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18. Mai 2019 | Worte des Bewegungsleiters | 

Besuche machen Freude


Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

João Luiz Pozzobon (* 12. Dezember 1904 in Ribeirão; † 27. Juni 1985 in Santa Maria) war ein brasilianischer Diakon und Missionar und Initiator der Kampagne der Pilgernden Gottesmutter von Schönstatt. Er lernte Ende der 1940er Jahre in Santa Maria den Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich, kennen. Im Jahr 1950 begann er, mit dem Gnadenbild Schönstatts Familien, Schulen, Krankenhäuser und Gefängnisse zu besuchen. Aus dem einfachen Anfang entwickelte sich die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter. Sie verbreitete sich inzwischen in über 100 Ländern.

Auch in Deutschland gibt es weit über 5.000 solcher Kreise. Im Laufe eines Monats wird das Bild der Gottesmutter von Schönstatt innerhalb eines Kreises von mindestens 10 Personen oder Häusern in einem kurzen Besuch von einem zum anderen und so zu jedem Mitglied des Kreises gebracht.

Buendnisbrief 2019-05-18

„Ein Besuch ist immer wieder neu etwas, auf das man sich freut.“

So kommentierte ein junger Mann, was in seinen Augen das Projekt der Pilgernden Gottesmutter attraktiv macht. Viele von uns haben sicher ein Marienbild oder ein anderes religiöses Symbol zu Hause. Es haben und sich daran gewöhnen, dass es da ist, und irgendwann bemerken, dass es ein Teil der Einrichtung geworden ist, das kennen wir. Jeden Monat neu erwarten, dass der Besuch, der das Bild vorbeibringt, kommt. Jeden Monat eine Begegnung, ein Gespräch, ein gemeinsames Gebet. Das ist nicht viel und doch spürt man, dass das lebendiger ist als ein Einrichtungsgegenstand. Und der Besuch ist ja gleichzeitig wie ein Besuch der Gottesmutter selbst, die Jesus bringt und mich auf ihn aufmerksam macht. In einem Besuch liegt oft auch etwas Neues oder Überraschendes. In der geistlichen Tradition vieler Religionen und Kulturen gehört die Gastfreundschaft zu einer wichtigen kulturellen Leistung, die Leben und Miteinander ermöglicht. In vielen Ordensregeln wird jeder Gast – und oft gerade der überraschende Gast – so gesehen und soll so behandelt werden, als ob Jesus selbst vorbeikommt, von dem Johannes in seinem Evangelium sagt: „Mitten unter euch ist der, den ihr nicht kennt“ (Joh 1,26). Pater Kentenich weist gelegentlich darauf hin, dass die Haltung der Gastfreundschaft, die Haltung des Erwartens und Erwartetwerdens, zur apostolischen Fruchtbarkeit unserer Schönstatt-Zentren beiträgt. Willkommenskultur ist nicht nur bei unseren Tagungen ein richtiger Trend. Freundlich empfangen werden, ein kleiner Gruß beim Ankommen, mein persönliches Namensschild … Ausdrucksmöglichkeiten für Wertschätzung von Anfang an gibt es viele.

Aus Besuchskultur wird Bündniskultur

Und wie es so mit Besuchen ist: Man möchte es wenigstens etwas schön machen, wenn jemand kommt, etwas anbieten, Freude miteinander teilen und einander zuhören. Man erfährt, was den anderen bewegt und hat selbst jemand, der um meine Situation weiß und auch im Gebet an mich denkt. In einer Stadtkultur gewöhnen wir uns daran, von vielen Menschen umgeben zu sein, von denen wir die allermeisten nicht kennen. Einander nicht kennen und nichts miteinander zu tun haben wird zur Normalität. Bei aller Vielfalt und Fülle gehört für viele zum modernen Leben auch eine sehr normale Einsamkeit. Schönstatt ist von seiner inneren Mentalität und von seiner organisatorischen Struktur her ein Netzwerk vielfältiger Beziehungen und Verbundenheit. Unser Gründer spricht sogar von einem Organismus natürlicher und übernatürlicher Bindungen. Das menschliche Miteinander, das Beheimatet sein an Orten wie unseren Schönstatt-Zentren, die Verankerung in Orientierungen, die dem Leben dienen: das alles beschreibt einen menschlichen und natürlichen Stil des Miteinanders. Genauso selbstverständlich gehört für Pater Kentenich die Realität des Glaubens immer mit dazu. Deshalb spricht er vom natürlichen und übernatürlichen Bindungsorganismus. Mit einem Wort des heiligen Ignatius sollen und können wir in allem Gott suchen, finden und lieben. Alle Realitäten unseres menschlichen Lebens sollen gewissermaßen durchsichtig werden auf Gott hin. Unser Leben, alle Ereignisse und Begegnungen als Fügungen und Führungen Gottes sehen lernen, das nennt Pater Kentenich seine Weltanschauung.

Die innere Dynamik jeder Eucharistiefeier

In den Texten des II. Vatikanischen Konzils über die Feier der heiligen Messe wird davon gesprochen, dass wir Jesus auf vierfache Weise begegnen. Es sind die vier Momente, bei denen in einer feierlichen Liturgie der Weihrauch benützt wird. Bevor das Evangelium, die Frohe Botschaft von Jesus Christus, verlesen wird, wird die Bibel, das heilige Buch der Christen, mit Weihrauch verehrt. Schon da geht es nicht so sehr um das Buch an sich, sondern darum, dass uns beim Verlesen des Wortes der Heiligen Schrift Jesus selbst begegnen und zu uns sprechen möchte.

Nachdem Brot und Wein auf dem Altar vorbereitet sind, wird der Priester mit Weihrauch verehrt. Auch da geht es nicht um die Person des Priesters, sondern darum, dass er Jesus seine Stimme leihen darf und durch ihn Jesus selbst für uns die Worte des Abendmahls spricht.

Gleich im Anschluss werden alle Gläubigen, das Volk Gottes, mit dem Weihrauch verehrt. Auch da geht es um die gleiche Botschaft: In jeder Schwester und in jedem Bruder begegnet uns Jesus selbst. „Hast du deinen Bruder gesehen, dann hast du den Herrn gesehen“, haben die Christen der ersten Jahrhunderte diese Überzeugung formuliert.

Ein viertes Mal wird der Weihrauch zur Verehrung gebraucht, wenn über Brot und Wein vom Priester die biblischen Worte gesprochen wurden. Die sakramentalen Zeichen sind das, was Jesus zu seinen Jüngern im Abendmahl gesagt hat und was er jedes Mal neu an uns Wirklichkeit werden lässt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ – „Das ist mein Blut, das Blut des neuen und ewigen Bundes“.

Kern und Schlüssel für ein christliches Leben ist das Leben aus einer immer neuen, wirklichen und wirksamen Begegnung mit Jesus, den wir als unseren Erlöser bekennen, der uns die barmherzige Liebe des himmlischen Vaters geoffenbart hat und der uns braucht und dazu berufen hat, seine Zeugen und Apostel zu sein.

Das Projekt der Pilgernden Gottesmutter zeigt uns, dass das einfacher ist, als wir oft denken. Besuchen und besucht werden – einmal im Monat.

Einen schon lange angedachten Besuch wirklich machen: Das könnte ein richtig marianischer Vorsatz sein für diesen Mai, der ja erst halb vorbei ist.

Viel Freude und gute Begegnungen!

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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