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5. Juli 2018 | Kirche | 

Bewegungen und neue Gemeinschaften sind „Spezialisten in Lebensprozessen“


Tag mit den Bewegungen im Dikasterium für Laien, Familie und Leben (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Tag mit den Bewegungen im Dikasterium für Laien, Familie und Leben (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

P. Heinrich Walter/Hbre. Zum jährlich stattfindenden Treffen von Verantwortlichen der neuen Geistlichen Bewegungen und Gemeinschaften mit dem Dikasterium für Laien, Familie und Leben kamen am 19. Juni 2018 etwa 120 Vertreter von 46 Bewegungen und Gemeinschaften. Zum ersten Mal war für dieses Treffen ein ganzer Tag eingeplant worden. In einer etwas grundsätzlicheren Rede sprach Kardinal Kevin Farrel, Präfekt des Dikasteriums, über die Bedeutung der Jugendarbeit. Pater Alexandre Awi Mello, Sekretär im Dikasterium gab einen Impuls zur Vorbereitung der Jugendsynode. Msgr. Carlos Simon Vazques sprach über den Weltfamilientag in Dublin und Frau Giovanna Guerrieri Nalin über den bevorstehenden Weltjugendtag in Panama.

Kardinal Kevin Farrel, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Kardinal Kevin Farrel, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

„Evangelisiere die Jugendlichen und sie werden sofort zu Verkündigern!“

In seiner Rede betonte Kardinalpräfekt Kevin Farrell, dass am Ursprung vieler kirchlicher Bewegungen junge Menschen gestanden hätten. Insofern sei die große Erneuerung der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten von jungen Menschen ausgegangen. Dann betonte er, dass die kirchlichen Bewegungen eine langjährige Erfahrung in der Jugendarbeit hätten. Dies sei ein Schatz, der mit der ganzen Kirche geteilt werden sollte. Farrell unterstrich auch die Tatsache, dass die kirchlichen Bewegungen junge Menschen aktiv an der Evangelisierung beteiligten. „Evangelisiere die Jugendlichen und sie werden sofort zu Verkündigern!“ Außerdem gäbe es in den Bewegungen und Gemeinschaften „eine sehr enge Verbindung zwischen der Erfahrung des Glaubens und dem beruflichen Weg.“

Jugendsynode wird Spuren für die Gegenwart und die Zukunft der Kirche hinterlassen

Pater Alexandre Awi Mello, Sekretär des Dikasteriums, sprach über die Vorbereitung der Jugendsynode im Herbst. Zwar sei die Vorbereitung und Organisation der Synode Aufgabe des Sekretariats der Bischofssynode, aber da das Thema dieser Synode mit einem Aufgabenfeld des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben zusammenhänge, erlaube er sich drei kurze Bemerkungen dazu.

Erstens sei das Instrumentum Laboris der Bischofssynode das in diesen Tagen veröffentlicht wurde, ein „Ergebnis eines langen und ernsthaften Anhörprozesses, der das Leben und die Meinung junger Menschen ernst nahm.“ Die Anhörung der Jugend mit einem Online-Fragebogen (beantwortet von mehr als 200 Tausend jungen Menschen aus dem ganzen Welt) und vor allem das Vorsynodale Treffen mit mehr als 300 jungen Menschen aus allen Bereichen seien völlig neuartige Kanäle der Vorbereitung gewesen und zeigten den echten Wunsch der Kirche, zuzuhören und die Teilnahme junger Menschen am Synodalprozess zu ermöglichen.

Pater Alexandre Awi Mello ISch, Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Pater Alexandre Awi Mello ISch, Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Zweitens sei das grundlegendste und innovativste dieser Synode der Lebensprozess, der um sie herum entstand. Eine synodale Kirche könne mit dem wirklichen Leben in Kontakt treten, sei in der Lage, auf das Leben zu hören, könne jeden in die Reflexion und in die Suche nach Lösungen involvieren. Hier sei kein Platz, für die, „die immer schon alles besser wissen“, vielmehr gehe es um die Kultivierung einer „Einheit in der Vielfalt“. Deshalb werde der von dieser Synode aufgeworfene Lebensprozess Spuren für die Gegenwart und die Zukunft der Kirche hinterlassen, von denen Papst Franziskus träume.

Die Bewegungen und neuen Gemeinschaften seien drittens „Spezialisten in Lebensprozessen“ und daher privilegierte Orte, um dem synodalen Prozess Kontinuität zu geben. Daher wolle er, so Awi Mello, die Bewegungen und neuen Gemeinschaften einladen „Protagonisten des synodalen Lebensprozesses“ zu sein, „mobile, dynamische Realitäten, offen für den Atem des Geistes“.

