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4. Juli 2019 | Rund ums Urheiligtum | 

Trapezkünstler in der Nachfolge Christi: Es kommt darauf an, im richtigen Moment loszulassen


Pilger aus dem Bistum Trier kommen zur Gnadenkapelle in Schönstatt, Vallendar (Foto: Pilgerzentrale Schönstatt)

Pilger aus dem Bistum Trier kommen zur Gnadenkapelle in Schönstatt, Vallendar (Foto: Pilgerzentrale Schönstatt)

Sr. M. Janika Trieb. Über 100 Pilger, unter ihnen Weihbischof Jörg Michael Peters Trier, fanden sich am Morgen des 30. Juni am Marienwallfahrtsort Schönstatt, Vallendar, ein. Selbst die Vorhersage der Sahara-Hitze hat die Menschen nicht abgehalten. „Jeder bringt etwas mit, das ihm auf dem Herzen liegt“, sagte Sr. M. Ursi Strässle, die an der Rezeption des Pilgerhauses mit vielen Menschen ein paar Worte reden konnte.

Franz Reinisch, ein Mann der seine Berufung mit aller Konsequenz gelebt hat

Nach einem kurzen Besuch der Pilgergruppen am Urheiligtum begann der Gottesdienst mit dem Trierer Weihbischof in der Pilgerkirche. Wallfahrtsleiter Pater Lothar Herter begrüßte ihn herzlich. Zu Beginn seiner Predigt knüpfte Peters an den Abschluss des Seligsprechungsprozesses auf diözesaner Ebene von Pallottinerpater Franz Reinisch (+1942) an. Er habe seine Berufung mit aller Konsequenz gelebt – ein beeindruckendes Vorbild - auch heute noch.

Zur Freiheit berufen

In der ersten Lesung des heutigen Tages werde von der Berufung des Elischa erzählt, dem Elija seinen Mantel umwirft. Bedeute Berufung, dass man „eingefangen“ werde? Nein, zur Freiheit seien wir berufen – und doch spiele sich unser Leben in der Spannung zwischen Freiheit und Bindung ab. Es gäbe Menschen, die mit ihrem ganzen Leben das Ja zu ihrer Berufung bezeugen.

Wallfahrtsleiter Pater Lothar Herter begrüßt Weihbischof Jörg-Michael Peters, Trier, der mit den Pilgern den Wallfahrtsgottesdienst feiert (Foto: Pilgerzentrale Schönstatt)

Wallfahrtsleiter Pater Lothar Herter begrüßt Weihbischof Jörg-Michael Peters, Trier, der mit den Pilgern den Wallfahrtsgottesdienst feiert (Foto: Pilgerzentrale Schönstatt)

Weihbischof Peters dankt an dieser Stelle den Marienschwestern und den Priestern und Patres der Schönstattbewegung für ihr Lebenszeugnis. Aber jede und jeder der Anwesenden sei durch die Taufe berufen, den Bund mit Gott zu leben und in der Welt zu wirken. Das sei „Apostelzeit“ – heute. Gerade heute in schwieriger Zeit sei es wichtig, Verantwortung zu übernehmen und einzustehen für die Kirche. Man könnte viele Gründe finden, der Kirche den Rücken zu kehren. Papst Franziskus ermutige die Deutschen in seinem Schreiben vom 29. Juni, die Erneuerung der Kirche im Licht des Evangeliums zu sehen und die Zeichen der Zeit ernst zu nehmen. Weihbischof Peters regte die Pilger an, das Schreiben des Heiligen Vaters selbst zu lesen. Es schenke Hoffnung, Zuversicht und Freude.

Christusnachfolge – im richtigen Moment loslassen

Ein Bild wolle er den Pilgern mitgeben. Es sei ein Bild aus dem Zirkus. Der atemberaubendste Teil des Zirkusprogrammes sei der Moment, in dem der Trapezkünstler zum richtigen Zeitpunkt die Hände des einen Artisten loslasse, um dann von den Händen des anderen Artisten aufgefangen zu werden. Der richtige Moment des Loslassens sei wichtig – das mache auch die Kunst der Christusnachfolge aus. Auch wenn der Mensch immer nach Wohlstand und finanzieller Sicherheit strebe, finde man nur in Gott selbst wirklichen Halt. Nachfolge Jesu hieße auch, aus dem Trott auszubrechen und sich zu entscheiden. Das mache offen für Neues. Christen seien Lebenskünstler, weil sie Freude ausstrahlen, und dennoch auch um die dunklen Seiten des Lebens wissen würden.

Impuls zum Leben von Pater Franz Reinisch, dessen Seligsprechungsprozess von der Diözese Trier abgeschlossen und nun an die römischen Stellen weitergeleitet wurde. (Foto: Pilgerzentrale Schönstatt)

Impuls zum Leben von Pater Franz Reinisch, dessen Seligsprechungsprozess von der Diözese Trier abgeschlossen und nun an die römischen Stellen zur endgültigen Entscheidung weitergeleitet wurde. (Foto: Pilgerzentrale Schönstatt)

Statio am Urheiligtum und am Grab Pater Franz Reinischs

Nach dem Gottesdienst gab es viele Begegnungen mit den Gottesdienstbesuchern, die „ihren“ Weihbischof begrüßten. Der Nachmittag begann mit einer Statio am Urheiligtum und am Grab Pater Franz Reinischs, das direkt bei der Gnadenkapelle liegt. Weihbischof Peters blieb auch noch zum Impuls von Sr. M. Doriett Möllenkamp über Pater Franz Reinisch im Pater-Kentenich-Haus. „Wer war Franz Reinisch?“ hieß es da zu Beginn. Und wie kam er zu seiner Gewissensentscheidung, den Fahneneid auf Hitler zu verweigern? Eine Entscheidung, die er mit dem Leben bezahlte.

Nach einer Zeit der Begegnung bei Kaffee und Kuchen im Schatten, schloss der Wallfahrtstag mit einer Marienfeier in der Anbetungskirche auf Berg Schönstatt. Heidi-Maria Schaum, Mitglied der Diözesanleitung der Schönstatt-Bewegung im Bistum Trier und Mitorganisatorin des Wallfahrtstages, dankte allen Mitwirkenden, vor allem den Busleiterinnen, für ihr Engagement – und sie dankte auch allen Pilgern, die trotz der großen Hitze die gute und frohe Atmosphäre aufrecht erhalten haben.


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