Nachrichten

24. April 2019 | Deutschland | 

Josef Kentenich – ein Prophet, der das „Flüstern der Vielen“ gehört hat…


Weihbischof Ludger Schepers bei der Predigt anlässlich des Gedenkens an die Marienweihe Josef Kentenichs vor 125 Jahren im Waisenhaus in Oberhausen (Foto: Michael Schulte)

Weihbischof Ludger Schepers, Essen, bei der Predigt anlässlich des Gedenkens an die Marienweihe Josef Kentenichs vor 125 Jahren im Waisenhaus in Oberhausen (Foto: Michael Schulte)

Gisela Koczura. Die Marienweihe, die Josef Kentenich als 9jähriger im Waisenhaus in Oberhausen mitvollzog, veranlasste die Schönstattfamilie im Bistum Essen 125 Jahre später sich am 12. April 2019 im heutigen Vincenzhaus, einem Alten- und Seniorenstift, auf dem Grund und Boden des abgerissenen Waisenhauses, zu einem Gedenktag zusammen zu finden. Die Versammlung fand statt unter dem Motto: „Wer, wenn nicht wir“. Weihbischof Ludger Schepers, Essen, nannte in seiner Predigt Pater Josef Kentenich einen Propheten, der das „Flüstern der Vielen“ gehört habe. Die Schönstattfamilie des Bistums Essen erinnert in jedem Jahr am 12. April an die Marienweihe ihres Gründers Pater Josef Kentenich.

Vor diesem Gnadenbild erlebte Josef Kentenich die Marienweihe in Oberhausen (Foto: Archiv)

Vor diesem Gnadenbild erlebte Josef Kentenich die Marienweihe in Oberhausen (Foto: Archiv)

Eine Marienweihe mit Langzeitfolgen

Das historische Ereignis ist schnell erzählt: Am 12. April 1894 bringt Katharina Kentenich ihren 9jährigen Sohn Josef in das Waisenhaus an der Grenzstraße in Oberhausen und übergibt ihn den Arenberger Dominikanerinnen, die das Haus führen. Vor dem Abschied lässt sie sich mit ihrem Sohn den Weg in die Hauskapelle zur Marienstatue zeigen, wo sie ihn, von großem Abschiedsschmerz gezeichnet, der Gottesmutter anvertraut und für ihn die Fürsorge um ihren Sohn erbittet. Katharina selbst war es wegen einer Notlage - der damaligen Zeit geschuldet - nicht möglich, die bestmögliche schulische Erziehung ihres Sohnes zu gewährleisten.

Das Erleben der Marienweihe hat im Leben und in der Seele des kleinen Josef solch tiefe Spuren hinterlassen, dass der Schönstattgründer 1955 darüber selbst sagen konnte: „Spätere Historiker werden leicht feststellen, dass tatsächlich darinnen das ganze Schönstattwerk bereits keimhaft grundgelegt worden ist.“ (J. Kentenich 1955)

Zeit einer erstaunlichen inneren Reifung

Die Begegnung der Essener Schönstattfamilie begann mit Kaffee und Kuchen. Anschließend wurden anhand einer Power-Point-Präsentation die historischen Hintergründe zur Entstehung des Waisenhauses aufgezeigt: Die Folgen der Industrialisierung führten zu Bevölkerungsanstieg in den Städten, zu sozialen Missständen in der Arbeiterschicht, die besonders die Kinder zu spüren bekamen. Wohnungsenge, finanzielle Nöte, Krankheit waren die Gründe für die Verwaisung vieler Kinder. Sehr anschaulich brachten Fotos und Texte äußeres und inneres Erleben des Josef Kentenich während seines dreijährigen Aufenthalts in diesem Milieu in Oberhausen zum Ausdruck. Umso erstaunlicher die innere Reifung des Jungen, der klare Ziele für sein Leben formulierte und am Tag seiner Erstkommunion seiner Mutter gegenüber den Wunsch äußerte, Priester werden zu wollen.

Man hat versucht, ihn mundtot zu machen

In der Festmesse nahm Weihbischof Ludger Schepers in seiner Predigt Bezug auf die Kindheit Pater Kentenichs, auf seine Entbehrungen, aus denen aber eine „große Passion“ erwuchs, eine Passion, „den Menschen erklären zu wollen, wer Gott ist, wer der Vater ist und für uns sein will.“ Wie der Prophet Jeremia (Lesungstext in der Hl. Messe) – so der Weihbischof – scheint mir: „Er (Pater Kentenich) war auch so ein Prophet, der das Flüstern, das Zischen der Menge gehört hat. Auch er hat erfahren müssen, dass Menschen und Gerichte dafür sorgen, dass er aus dem Weg geschafft wird. … Man hat versucht, ihn mundtot zu machen.“ Im Blick auf das Thema des Nachmittags und auf den Palmsonntag ermuntert Weihbischof Schepers: „Wo menschliche Würde gefährdet ist, wo Menschen nicht an ihre eigene Würde glauben können, da ist es aufrichtend, wenn ein Mensch hören darf: ‚Du bist ein König.’ – ‚Du bist eine Königin.’“

Teilnehmer aus der Schönstattfamilie des Bistums Essen beim Gottesdienst im Vincenz-Haus in Oberhausen (Foto: Michael Schulte)

Teilnehmer aus der Schönstattfamilie des Bistums Essen beim Gottesdienst im Vincenz-Haus in Oberhausen (Foto: Michael Schulte)

Mehr Informationen


Top