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12. Mai 2018 | Katholikentag | 

„Im Heute glauben – Der Beitrag der katholischen Kirche für den Zusammenhalt der Gesellschaft“


Hearing der Deutschen Bischofskonferenz (Foto: McClay)

Hearing der Deutschen Bischofskonferenz (Foto: McClay)

Erstmals hat die Deutsche Bischofskonferenz eine eigene Veranstaltung auf einem Katholikentag durchgeführt. Mehr als 300 Teilnehmer nahmen am Freitag, 11. Mai 2018, an einem Hearing unter dem Leitwort „Im Heute glauben – Der Beitrag der katholischen Kirche für den Zusammenhalt der Gesellschaft“ teil. Mit dem Hearing wurde das Leitthema des mehrjährigen Gesprächsprozesses der Kirche in Deutschland aufgegriffen, der 2011 begann und im Jahr 2015 seinen Abschluss fand. Das Hearing diente der Vorbereitung der Jahresveranstaltung „Im Heute glauben“, die am 13./14. September 2019 in Fulda stattfinden wird.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen (Foto: McClay)

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen (Foto: McClay)

Sich gemeinsam auf den Weg in die Zukunft machen

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen), der zum Vorbereitungsteam des Gesprächsprozesses gehört, erläuterte das Hearing als Beitrag zur Vorbereitung und inhaltlichen Schärfung eines weiteren Treffens innerhalb des Gesprächsprozesses im kommenden Jahr. „Wir haben erfahren, dass es hilfreich und förderlich ist, miteinander nachzudenken, aufeinander zu hören und sich gemeinsam auf den Weg in die Zukunft zu machen“, so Bischof Overbeck.

Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) (Foto: McClay)

Prof. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) (Foto: McClay)

Herausforderung zum Dialog erwächst aus der Mitte des Glaubens

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Thomas Sternberg, hob aktuelle Herausforderungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervor, an dem sich die Kirche aktiv beteilige. Dazu gehöre der Umgang mit Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, die Klimaveränderung, die Situation von jungen Familien und nicht zuletzt Fragen des Lebensschutzes und der Bioethik. „Diesen Herausforderungen begegnen wir in einer Welt, die immer schneller, globaler und digitaler geworden ist. Als Christen sind wir aufgerufen, kompromissfähige politische Lösungen dafür zu finden, die nachhaltig, solidarisch und gerecht sind. Der Dialog ist dabei für uns mehr als nur eine Frage der Kommunikation. Die Herausforderung zum Dialog erwächst für uns aus der Mitte unseres Glaubens heraus“, so Sternberg.

Dr. Hartmut Rosa, Jena (Foto: McClay)

Dr. Hartmut Rosa, Jena (Foto: McClay)

Glaube erzeugt Resonanz in Kirche und Gesellschaft

Der Jenaer Soziologieprofessor Dr. Hartmut Rosa erläuterte anhand des Begriffes „Resonanz“ die inner- und außerkirchlichen Beziehungen: „Der Grund aller Religion ist ein Resonanzverhältnis und ein Versprechen. Ein Verhältnis zwischen Gott und Mensch, zwischen Kirche und Welt. Und es ist ein Versprechen wie es beim Propheten Jesaja heißt: ‚Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein‘.“ Die Kirche verfüge über Texte, Theorien und Diskurse. „Das bedeutet: Die Ressourcen des Glaubens müssen entdeckt werden. Der Glaube erzeugt Resonanz – in der Kirche und in der Gesellschaft“, so Professor Rosa.

Dr. Michael Gerber, Freiburg, Berichterstatter aus einer der Gesprächsgruppen (Foto: McClay)

Dr. Michael Gerber, Freiburg, Berichterstatter aus einer der Gesprächsgruppen (Foto: McClay)

Weltdienst der Gläubigen

In der Diskussion hatten die Teilnehmer die Möglichkeit zum Austausch wie sich Kirche vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen gestaltend einbringen kann. Dabei ging es um die Frage kirchlicher Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit, gegen Formen der Ausgrenzung und um die Zusage Gottes, dass jeder Mensch angenommen sei wie er ist. Das Hearing wandte sich gegen jede Form der Abwendung der Kirche von der Welt, sondern betonte den Weltdienst der Gläubigen, so wie es das Zweite Vatikanische Konzil formuliert habe. Der kommunikative Auftrag der Kirche müsse neu erkannt werden: Welche Formen der Kommunikation verwendet die Kirche, wo ist sie hörbar und wie ist der kommunikative Umgang untereinander, das waren weitere Fragen. Weihbischof Dr. Michael Gerber stellte aus seiner Gesprächsrunde heraus die Frage, wie Formen der Kommunikation gefunden werden können, die junge Menschen mehr miteinbeziehen. Das Ehrenamt spiele in der Zukunft der Kirche eine unverzichtbare Rolle, wenn die Kirche entsprechende Signale und Räume für das Mitwirken zur Verfügung stelle, so Gerber. Weiter stellte Gerber die Frage nach der „vertikalen Resonanz“. „Nutzen wir diese Stärke der Kirche? Glauben wir, dass uns da etwas besonderes gegeben ist?“ Formate des Gebetes, wie z.B. das Taize-Gebet auf dem Katholikentag am Abend vorher, wo Menschen mit ihrer Tiefenseele in Berührung kämen, würden auf große Resonanz stoßen, so Gerber.

Kardinal Reinhard Marx, München, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (Foto: McClay)

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen (Foto: McClay)

Zeugnis der Gemeinsamkeit in die Gesellschaft hineingeben

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, einer weiteren Fragmentarisierung der Gesellschaft vorzubeugen. „Welchen Beitrag können wir als Kirche dazu leisten, das muss die Frage der Zukunft sein“, so Kardinal Marx. Kirche und Gesellschaft seien nicht zwei topographisch getrennte Räume, sondern sie gingen ineinander über. „Wenn wir der Gesellschaft zeigen wollen wie man gut zusammenarbeitet, zusammenhält und auch eine gewisse plurale Breite an Themen wagt und stattdessen ein zerstrittenes Bild abgeben, dann ist das keine gute Voraussetzung. Wir müssen ein Zeugnis der Gemeinsamkeit in die Gesellschaft hineingeben, mit einer mutigen und offenen Kommunikation.“ Dazu gehöre auch die Frage nach Gott. „Finden wir einen gemeinsamen Weg, Gott in der Gesellschaft präsent zu machen? Das sollte eines unserer Ziele sein“, sagte Kardinal Marx.

Quelle: Unter Verwendung einer Pressemitteilung der deutschen Bischofskonferenz


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