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26. Juni 2019 | Rund ums Urheiligtum | 

Internationale Kommentierung der Konzilstexte erarbeitet - 2. Phase des Projekts „Vatican II – Legacy and Mandate“ in Vallendar


2. Projektphase Konzilsprojekt im Juni 2019: Das internationale Forscherteam tagte in Simmern im Westerwald (Foto: PTHV)

2. Projektphase Konzilsprojekt im Juni 2019: Das internationale Forscherteam tagte in Simmern im Westerwald (Foto: PTHV)

Verena Breitbach, PTHV. Im Rahmen einer Tagung zum Projekt „Vatican II – Legacy and Mandate“ erarbeiteten rund 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Afrika, Asien, Nord- und Südamerika, Australien und Ozeanien sowie Europa, wie eine internationale Kommentierung der Konzilstexte gehen kann, und diskutierten über „Das Zweite Vatikanische Konzil – hermeutische Fragen“. Die internationale Gruppe suchte nach neuen Zugängen zu der Bischofsversammlung, die von 1962 bis 1965 im Vatikan getagt hatte. „Das Konzil prägt die Gestalt der katholischen Kirche als Weltkirche bis heute“, sagte Prof. Dr. Joachim Schmiedl ISch, Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) und Leiter des Projektes. „Diese Arbeit wird – nicht zuletzt angesichts der heutigen Vertrauenskrise – erforderlich.“

Realistische und zugleich kritische Sichtung des Konzils und seiner Rezeption

„Das Projekt wirft einen neuen Blick auf die vom Konzil verabschiedeten Dokumente und ihre Stellung in Kirche und Gesellschaft“, so Prof. Schmiedl. Das Konzil wurde von Johannes XXIII als „pastorales Konzil“ einberufen. Es hat einen Prozess der „Selbstwerdung“ und Ausbildung von Eigenständigkeit der Kirche in Afrika, Asien, Australien und Ozeanien sowie Lateinamerika und Nordamerika, aber auch in Europa freigesetzt. Im Rahmen der Tagung hielt José Casanova in der Aula der PTHV einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Erfahrungen europäischer Missionare am Beispiel Chinas“.

Fünf Gruppen erarbeiten seit zwei Jahren eine realistische und zugleich kritische Sichtung des Konzils und seiner Rezeption. Weitere 16 Gruppen schreiben in den kommenden drei Jahren einen neuartigen Kommentar zu den Dokumenten aus der Perspektive der fünf Kontinente.

Prof. Dr. Joachim Schmiedl ISch, Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) und Leiter des Projektes „Vatican II – Legacy and Mandate“  (Foto: privat)

Prof. Dr. Joachim Schmiedl ISch, Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) und Leiter des Projektes „Vatican II – Legacy and Mandate“  (Foto: privat)

Hintergrundinformationen über das Forschungsprojekt

In dem Projekt arbeiten insgesamt rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in kontinentaler Eigenverantwortung zusammen. Das Gesamtprojekt wird neben Prof. Schmiedl von Prof. Margit Eckholt (Osnabrück), Prof. Peter Hünermann (Tübingen) und Prof. Klaus Vellguth, (Vallendar) verantwortet.

Es handelt sich bei dem internationalen Projekt um eine innovative Forschung zum Zweiten Vatikanischen Konzil: Die unterschiedlichen Rezeptionen des Konzils in den Ländern des Südens/Südostens und im nordatlantischen Raum werden in einer Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus allen Kontinenten zusammengeführt. In einem ersten Schritt ging es darum, die durch das Konzil motivierten Rezeptionsgeschichten in den verschiedenen Kontinenten und den kulturellen Großräumen zu erfassen. In einem zweiten Schritt wurden nun die Resultate aus dem weltkirchlichen Diskurs an die Konzilsdokumente zurückgebunden und die in den Resultaten angesprochenen neuen Dimensionen und theologischen Zusammenhänge auf ihre Wurzeln und Perspektiven in den Konzilstexten hin befragt.

Knapp 400 Jahre nach der Gründung der „Propaganda fide“, mit der Rom die Leitlinien und Orientierung für die „Evangelisierung der Völker“ und den institutionellen Orientierungsrahmen für die Kirche in den verschiedenen Kontinenten gegeben hat, wird mit der Kommentierung der radikale Transformationsprozess konkret, der mit dem Konzil gegeben ist: Eine Welt-Kirche konstituiert sich im lebendigen Prozess der vielen Stimmen, die aus den je konkreten Lebensformen des Evangeliums Jesu Christi in den verschiedenen Weltkontexten und Kulturen erwachsen. „Die Herausforderungen, die in den ‚postcolonial studies‘ benannt werden, sind gerade im deutschsprachigen Raum bislang kaum rezipiert worden“, so Prof. Schmiedl.

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