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Eine Beautyfarm für die Seele
Sr. Theres-Marie Mayer. „Vielen Dank für die Liebe, die uns hier geschenkt wurde! Da kommen wohl alle gerne wieder. Also: bis dann!" So schreibt eine Teilnehmerin der Emilie-Exerzitien in Koblenz-Metternich auf eine Karte, die sie in ihrem Zimmer zurück lässt. „Emilie-Exerzitien": das ist der Titel eines Exerzitien-Angebotes von Sr. Theres-Marie Mayer, das auf der Spiritualität von Sr. M. Emilie Engel aufbaut, einer Schönstätter Marienschwester aus der ersten Generation, die sich vor allem durch ihren Glauben an Gottes Vorsehung auszeichnete.
Die Tage waren wirklich ein wunderbares Geschenk, so eine der Teilnehmerinnen. Schon gleich am ersten Abend entstand bei der „Vorstellrunde" eine schöne, vertrauensvolle Gemeinschaftsatmosphäre.
Jede Teilnehmerin hatte von zuhause etwas mitgebracht, um sich vorzustellen: Das Mitgebrachte wurde um eine Christuskerze in der Mitte gelegt und jede Teilnehmerin erzählte ein wenig von sich und dem, was sie bewegte. Dabei entstand eine vertrauensvolle und ehrfürchtige Atmosphäre, in der jede erahnen konnte, wie viel Leid Einzelne in diese Tage der Stille mitbrachten. Die Spannung war groß, wie diese Tage wohl werden würden. Da war die Erwartung, innerlich abladen zu können, was an Leid und Sorgen das Herz bewegte, da war der Wunsch, von Sr. Emilie Engel zu lernen, wie man besser mit der Angst von Familienangehörigen umgehen kann; da war die Hoffnung, endlich Zeit zum Nachdenken zu haben und innerlich abschalten und entspannen zu können; und da war das Vertrauen, an diesem Ort wieder neue Kraft zu finden... - Ob sich alle diese Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche wohl erfüllen würden?
Anbetungszeit
Die Tage der Exerzitien waren geprägt von Gottesdiensten, Impulsen, gemeinsamen Gebetszeiten, Gesprächsrunden, kreativem Gestalten und dem Empfang des Bußsakramentes. Die Vormittage sollten stille Zeiten zum Nachdenken und Beten sein, die Nachmittage die Gelegenheit zum Austausch bieten. Sicherlich ein Höhepunkt war der Anbetungsabend, gestaltet von Christiane Janser mit ihren einfühlsamen Liedern. Jede war eingeladen, ihre Anliegen, ihr Leid, ihre Sorgen, ihre Menschen vor den eucharistischen Herrn zu bringen, ein Licht anzuzünden und mit allen zu singen: „Heile mich/uns/sie/ihn in der Tiefe unseres Herzens ... Heile mich/uns/sie/ihn durch DEINE Liebe, Herr." - In dieser Anbetungszeit konnte wirklich abgeladen werden. Es war regelrecht spürbar, wie mit jedem neu angezündeten Licht eine Dunkelheit erhellt wurde, weil sie vor Christus gebracht werden konnte. Die Lichter reichten kaum aus, die auf den aus Stoff gekennzeichneten Weg zum eucharistischen Herrn gestellt werden konnten. Wer am nächsten Morgen in die Gesichter der Teilnehmerinnen sehen konnte, ahnte etwas von der Heilung, die Jesus geschenkt hatte.
Ein Thema, das unter den Nägeln brennt
In den Vorträgen, die mit Ernst und zugleich einer Prise Humor vorgetragen wurden, ging es um den Vorsehungsglauben im Leben von Schw. Emilie und dessen Bedeutung für das eigene Leben. Was kann dieser uns schenken? Wie können wir darin wachsen? Wie hilft er uns weiter? Was können wir von Schw. Emilie lernen? Manch bis dahin stille Bewunderung über die Tiefe des Vorsehungsglaubens von Schw. Emilie wurde zum Ausdruck gebracht und es wurde die Sehnsucht geweckt, doch in allen Situationen des Lebens so wie Schwester Emilie glauben zu können. In den Tagen der Exerzitien zog es die einzelnen Teilnehmerinnen vielleicht auch deshalb immer wieder zum Gebet ans Grab von Schwester Emilie.
