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18. Juli 2019 | Worte des Bewegungsleiters | 

Apostolat braucht Begegnung


Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

Das erste Lobpreislied in der Bibel, im Neuen Testament, ist das Magnifikat der Gottesmutter. Im Lukas-Evangelium heißt es: „Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn!“ (Lk 1,46).

Mit dem Lob Gottes beginnen

Das ist ein Ratschlag der Kirchenväter, wenn es um das Anliegen geht: Wie fängt Glaube an und wie fängt man auch mit dem Studium der Theologie an?

Lobpreis ist ein unmittelbares Glaubensbekenntnis und Glaubenszeugnis. Aus dem Moment heraus Gott loben. Dankbarkeit spüren und ausdrücken. Wie oft erleben wir eigentlich solche Momente? So ganz grundsätzlich und allgemein und irgendwie auch in besonderen Momenten Gott dankbar sein, das ist das eine. Diese Dankbarkeit auch ausdrücken, das geht einen deutlichen Schritt weiter. Ich erinnere mich an eine Situation ziemlich am Anfang meines Theologiestudiums. In den Semesterferien hatte ich die Gelegenheit, in der Gründungsphase unserer Gemeinschaft der Schönstatt-Patres in Indien unsere zukünftigen Studenten kennenzulernen. Einmal machten wir einen Ausflug. Wir wanderten durch die Reisfelder und stiegen auf einen Berg, der die Gegend weit überragte und einen Blick in die Weite freigab. Während ich noch in die Runde schaute, machte einer der Schüler den Vorschlag: „Das ist doch ein toller Blick. Wir müssen ein Halleluja singen“. Für mich wurde das eine bleibende Anregung: Aus dem Moment heraus Gott dankbar loben. Dieser Impuls wurde mir durch einen der Schüler geschenkt.

Buendnisbrief 2019-07-18

Apostelzeit – „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen!“ (Apg 1,8)

steht als Motto über diesem Jahr. Apostolat und Apostelsein haben viele Formen: Tagungen, Programme, Aktionen und Veranstaltungen gehören dazu. Was dafür alles zu tun und vorzubereiten ist, kann man sich gut vorstellen. Die Innenseite des eigenen Glaubens kann man bei dem vielen Tun leicht übersehen. Wenn es um Anfangsqualität in Sachen Glauben geht, braucht es gerade diesen Punkt. In Begegnungen, die Glauben wecken, ist es das, was überspringt. Der unmittelbare und authentische eigene Glaube ist wichtig. Je konkreter dieser Glaube ist und sich an der jeweiligen Lebenssituation entzündet, umso mehr macht so ein Zeugnis angreifbar, aber umso mehr ist es auch fruchtbar.

„Sich interessiert interessieren“

Im Blick auf Begegnungen und Gespräche denke ich oft an ein Wort von Pater Kentenich. Es ginge darum, „sich interessiert zu interessieren“, sagte er einmal. Ich finde diese Hörbereitschaft ganz wichtig, und die Formulierung „interessiert interessieren“ finde ich originell. Inzwischen weiß ich, dass das gar nicht so leicht ist, wenn man innerlich mit anderen Aufgaben beschäftigt ist. Die Art, wie Pater Kentenich zuhören konnte, hat viele beindruckt. In einer solchen Begegnung kann etwas von „Lebensübertragung“ geschehen. Schnell kann man auch an die eigenen Dunkelheiten im Blick auf die Fügungen und Zulassungen Gottes stoßen. Nicht wissen, was man in einer bestimmten Situation sagen kann, auch das ist ein Beitrag, wenn man mit einem anderen wirklich Lebensfragen teilt. Wenn es um die Frage des Glaubens in der eigenen Familie und Verwandtschaft geht, kann man mit einer dauernden Unzufriedenheit kaum etwas erreichen. Die heilige Monika brauchte die Geduld und die Zuversicht eines ganzen Lebens. Und am Ende war es die Begegnung mit einem anderen, die ihrem Sohn den Blick für den Glauben an Jesus geöffnet hat.

Glauben bezeugen macht angreifbar

Sich in ein Gespräch einlassen, wo es um den Glauben geht, braucht eine ganz eigene Art von Mut. In einer pluralistischen Welt sind die verrücktesten Meinungen und praktischen Lebensführungen nebeneinander möglich. Die Öffentlichkeit von Medien und Publikationen scheint es geradezu als Ziel zu haben, diese Vielfalt in jedes Haus, auf jeden Bildschirm und in jeden Kopf zu transportieren. Wenn es jedoch um den Glauben geht und wenn jemand auch noch seine Zustimmung zu kirchlichen Positionen deutlich macht, dann hat man es schnell mit Abgrenzungen zu tun oder mit direkter Abwertung. Die Vielfalt verträgt sich nicht mit einer Meinung und Überzeugung, die irgendwie absoluter ist. Etwas Gläubiges als Wahrheit und für alle gültig zu denken, ist gewissermaßen schon ein Angriff auf die Meinungsfreiheit. In einer ganz persönlichen Begegnung überwiegt meistens eine gewisse Achtung vor dem andern, wenn er seine Überzeugung zwar entschieden, aber auch offen und respektvoll vertritt. Anders wird das ganz schnell, wenn es in einer Diskussion unter mehreren oder gar in einem öffentlichen Kontext geschieht. Wer heute bei aller berechtigter Kritik an der Kirche sich gegen unberechtigte Übertreibungen wendet, wird das schnell zu spüren bekommen.

Zeugnissituationen

Zu meiner Überzeugung stehen auch dann, wenn ich die Wirkung meiner Stellungnahme nicht im Griff habe, kann einem das Gefühl geben, wie mit einem Etikett auf dem Rücken durch die Gegend zu laufen. Diese Sache mit dem „Etikett“ erleben Ordensleute und Priester ganz automatisch, wenn sie an der Kleidung erkennbar sind. Auch ein Kreuz oder eine Marienmedaille um den Hals, bei der man merkt, dass es kein Schmuckstück ist, kann schon ein Anlass sein, dass solche Reaktionen entstehen. Oder ein Marienbild am Schreibtisch im eigenen beruflichen Umfeld. Aus solchen Kleinigkeiten haben sich schon mehr Gespräche ergeben, als man meint.

Wenn man solche „Zeugnissituationen“ erlebt, ist es ganz wichtig, sich immer wieder an das zu erinnern, was am Anfang dieser Überlegungen stand. Wie echt und tief geht es in all dem tatsächlich um meinen Glauben? Man merkt schnell, ob in einem Herzen Platz ist für Dankbarkeit und Lobpreis und ob das das innere Klima bestimmt. „Die Zukunft gehört denen, die größere Freude verkünden“, habe ich einmal auf einer Spruchkarte gelesen.

Die Apostelbitte im Morgengebet von „Himmelwärts“, der Sammlung von Gebeten, die in der Haftzeit Pater Josef Kentenichs im Konzentrationslager Dachau entstanden sind, lautet: „um Liebesströme zu ergießen, dass sie durch kalte Herzen fließen“. In direkten Begegnungen wird wirksam, was uns von innen her prägt. Apostel sein in dieser Zeit hat eine persönliche Innenseite. An jedem 18. im Monat erneuern wir das Liebesbündnis mit der Gottesmutter von Schönstatt aus diesem Grund und mit diesem Ziel: Zuerst soll unser eigenes Herz nie kalt werden. Dann sind wir aus dem Herzen heraus Apostel.

Solche Apostelerfahrungen wünsche ich Ihnen.

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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