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19. September 2018 | Kommentar der Woche | 

Hubertus Brantzen - Über die Maaßen peinlich


Im Reichstag Berlin (Foto: Hubertus Brantzen)

Kommentar der Woche: Über die Maaßen peinlich

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen (Foto: basis-online.net)

Prof. Dr. theol. Hubertus Brantzen (Foto: basis-online.net)

19.9.2018

Hubertus Brantzen

Über die Maaßen peinlich

„Was ist denn das wieder?“, höre ich die Leute um mich herum aufstöhnen. Die Affäre um den Präsidenten des Verfassungsschutzes ist vordergründig beigelegt, hinterlässt aber einen faden Geschmack und wirft neue Schatten auf die deutsche Politik.

Es stellen sich wieder einmal die Frage: Was sind eigentlich die Themen, die mittels die Personalie Maaßen verhandelt werden? Was sind die Themen hinter dem Thema Maaßen, die aber nicht oder kaum offen angesprochen werden?   

  • Thema 1: Fähigkeit unserer Volksvertreter. Sonst werden Sprachregelungen bis zur Inhaltslosigkeit einer Aussage beachtet. Die Äußerungen Maaßens zu den Vorgängen in Chemnitz waren verharmlosend und die Problematik einnebelnd. Als Präsident einer Behörde wie der des Verfassungsschutzes darf sich dessen Präsident solche Ausrutscher einfach nicht leisten.
  • Thema 2: Umgang mit Rechtsextremismus. Dieses Thema bedarf zweifellos der Aufmerksamkeit von allen Seiten. Hier aber wird dieses Thema instrumentalisiert. Maaßen habe Kontakt zur AfD, was offenbar auf seine Nähe zu dieser Partei hinweisen soll. Das aber ist eine Unterstellung.
  • Thema 3: Manipulation. Genau an dieser Stelle manipulieren die Politiker die Wahrheit, vermeintlich zu ihren Gunsten. Hunderte Male war diese Nachricht aus dem Mund von Politikern zu hören. Nur einmal hörte ich in einem Kommentar davon, dass Maaßen mit allen Parteien Gespräche führte, mit den Linken, den Grünen und Liberalen öfter als mit der AfD, ganz zu schweigen von der Vielfalt der Kontakte zur CDU und SPD.
  • Thema 4: Profilierung Einzelner und der Parteien. Von den Parteien wird der Fall Maaßen als Vehikel benutzt, sich zu positionieren und zu profilieren. Seehofer will Stärke zeigen nach dem Motto „Wer ist der Stärkste im ganzen Land?“. Andere stellen Maaßen, ausgesprochen oder unausgesprochen, in die rechte Ecke und meinen damit zu beweisen, wie toll sie selbst sind. Die SPD macht den Fall zur Existenzfrage der großen Koalition.
  • Thema 5: Macht. Dieses Thema ist offensichtlich präsent und muss nicht weiter ausgeführt werden. Dahin gehört in diesem Fall auch die Möglichkeit des Bundesinnenministers, den Kandidaten die Karriereleiter nach oben zu schupsen, Gehaltsaufbesserungen eingeschlossen . Es gibt offenbar Menschen, die gegen das gesunde Gerechtigkeitsempfinden der Menschen immun sind.

Empathie, Wertschätzung sowie authentische und ehrliche Aussagen bestimmen eine gute und menschliche Kommunikation. Das alles vermisse ich in der Affäre Maaßen. Und leider nicht nur da.
Was ist bitte an diesem Vorgang „christlich“, „sozial“ oder „christlich-sozial“?

Hubertus Brantzen
Mainz


Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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