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Mediennutzung - Schaut eure Kinder und Enkel an!!!
Haben Sie auch schon einmal beobachtet, wie eine Mutter oder ein Vater mit ihrem Kind unterwegs ist und beim Gehen das Smartphone vor die eigene Nase hält? Es gibt da manchmal nahezu karikatureske Anblicke: Kind wird an der Hand mitgezogen, Kind wird im Kinderwagen geschoben, Kinder sitzen am Tisch und malen - während der Vater oder die Mutter mit dem Blick auf einen Bildschirm WhatsApp Nachrichten liest oder verfasst. Man hört „Papa, Papa, guck mal“ und sieht einen Vater, der auf seinen Sohn kurz reagiert und dann weitertippt.
Die Welt der Smartphones macht es möglich: Wir sind überall erreichbar und wir können unsere Beziehungen auch über Entfernungen besser pflegen. Es findet mehr Austausch statt, Menschen kommunizieren mehr - und das ist gut.
Doch was passiert dabei im Hier und Jetzt? Wie geht es dem kleinen Menschen, der über seine Sinne erste und damit prägende Kontakte mit der Welt aufnimmt?
Jemanden ansehen heißt, ihn wahrnehmen. „Man kann nicht nicht kommunizeren“, formulierte der Philosoph Paul Watzlawick. Wenn wir jemanden anschauen, dann teilen wir ihm mit, dass wir ihn sehen und dass er für uns also auch da ist. Wenn wir unser Gegenüber nicht anschauen, es ignorieren, dann kommunizieren wir ihm, dass es in unserer Wahrnehmung nicht da ist. Bei Erwachsenen gilt das als respektlos und unhöflich. Sein Gegenüber nicht ansehen ist schlecht für die Beziehungsqualität.
Ein Kleinkind ist von Natur aus auf Bindung angelegt. Wird sein Bindungsverhalten nicht beantwortet, leidet es. Das konnte der Entwicklungs-Psychologe Edward Tronick eindrucksvoll demonstrieren. Das unbewegte Gesicht einer Mutter - typisch für den Blick auf das Smartphone – löst bei ihrem Kind ein Höchstmaß an Stress aus. Schaut man einen entsprechenden Filmclip an, ist das Leiden des Kindes evident. Für die Ich-Wahrnehmung, die Selbstwerdung, braucht der kleine Mensch den Blick seiner Eltern und Bezugspersonen. Im liebevollen Angesehen werden findet er sich selbst und fühlt sich geborgen. Dieser Blick ist besonders entscheidend am Beginn eines Lebens, in dem Kommunikation und Kontakt zu anderen zu den wichtigsten Entwicklungsfaktoren gehören.
Wenn sich die Aufmerksamkeit der Eltern wegen eines Vorfalls oder weil eine Person sie anspricht, von den Kindern abwendet, können diese die Situation verstehen, weil sie den Störfaktor identifizieren können. Wenn Eltern jedoch auf einen Bildschirm reagieren, beziehen Kinder dieses Verhalten grundsätzlich auf sich. Sie denken, dass das Lachen, Weinen oder Abwesendsein der Eltern etwas mit ihnen zu tun hat – womit denn sonst? Es ist für das Kind ja nichts anderes erkennbar! Wenn sie merken, dass sich die Aufmerksamkeit der Eltern wegen eines Bildschirms oder eines Telefons von ihnen abwendet, fühlen sie sich unwichtig.
Der kleine Mensch kann die entstehende Situation und die Gefühle, die er dabei empfindet, nicht analysieren. Sein Gehirn signalisiert ihm nicht: „Hey, ich bin da und ich bin wichtig.“ Es ist gleichsam, als würde er nicht existieren. Übersehen zu werden ist sehr schmerzhaft.
Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Eine Mutter, die mit ihrer Freundin telefoniert, während sie mit ihrem Sohn an einer Ampel steht, nimmt nicht wahr, wie neugierig und aufgeregt ihr Sohn auf die vorbeifahrenden Autos reagiert. Sie wird es versäumen, diese aufregende Erfahrung mit dem Kind zu besprechen und es damit sprachlich und in seiner Weltwahrnehmung zu fördern.
Kinder erlernen durch Nachahmung ihrer Eltern den Umgang mit den Medien – dies wird ihre eigene Fähigkeit zur Konzentration beeinflussen.
Hier, in den ersten Lebensjahren, wird der Grundstein für gelebte, gute Beziehungen zwischen Menschen gelegt. Ist der liebevolle Blick der Mutter und des Vaters nicht auch eine Brücke zur Transzendenz? Ist die erfahrene Geborgenheit nicht auch Voraussetzung für eine gute Beziehung zu Gott, zu Jesus und zu Maria?
Also: Schauen wir unsere Kinder und Enkelkinder an! Unser unbedachter Umgang mit Bildschirmen schadet der Entwicklung dieser jungen Menschen, die wir doch lieben. Sie brauchen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit um sich selbst zu finden.
Michaela Koch Redaktion "Impuls aus Schönstatt“
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