Zum Vorsehungsglauben gehört auch das Thema Vertrauen. So wurde in den Vorträgen auch über enttäuschtes Vertrauen gesprochen. Bei diesem Thema brach sich die Enttäuschung der Teilnehmerinnen den sexuellen Missbrauch durch Priester und Ordensleute Bahn. Eine Frau war in ihrer Gemeinde konkret damit konfrontiert worden, aber nicht nur ihr brannte das Thema unter den Nägeln. Spontan wurde Vortrag Vortrag sein gelassen und alle setzen sich zu einer Gesprächsrunde zusammen. Dankbar meinte eine Frau hinterher: „Das war gut, dass wir das einmal sagen durften!" Ganz klar wurde erwartet, dass die Missbrauchsfälle nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden, sondern jetzt geklärt werden. Der Brief des Heiligen Vaters an die Kirche in Irland fand reges Interesse. „Können Sie uns davon nicht noch ein paar Exemplare ausdrucken, damit alle die Chance haben, ihn zu lesen?" bat eine Frau. - „Die offene und ehrfürchtige und nicht ausufernde Aussprache hat gut getan und richtig befreit", meinte eine andere Frau.
Befreiende Wirkung
Manches Element der Exerzitien hatte offensichtlich ein „befreiende Wirkung". In der Schlussrunde am Sonntagmorgen kam es zu Sprache: „Ich bin wie befreit!" fasste die eine Frau ihr Fazit kurz zusammen. Eine andere sagte: „Es war für mich so befreiend hier. Im Beruf und überall muss man so sehr drauf achten, nur ja nichts Falsches zu sagen. Immer wieder muss man abchecken, ob man auch niemand auf die Füße tritt mit dem, was man sagt. Hier wurde einem im Zweifelsfall immer alles positiv ausgelegt. Ich durfte so sein, wie ich bin!" Christiane J. sagte: „Ich habe den Ruf von Schw. Emilie gespürt! Sie hat gesagt: Komm hierher (nach Metternich)!" „Ich nehme von hier den einen Satz mit, aus dem Schw. Emilie gelebt hat: Ich bin ein Lieblingskind Gottes! Das werde ich mir jetzt immer wieder sagen!" sagte Waltraud B. und Marlies H. meinte: „Ich habe hier eine große Freundin gefunden!" Schwester Emilie hat alle reich beschenkt: „Sie hat mich mutiger werden lassen!" bekannte die eine, „Ich habe gelernt, dass man trotz Kummer fröhlich bleiben kann!" meinte die andere. Rita S. hat gar apostolischen Schwung erhalten: „Wenn ich als Altenpflegerin jetzt zu meinen Patienten komme, werde ich ihnen von Schw. Emilie erzählen. Und Novenen von ihr nehme ich auch mit und gebe sie weiter."
Die Exerzitien sollten nächstes Jahr unbedingt wieder stattfinden. Die Länge war genau richtig, um sich lassen zu können. „Wird das nicht zu teuer?" wollte Schw. Theres-Marie wissen. „Ach Schwester, was manche alles ausgeben, um auf die Beautyfarm zu gehen, da brauchen Sie keine Bedenken haben..." kommt von einer die prompte Antwort. Die andere darauf spontan: „Das hier ist eine Beautyfarm für die Seele! Das ist viel wichtiger!"
Segen
Die Tage der Exerzitien wurden von Herrn Pfr. Bühler mit großer Ruhe und selbstlosem Einsatz begleitet. Er feierte mit uns die Gottesdienste, hörte Beichte und stand für manches Gespräch zur Verfügung. „Zu dem kann man gut gehen", unterhielten sich die Frauen.
Die Abschlussmesse war gleichsam das Sahnehäubchen auf die Exerzitien. Die Musikgruppe von Haus Providentia gestaltete den Gottesdienst am Palmsonntag. Der Priester bat die Teilnehmer vor der Wandlung nach vorne um den Altar. Ein besonderes Erlebnis, so nahe beim Herrn zu sein. Und dann bekam am Ende jede einzelne Exerzitienteilnehmerin einen ganz persönlichen Segen. Beim Mittagessen meinte dann eine: „Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt einen so persönlichen Segen bekommen habe. - Bei der Hochzeit, ja ... Aber das hier war noch persönlicher!"