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Die Fesseln sind gefallen
Sr. M. Margarita Seiser. „Die Fesseln sind gefallen": Unter diesem Motto feierten nahezu 50 Personen am Osterdienstag, 6. April, in der Karmelkirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau eine Dankesmesse. Anlass war die Entlassung Pater Kentenichs vor 65 Jahren aus dem Konzentrationslager. Die meisten Pilger kamen aus der Umgebung des Canisiushofes. Aber auch aus den Diözesen Augsburg und München waren Leute da, unter ihnen vier Priester.
Für viele der Pilger war es der erste Besuch der KZ-Gedenkstätte. So war das Interesse für den Rundgang ab 11.00 Uhr groß. Startpunkt war das freigelegte Fundament der ehemaligen Hauptwache, das „zweite Tor", das Pater Kentenich an jenem 6. April 1945 auf seinem Weg in die Freiheit durchschritten hat. Der Tag seiner Freilassung 1945 war der Freitag nach Ostern. Das österliche Wetter an diesem 6. April war eine schöne Erinnerung daran. Über den vielen schlimmen und bedrückenden Eindrücken lag dadurch der Glanz der Ostersonne. Schw. Marika, München, führte eine Gruppe. Wer zum ersten Mal die Gedenkstätte besuchte, wurde von Schw. M. Elinor, die seit einigen Monaten als Dachaureferentin öfters an diesem für Schönstätter so wichtigen Ort tätig ist, geführt.
Im neuen Besucherzentrum konnte man Mittagspause halten oder die Literaturbuchhandlung daneben besuchen.
Auch die Fesseln der Herzen sollen fallen
Auferstehungsjubel war spürbar in der Eucharistiefeier. Es war eine österlich gestaltete heilige Messe, der Pfr. Schmid als Hauptzelebrant vorstand. Pfr. Otto Maurer konzelebrierte.
In der Predigt wies Herr Pfr. Schmid darauf hin, dass der 6. April auch der Gedenktag der Dreimal Wunderbaren Mutter ist. Am 6. April 1604 durfte Pater Rem in einer Vision von der Gottesmutter erfahren, dass ihr Lieblingstitel „Wunderbare Mutter" ist. Ihr gebührt unser Dank, wenn wir an den Aufenthalt P. Kentenichs im KZ und seine Freilassung denken. Darauf ging Pfr. Schmid besonders ein. So sagte er u.a.:
„Die Fesseln sind gefallen! Lasst jubelnd aufwärts schallen aus Schönstatts heilgen Hallen ein Dankeslied von allen. Diese erste Strophe aus dem sogenannten Dankeslied mag die Stimmung und den Grund unserer heutigen Fahrt hierher nach Dachau zum Ausdruck bringen...Noch nach mehr als einem halben Jahrhundert ist aufrichtiger Dank angebracht über die Befreiung Pater Kentenichs aus der Heiden-, Sklaven-, Narren- und Todesstadt...Ein völlig anderer Ausgang seiner Inhaftierung lag ja durchaus im Bereich der Möglichkeiten. Darum: Die Fesseln sind gefallen! ...
Wenn man die Texte auf sich wirken lässt, die er aus seiner Gefängniszelle nach Schönstatt schmuggelt und wenn man einen tieferen Blick in das Herz unseres Vaters wirft, dann wird sehr schnell klar, dass Pater Kentenich in viel größeren Zusammenhängen denkt und in viel weiteren Räumen lebt. Ich wage die Aussage, dass er mit den Fesseln nicht nur die eisernen Fesseln meint... Er denkt vielmehr an die vielfältigen Verstrickungen der Herzen, die den Menschen geistig und seelisch unfrei machen... Es kommt aus seinem Herzen, wenn er als Häftling schreibt: ‚Das wertvollste, was der Mensch hat, ist seine Freiheit. Mit aufrichtiger, glühender Liebe opfere ich diese Freiheit, damit der liebe Gott der Familie für alle Zeiten den von mir so heiß ersehnten Geist der Freiheit der Kinder Gottes überreich schenkt...'
Liebe Schönstattfamilie, ob Sie spüren, dass sich ...die Bedeutung unserer heutigen Dachaufahrt in dieser gläubigen Hochlage zuspitzt?...Das gigantische Ringen um die wahre Freiheit wird nur dann ein sieghaftes Ende nehmen, wenn wir die Ganzhingabe an die Dreimal Wunderbare und durch sie an den dreifaltigen Gott zu unserem Lebensinhalt machen..."
Dachau: ein Ort der Begegnung auch beim Ökumenischen Kirchentag
Danach traf man sich am Block 26 und betete um die Seligsprechung Pater Kentenichs.
Manche besuchten noch die Evangelische Versöhnungskirche bzw. den Seminarraum und schauten dort im Gedächtnisbuch die Seite über Pater Kentenich als „Häftling Nr. 29 392" an. Auf dem Weg zum Krematorium warfen viele einen Blick auf das eindrucksvolle Altarbild in der Orthodoxen Kapelle „Christus als Auferstandener auf der Lagerstraße". Abschließend traf man sich noch zum Film „Arche und Leuchtturm" im Seminarraum der Gedenkstätte. Es ist schön, dass dieser Wand an Wand mit dem Gedenkraum ist, wo die „Lagerkönigin", die MTA, ihren Thron hat und das Foto von Pater Kentenich ist.
Auch am 13. März - dem Tag seiner Ankunft in Dachau 1942 - waren Schönstätter in Dachau vertreten. Es war eine Fahrt, die von Marianhillern in Würzburg organisiert wurde. Einer von ihnen - P. Engelmar Unzeitig - war ebenfalls im KZ gewesen und im März 1945 gestorben, nachdem sich bei der freiwilligen Pflege der Typhuskranken infiziert hatte. Er soll noch in diesem Jahr selig gesprochen werden. Bei dieser Fahrt beteiligten sich einige Schönstätter und wurden von einer Schönstätter Marienschwester im Lager geführt.
Während des Ökumenischen Kirchentags ist das ehemalige KZ Dachau Ort vielfacher Angebote.