nach einem Sabbatjahr wurde er wieder Pfarrer in Mugoiri. In dieser Zeit hat er mit anderen Schönstatt in Kenia gegründet. Dann wurde er Professor für Philosophie an der Kenyatta University. Alle Studenten mussten bei ihm den Kurs „Kritisches Denken“ besuchen. An den Wochenenden hat er in seiner Heimatdiözese regelmäßig ausgeholfen mit Gottesdiensten. Bei dieser Gelegenheit hat er die dortigen Schönstätter geschult. 2009 war er für ein gutes Jahr in den USA. Hier schrieb er sein Buch „Human Development as Integral Development. The Social Teaching of the Church in the Light of the Social Education and Ethics of Joseph Kentenich in an African Context“ (Menschliche Entwicklung als Ganzheitliche Entwicklung. Die Katholische Soziallehre im Licht von menschlicher Erziehung und Ethik von Josef Kentenich im afrikanischen Kontext). Nach seiner Rückkehr nach Kenia wurde er Philosophielehrer im Priesterseminar in Bungoma. Ein Jahr später zweiter Priester in Kenyanyni. Die letzten beiden Jahre war er zweiter Priester in Sabasaba. Bei vielen Schönstättern gilt er als Gründer und Rektor (founder und director).

Der Festtagskuchen wird angeschnitten (Foto: Förster)

Der Festtagskuchen wird angeschnitten (Foto: Förster)

Für einen besonderen Priester muss es ein besonderer Kuchen sein (Foto: Förster)

Für einen besonderen Priester muss es ein besonderer Kuchen sein (Foto: Förster)

Ein Festtagskuchen der eine besondere Rolle spielt

Zum Fest gab es selbstverständlich einen Kuchen. Für einen solchen Priester musste es etwas Besonderes sein: Ein Kuchen mit Bibel, Kelch und Hostienschale mit einer Wunderkerze. Selbstverständlich musste der Jubilar den Kuchen anschneiden. Das Messer musste auch der Generalvikar halten. Dazu gab es dieses Mal sogar eine Schutztruppe: Zwei Jungen mit Pfeil und Bogen. Dann wird der Kuchen in ganz viele kleine Stücke geschnitten. Für alle sichtbar ist das „feeding“ ganz wichtig: Der Jubilar muss an besondere Personen ein Stück Kuchen in den Mund füttern: Zuerst der Generalvikar, dann von ihm der Jubilar, dann wichtige Personen. Dazu habe auch ich gehört. Dann wird vom Kuchen an alle ausgeteilt. Und landesüblich: Essen für alle. Gegen 18 Uhr brachen die Ersten auf. Viele haben kein Auto und sind auf Matatus (Kleinbusse, bis 14 offizielle Plätze) angewiesen. Hier ist es um 19 Uhr Nacht!

Reinhard Förster
Pfarrer in St. Michael, Ingolstadt


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