Drei-Minuten-Zeugnis mit den Schwerpunkten „Verkündigung des Glaubens“ und „Berufungspastoral“

Neu bei dieser Begegnung war auch, dass alle Verantwortlichen der Bewegungen und Gemeinschaften nach diesen Reden zu einem Drei-Minuten-Zeugnis mit den Schwerpunkten „Verkündigung des Glaubens“ und „Berufungspastoral“ in der jeweiligen Bewegung, eingeladen waren. Natürlich habe viele die Gelegenheit genutzt, über ihr Charisma auch mehr allgemein zu sprechen. Auf den Vor- und Nachmittag aufgeteilt, hörten die Teilnehmenden über drei Stunden über das vielfältige Leben der Bewegungen. „Es ist erstaunlich, mit welcher Kreativität der Heilige Geist neue Gemeinschaften mit so unterschiedlichen Charismen und Formen des Lebens und der Mission hervorbringt. Wir durften den großen Reichtum der Kirche erleben“, so ein Teilnehmer.

Die Vertreter der Gemeinschaften und Bewegungen (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Die Vertreter der Gemeinschaften und Bewegungen (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Schönstatt war vertreten durch P. Heinrich Walter, internationale Koordination der Schönstatt-Bewegung, und durch Sr. Julia von der Pastoral mit der Mädchenjugend in Italien. In dem im Vorhinein von Schwestern und Patres gemeinsam ausgearbeiteten Zeugnis der Bewegung wird betont, dass Schönstatt die gesamte Jugendarbeit als eine „Berufungsarbeit“ sieht, bei der es um Identitätsfindung und um die Entwicklung einer persönlichen Gottesbeziehung geht. Dem dienen z.B. Methoden wie die „Lebensschule“ aber auch Modelle und Vorbilder. Dabei habe der „Weg zur Heiligkeit“ einen Namen: Maria, die für die Jugendlichen in der Schönstatt-Bewegung vor allem eine Erzieherin zu festen und freien Persönlichkeit sei, zu Menschen, die beziehungs- und bindungsfähig werden. Glaubensweitergabe und Evangelisierung geschehe in der Schönstatt-Bewegung zuerst durch das oft stille, aber wirkungsvolle Zeugnis, da wo die Jugendlichen leben und arbeiten durch ihren Lebensstil. Aber natürlich gebe es auch missionarische Projekte wie z.B. die Misiones oder die Kampagne der Pilgernden Gottesmutter.

Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode (Foto: Dicastery for Laity, Family and Life)

Für eine Kirche, die agiler, dynamischer und furchtloser ist

Zum Abschluss des Treffens sprach der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, über die Ziele, Erwartungen und Perspektiven der „Jugendsynode“ im Oktober. Die jungen Menschen drängten auf eine Erneuerung der Kirche, auf eine Transformation, die die Kirche agiler mache, weniger strukturell, dafür dynamischer, damit sie furchtloser fähig werde, sich anderen Kulturen, anderen Religionen und verschiedenen Gesellschaftsformen zu stellen. Junge Menschen wünschten sich heute eine Kirche, „die näher bei den Menschen und in der Lage ist, dort zu sein, wo die Jungen sind, wo sie leben, und auch an Orten, die nicht physisch sind, zum Beispiel in der Welt der sozialen Medien“, so Baldisseri.

In der globalisierten und technologischen Kultur sei es nötig, dass die Kirche eine neue Sprache finde um im Dialog die Gute Nachricht im Heute glaubwürdig zu verkünden. Außerdem wünschten sich junge Menschen eine Kirche, die ihnen hilft, konkrete Lösungen für die Probleme zu finden, die sie bedrohen, und die sie diskret, aber effektiv bei den wesentlichen Entscheidungen für ihr Leben begleitet. Abschließend betonte der Kardinal, dass junge Menschen darüber hinaus von einer Kirche träumen, die bereit sei, auch von den Jungen zu lernen, einer Kirche, die keine Angst davor habe, sich selbst in Frage zu stellen, um neue Wege zu finden, einer Kirche, die keine Verbote ohne überzeugende Erklärungen ausspreche.

Eine Begegnung, die fortgesetzt werden müsste

In den Gesprächen am Rande wurde deutlich, dass diese Art der Veranstaltung fortgesetzt werden müsste im Sinne eines Dialogs mit dem Dikasterium. Ein großer Gewinn war für alle, dass man sich persönlich kennenlernen konnte, vor allem die Mitarbeiter des Dikasteriums, aber auch die Vertreter der Bewegungen untereinander. Im Laufe des Tages war etwas von einer familienhaften Kirche zu spüren.

 


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